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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0530
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Wunstorf, Königl. Preuß. Landes-Aufnahme 1896, Ausschnitt (Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen)


STADT WUNSTORF
WUNSTORF

Eingefasst von Auen und großflächigem, von
der mäandrierenden Leine geprägtem Über-
schwemmungsgebiet entwickelte sich die Alt-
siedlung Wunstorfs südöstlich des Steinhuder
Meeres, geschützt von der Höhenlage auf
einem seichten Geestrücken.
Heute führt die Autobahn A 2 südöstlich von
Wunstorf vorbei und verbindet die den äußers-
ten Osten der Region markierende Stadt mit
der Landeshauptstadt Hannover.
Geschichtlicher Überblick
Vermutlich entwickelte sich die alte Stadt aus
einem Kanonissenstift, das Bischof Dietrich von
Minden 865 auf seinem Eigengut nahe dem
Steinhuder Meer gründete. Hier bot ein lang
gestreckter, von zwei Auearmen umzogener
Geestrücken der Stiftsgründung den notwendi-
gen natürlichen Schutz und die räumliche
Zurückgezogenheit. Nach bisherigen Erkennt-
nissen war dieses Areal vor der Stiftsniederlas-
sung vollkommen unbesiedelt, obwohl im wei-

teren Umkreis zahlreiche Wüstungen nachge-
wiesen werden konnten; in jedem Fall ist der
Name Wunstorf („Vuonheresthorpe“) erstmals
für das Jahr 871 bezeugt.
Wo genau sich das älteste Stift befand, dessen
Kirche durch einen Blitzeinschlag 1010 zerstört
worden ist, ist bislang noch nicht sicher geklärt.
Nach einigen Baustrukturen innerhalb der über-
kommenen, aber späteren Kirche zu urteilen,
ging dieses älteste Gotteshaus möglicherweise
in diesem spätromanischen Neubau auf.
Tatsächlich bot hier der nur ca. 300 Meter brei-
te Geestrücken den besten Schutz, da ihn
nördlich und südlich je ein Auearm (Kaspau und
Südaue), gegen Westen jedoch ein wasserfüh-
render Verbindungsgraben sicherte. Sein auf
der Kurhannoverschen Landesaufnahme von
1782 dargestellter leicht bogiger Verlauf blieb in
der Führung der modernen Bundesstraße B
441 im Bereich „Am Stadtgraben“ erhalten, die
heute die beiden Auearme überspannt.
Das schon 1181 als „civitas“ und somit als
Stadt bezeichnete Wunstorf stand zunächst in
enger herrschaftlicher Bindung an die Äbtissin,
obgleich die Vogtei über civitas und Stift vom
Mindener Bischof mittlerweile an die Grafen von

Roden übertragen worden war. Ihr offensicht-
lich unter Waffeneinsatz ausgetragener Ver-
such, ihre Stellung vor Ort zu stärken endete
1220 mit tiefgreifenden Zerstörungen im
Stadtgebiet und der Kapitulation der Grafen.
Dennoch gestand ihnen der Bischof den
Neubau einer Burg in Wunstorf zu, die vielleicht
als gräflich-bischöfliche Burg mit einem Wall-
/Grabensystem gesichert entstand.
Ein weiterer Versuch der Grafen, die Markt-
siedlung dem Einfluss des Stiftes und damit
dem Bischof zu entziehen, führte 1247 schließ-
lich zur Teilung Wunstorfs, das fortan hälftig den
Grafen als bischöfliches Lehen und hälftig dem
Bischof unterstand.
Obgleich Wunstorf 1261 das Mindener Stadt-
recht verliehen bekam, sah es sich aufgrund
dieser inneren Teilung und herrschaftlichen
Bindung niemals ganz in der Lage, seinen
Stadtstatus im vollen Umfange auszuschöpfen;
zugleich kam das Besitzrecht der Wälle erst
1358 an die Stadt. So durchlebte Wunstorf
jahrhundertelang eine höchst wechselhafte
Geschichte, auch wenn es seine Stellung als
Stadt immer wieder zu festigen suchte (Bau des
Nord-, Süd-, Wester- und Klostertores um

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