Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0487
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Bissendorf, Gottfried-August-Bürger-Straße 1, Nebengebäude der Amtsvogtei


Den historischen Zugang zum Amtshof markiert
eine alte Linde abseits der heutigen Haupt-
durchgangsstraße (Burgwedeler Str./Am Markt)
an der zurückgelegenen einstigen Hauptachse
des Dorfes, derGottfried-August-Bürger-Stra-
ße. Zwei Obeliskenpfeiler mit den Initialen des
damals in Celle residierenden Herzogs G(eorg)
W(ilhelm) von Braunschweig-Lüneburg („1691”)
eröffnen die Anlage (Nr.1), deren Zuwegung auf
den Hauptbau zuführt. Das Amtshaus entstand
seiner repräsentativen Funktion als Verwal-
tungsgebäude gemäß als elfachsiger traufstän-
diger Bau, dessen ursprüngliche Mittelachse an
einem vorhangbogigen zugesetzten (Altan-
?)Austritt abzulesen ist: Erweitert wurde das
Gebäude noch im 17.Jh. um drei Gefache. Seit
1892 erschließt das barockisierende Zugangs-
portal mit Karniesgiebel und flankierenden
Lisenen das Amtshaus, dessen Giebeltrapez
man im gleichen Jahr erneuerte. Das hofseitig
anschließende Nebengebäude wurde hingegen
als nur fünf Gefache langer Fachwerkbau abge-
zimmert und erinnert in seinen bescheidenen
Maßen an die Speicherbauten dieser Region
(heute Museum).
Trotz ihrer unterschiedlichen Dimensionen ver-
binden beide Bauten die zeittypische Abzimme-
rung als geschossweise vorkragender Stock-
werkbau und die damals beliebte Konstruktion
kurzer, paarweise angeordneter Kopf- und/
oder Fußbänder, die die enge Ständerstellung
der Außenwände absicherten (ein Großteil die-
ses Gefüges ging beim speicherartigen Fach-
werkbau bei nachfolgenden Umbauten verlo-
ren, konnte aber beim Rückbau 1999 rekon-
struiert werden). Nach einer umfassenden
Instandsetzung 1985/86 zeigen beide Bauten
wieder ihr beeindruckendes differenziertes
Dekor.
Von der Geschichte des Amtshofes auszugren-
zen sind das heute dem Hofplatz beigeordnete
Querdielenhaus Am Markt 1 (um 1860/70) und
der parallel zur Gottfried-August-Bürger-Straße
platzierte sog. Amtskrug (Nr. 3), ein 1808 auf
einer Kötnerstelle erstellter Vierständerbau,
dessen Besitzer ihren Hauszins an die Bissen-

Bissendorf, Gottfried-August-Bürger-Straße 3, ehern. Amtskrug


dorfer Kirche zu entrichten hatten. Ursprünglich
war der Hof herrschaftliches, zehntpflichtiges
Lehen und damit nicht dem Amtshof zugehörig,
wurde jedoch späterhin aus dieser Verpflich-
tung herausgelöst. Spätestens in der 1. Hälfte
des 19.Jh. wurde hier eine Wirtschaft einge-
richtet, die nach 1895 schließlich den Namen
Amtskrug trug. Seit 1981/82 dient das ehema-
lige Wohnwirtschaftsgebäude als Gemeindebü-
cherei.
Durch die Neugestaltung und Öffnung des
Amtshofes zur Burgwedeler Straße fällt der
Blick heute unverstellt auf die hoch gelegene
Michaeliskirche (Am Markt). Ein Sandsteinpfei-
ler (um 1920, Schindler) zur Erinnerung der
Toten beider Weltkriege markiert den Aufgang
zum allseitig stark abfallenden Kirchhügel.

Michaeliskirche
Schon aus der Ferne zeichnet sich die Silhou-
ette der aus Bruchsteinen erbauten Kirche ab,

Bissendorf, Am Hellenfeld, Friedhofskapelle, um 1890

484
 
Annotationen