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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0548
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gegen der polygonale, von Strebepfeilern
gestützte Chorraum vor. Die Kapelle leitet zu
einem lang gestreckten Backsteintrakt (um
1890) über, der sich zum Hof in einem polygo-
nalen Treppenturm, zur Straßenecke Südstra-
ße/Hindenburgstraße mit einer Eckabschrä-
gung und zwei akzentuierenden Zwerchgiebeln
öffnet. Das Motiv des von Steigfriesen begleite-
ten Zwerchgiebels wiederholt sich beim Zie-
gelbau Hindenburgstraße 1 (1880/90), der als
Kopfbau das Krankenhausareal gegen Südos-
ten abschrankt. Vom historischen Parkkonzept
ist heute nur noch Weniges erkennbar, zumal
zahlreiche Neubauten im Parkbereich entstan-
den und alte Strukturen überlagerten, zu denen
u.a. auch ein großzügig bemessener Dreiflügel-
bau der 1950er Jahre gehört.
Kontrastreich zum Pflegeanstaltkomplex prä-
sentiert sich das unmittelbar gegenüberliegen-
de Eckhaus Georgstraße 1, ein neubarocker
Massivbau, der durch Fugenstrich, Kartuschen
und profilierte Gesimse wohl um 1895 als Hotel,
Restaurant und „Ausspann“ erbaut wurde.

Ä

Wunstorf, Georgstraße 1, ehern. Hotel, Restaurant und „Ausspann", um 1895


Gegenüber diesem städtisch geprägten Viertel
dokumentiert die nur wenig südlich gelegene
Melanchthonstraße (Nr. 7-21) das zeittypische
Bild einer einst modernen Wohnstraße, die im
Wesentlichen wohl vor dem Ersten Weltkrieg
entstand. Die Wohnhäuser der alt gepflasterten
Straße wurden als eingeschossige Doppelhäu-
ser unter Giebelmansarddächern konzipiert,
deren Enden jeweils schlanke Risalite markie-
ren, die als immer wiederkehrendes Motiv den
Siedlungscharakter verstärken. Den Kopfbau
der Siedlung bildet das Doppelhaus Nr. 12/14,
das sich durch seine Proportionen und die his-
toristische Stilistik als Bauwerk der Jahrhun-
dertwende zu erkennen gibt.
In unmittelbarer Nachbarschaft der Melanch-
thonstraße erhebt sich das kleine Anwesen
Düendorfer Weg 9, das heute die Siedlung
Melanchthonstraße und die Eisenbahntrasse
flankieren. Der kleine, über eine Kastanienallee
erschlossene Hof hat in dieser Abgeschieden-
heit noch einiges von seinem ländlichen Geprä-
ge bewahrt und umfasst noch heute das zwei-
geschossige fünfachsige Wohnhaus unter Walm-
dach und eine Fachwerkremise derzeit um 1800.
Mit der Eröffnung der östlich der Altstadt gele-
genen Stadtbahnhöfe wurde neben der
Bahnhofstraße auch die den Ortsteil Luthe
anbindende Hindenburgstraße angelegt, die
stattliche Lindenalleen begleiteten. Beide Stra-
ßenzüge entwickelten sich bald zu angesehe-
nen Vorstadtquartieren, deren gartenstadtarti-
gen Charakter noch heute die massiven Mehr-
familienhäuser und Kleinstadtvillen mit schma-
len Vorgärten der Jahrhundertwende bestim-
men. Präsentiert sich das zweigeschossige
Wohnhaus Richthofenstraße 1 (um 1895) noch
ganz der gründerzeitlichen Bausprache ver-
pflichtet, so deutet sich in der zwar nach wie
vor historistischen, aber verstärkt malerischen
Fassadengestaltung der Villa Hindenburgstraße
29 (vgl. Zwerchhäuser, Eckerker; um 1900)
bereits der um die Jahrhundertwende an Be-
liebtheit kaum zu übertreffende Landhausstil an.

Wunstorf, Düendorfer Weg 9, Wohnhaus, um 1800



Wunstorf, Hindenburgstraße 36, Villa

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