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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0550
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barten Bauten im Rehmoore wird ihr re-
präsentativer Charakter durch den weithin als
point de vue wirkenden, oktogonal aus dem
Baukörper hervorgehenden Wasserturm der
Villa Nr. 1 bestärkt, der dieser Siedlung einen
geradezu malerischen Sichtwert verleiht.
Demhingegen ist der Villa Gustav-Kohne-
Straße 17 durch die Vielfalt ihrer Gestal-
tungsdetails eine architektonische Wertigkeit zu
Eigen, die sie aus der Gruppe der ansonsten
stereotypen Vertreter des Landhausstils her-
aushebt.
Der am Rande der Vorstadt um 1880 erbaute
Bahnhof der Steinhuder-Meer-Bahn (Hinden-
burgstr. 49) schließt das Quartier gegen Osten
ab. Als typischer Vertreter des späten 19. Jh.
zeigt der zweigeschossige, durch einen Mittel-
risalit gegliederte Backsteinbau das für diese
Zeitspanne charakteristische Formenspektrum
von hölzernen Freigespärren, Staffelgliederun-
gen und Friesen, die auch den funktionalen,
rückseitigen Werkstatttrakt stilistisch an den
Hauptbau anbinden.


Wunstorf, Hindenburgstraße 49, ehern. Bahnhof der Steinhuder-Meer-Bahn

Bahnhofsviertel
Mit dem Bau des sog. Trennungsbahnhofes,
den der hannoversche Baurat C. W. Hase
1847/48 nach Planentwürfen F. Schwarzs’ aus-
führte, entwickelte sich das nähere Stadtumfeld
der neu angelegten Bahnhofstraße zu einem
anspruchsvollen Wohnquartier. Das lang
gestreckte, neuerdings aufwendig renovierte
Bahnhofsempfangsgebäude Bahnhofstraße
58 wird von gekuppelten Rundbögen belebt,
die die blockhaft hervortretenden Seitenrisalite
mit dem Mittelkompartiment verbinden. Mit
Ausnahme weniger historisierender Anleihen
wie den plastischen Porträtmedaillons trägt das
Gebäude allerdings noch die klare Bausprache
des Spätklassizismus. Ursprünglich betrat man
vom Empfangsgebäude aus die beiden längs
des Hauptgebäudes verlaufenden, überdach-
ten Perrons, die heute allerdings moderne
Anlagen ersetzen.
Das Bahnhofsquartier wird mitsamt einigen
Mehrfamilienhäusern (Bahnhofstr. 69) und der
durch Schmuckmedaillons gekennzeichneten
Bahnpost und späteren Realschule (Nr. 73)
durch die historistische Formensprache des
ausgehenden 19.Jh. bestimmt. Vom gehobe-
nen Anspruch dieses Viertels berichten heute
einige wohl um 1900 entstandene Villen
(Blumenauer Str. 13), unter denen die durch
turmartig überlängte Standerker, Zwerchhäuser
und Zierfachwerk rhythmisierten Villen Blume-
nauer Straße 9 („1899“) und Hannoversche
Straße 1 einen besonderen Stellenwert einneh-
men; beide spiegeln eine deutlich dem
Heimatstil verpflichtete Architektur. Eindeutig
neubarocke Züge trägt hingegen der dreige-
schossige, durch Karyatiden und Lisenen verti-
kal strukturierte Putzbau Luther Weg 76 (um
1880), dessen Ecken drei über Konsolen vor-
kragende Erker betonen. Der darüber hinaus
durch Fugenstrich, Putzgesimse, Gauben etc.
stark plastisch interpretierte Bau gehört zu den
besterhaltendsten gründerzeitlichen Wohn-
bauten Wunstorfs.

Wunstorf, Bahnhofstraße 58, Bahnhofsempfangsgebäude, 1847/48


Wunstorf, Hannoversche Straße 1, Villa


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