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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0549
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Typisch für diese Stilvariante ist die Öffnung des
Hauses zum Garten über Erker, Freitreppen,
Gartenräume oder Terrassen, wie dies die
dekorative Villa Nr. 36 zeigt. Das bereits vom
Formenempfinden des aktuellen Jugendstils
beeinflusste Wohnhaus erhebt sich am Ende
eines noch von zeitgenössischen Ziergittern
umgrenzten Gartens und beeindruckt durch die
massive Freitreppe zum Garten oder die goti-
sierende, von Stabwerk gefasste Drillingsstaffel.
Zwischen 1872 und 1876 war im Zentrum die-
ses Quartiers das heutige Hölty-Gymnasium
(Nr. 25) als königlich-preußisches Lehrerse-
minar im neugotischen Stil nach Plänen
Hermann Hunaeus' entstanden. Ähnlich den
bürgerlichen Wohnbauten der Umgebung wur-
de auch dieser dreigeschossige, von Risaliten
mit Staffelgiebeln akzentuierte Backsteinbau als
baulicher Abschluss kleinerer Lehrergärten und
einer Parkfläche im landschaftlichen Stil errich-
tet und gegen die Straße durch einen schmalen
vorgartenartigen Grünstreifen abgegrenzt. Vor
diesen repräsentativen, 1991/1992 sanierten
Fassadenprospekt wurde schließlich die Galva-

Wunstorf, Frankestraße 9, Direktorenvilla


nokernplastik einer triumphierenden Germania
aus der Werkstatt K. Gundelachs (1876)
gesetzt, nachdem sie zunächst auf dem Markt
aufgestellt worden war. Das Mahnmal zur
Erinnerung der Toten des Deutsch-Franzö-
sischen Krieges 1870/71 findet sein Pendant in
dem nur wenige Jahrzehnte später entstande-
nen Ehrenmal zur Erinnerung der Kriegsopfer
des Ersten Weltkrieges, das in unmittelbarer
Nachbarschaft ebenfalls an der Hindenburg-
straße liegt; hier bildet ein Pavillon (um 1918)
das Zentrum einer gartenartigen, durch
Buchenhecken umschriebenen Anlage.
Da dieses Viertel offenbar erstrangig als Wohn-
vorstadt galt und entsprechende Grün- und
Ruhezonen bot, entstand an seinem Rande ein
weiterer anspruchsvoller Putzbau des Landes-
krankenhauses (Gustav-Kohne-Str.), der dem
Gründer der Krankenhausstiftung, C. L. W.
Franke, gewidmet war. Die nach ihm benannte,
auf das Krankenhaus zuführende Frankestraße
säumen architektonisch zurückhaltende Dop-
pelhäuser, die wohl überwiegend auf Entwürfen
Karl Petzolds beruhen. Zwischen 1908 und
1911 erbaut, kennzeichnet sie eine auf die ver-
schiedenen Reformbewegungen der Jahrhun-
dertwende zurückzuführende Formenstrenge
und somit ein deutlicher Kontrast zu den histo-
ristischen Bauten der Hindenburgstraße (Nrn.
1, 3; erb. 1908). Vermutlich ist das gesamte
Umfeld des Krankenhauses in einem baulichen
Kontext zu bewerten, wie auch das benachbar-
te Direktorenhaus unterstreicht (Nr. 9). Die durch
halbrund vortretende Erker, einen frontseitigen
Portikus, Altan und überfangenden Segment-
bogengiebel aufwendig gestaltete Villa wird
noch heute von einem großflächigen Garten
umgeben.
Möglicherweise sind auch die nahe gelegenen,
mit großzügig bemessenen Gärten und dekora-
tiven Nebengebäuden ausgestatteten Villen im
Landhausstil Gustav-Kohne-Straße 17, Im
Rehmoore 1 und 2 (alle um 1905) als
Wohnhäuser für die Ärzteschaft des Kranken-
hauses zu deuten. Vor allem bei den benach-

Wunstorf, Hindenburgstraße 25, Hölty-Gymnasium, Mittelrisalit, Planverfasser: H. Hunaeus

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