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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0486
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bedeuteten seine Zerstörung im Zuge des
Prälatenkrieges zwischen dem Herzog von
Lüneburg als Administrator des Stiftes Hildes-
heim und dem Herzog zu Braunschweig (1458),
der Hildesheimer Stiftsfehde (1519) und
schließlich des Dreißigjährigen Krieges, von
dessen schrecklichen Ereignissen es sich wohl
rasch erholte; so sind für das Jahr 1664 bereits
70 Feuerstellen belegt, eine beachtliche Anzahl,
die auch noch die Kurhannoversche Landes-
aufnahme gut einhundert Jahre später aufführt
(1705 Übergang des Fürstentums Lüneburg an
Kurhannover). Vermutlich ist dieser Auf-
schwung in wesentlichen Teilen auf die Erhe-
bung Bissendorfs zum Mittelpunkt der neu
gegründeten Amtsvogtei Bissendorf (1560)
zurückzuführen, die man 1818 mit der Amts-
vogtei Essel vereinigte; so blieben bis zur Amts-
verlegung nach Großburgwedel Verwaltung (bis
1852) und Gericht (bis 1859) im Ort, der nach
der Verlegung einen regelrechten Einbruch
erlebte.
Wirtschaftlich wurde Bissendorf von Ackerbau
und Viehzucht sowie kurzfristig (ab 1736) von
der Verhüttung des anstehenden Raseneisen-
steins getragen - einem Prozess, der von der
hannoverschen Regierung als Betreiberin mit
Rücksicht auf die Harzer Eisenhütten jedoch
bald wieder eingestellt wurde.
Die Größe der Ortschaft blieb über das 17. und
18.Jh. weitgehend konstant; Siedlungser-
weiterungen des 19.Jh. sind vor allem westlich
des Dorfkerns im Umfeld des Bahnhofes zu
registrieren, während industrielle Niederlassun-
gen erst nach dem Ersten Weltkrieg erfolgten
(1924 Ise-Werke).
Bis heute erfreut sich Bissendorf seiner
Wertschätzung als beschaulicher Wohnort
dörflichen Gepräges - eine Tendenz, die bereits
in den fünfziger Jahren einsetzte und weitläufi-
ge Neubausiedlungen in den westlichen, nörd-
lichen und südlichen Randlagen einforderte.
Ehemaliger Amtshof und Amtshofquartier
Die wohl bedeutendste Anlage Bissendorfs liegt
genau im Herzen der Ortschaft und dominiert
im Zusammenspiel mit der gegenüberliegenden
Kirche die Ortsgestalt seit nunmehr gut 370
Jahren:
Nach dendrochronologischer Untersuchung
wurden an der heutigen Straßengabelung
Gottfried-August-Bürger-Straße/Burgwedeler
Straße im Jahr 1620 zwei annähernd parallele
Fachwerkbauten errichtet, das Haus der Amts-
vogtei Bissendorf samt Nebengebäude, das
vermutlich Gästen während ihres Bissendorfer
Aufenthaltes als Quartier zur Verfügung stand.
Traurige Berühmtheit erlangten beide als
Verhandlungsort einiger Minister aus Hannover
und Celle, die der Überlieferung nach hier über
das Schicksal der des Ehebruchs überführten
Kurprinzessin Sophie Dorothee von Hannover
entschieden haben sollen (1694). Sie ging auf-
grund ihrer lebenslangen Verbannung nach
Schloss Ahlden als „Prinzessin von Ahlden” in
die Geschichte ein.


Bissendorf, Gottfried-August-Bürger-Straße 1, ehern. Amtsvogtei, 1620

Bissendorf, Gottfried-August-Bürger-Straße 1, Giebelseite der ehern. Amtsvogtei


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