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Krumm, Carolin [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0555
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mutlich im späten 16.Jh. das überkommene
Bokeloher Amtshaus als Dreiflügelanlage
errichtet (damals auch Wohnsitz der Herren von
Stafforst), wobei man das Fundament des alten
Burgturmes und einen Gewölbekeller in den
Neubau übernahm (Schloßstr. 22). Der ältere
Bauteile in sich vereinigende Putzbau entstand
in seiner heutigen Baugestalt mit achtachsiger
Fassade, Walmdach und seitlicher Querdurch-
fahrt allerdings erst im 18.Jh.; so sind für die
Jahre 1738 und 1754 Renovierungen und
Umbauten belegt. 1889 wurden das einstige
Herren- und spätere Amtshaus (wohl ab 1444)
zur Schule umgebaut und u.a. zwei Lehrer-
wohnungen eingerichtet; ein rechtwinklig
anschließender Erweiterungsbau erfolgte nach
Plänen des Bokeloher Architekten und
Haseschülers W. Türnau nach ersten Planun-
gen 1909 im Jahr 1911, ein weiterer bereits
1913 (ebenfalls W. Türnau), da der Zuzug der
für die Kaliwerke Sigmundshall arbeitenden
Familien die verfügbaren Kapazitäten sprengte.
Nur wenig weiter östlich ist das jenseits der
Straße um 1830/50 erbaute Gefängnis (Nr. 23)
als ein auf sandsteinerner Substruktion aufge-
hender eingeschossiger Fachwerkbau zu
sehen; bemerkenswert sind die zwei einst beid-
seitig des Mittelflures gelegenen Zellen, deren
Größe und Lage an den unbefensterten, für
diese Region völlig untypischen Bohlenwänden
abzulesen ist.
Gegen Osten gerichtet wurde diese den ältes-
ten Dorfkern bezeichnende Alte Dorfstraße frü-
her von einigen beeindruckenden Fachwerk-
bauten begleitet, die den ländlichen Charakter
des Ortskerns bestimmten; heute besitzen nur
noch wenige Bauten Denkmalqualität. Zu ihnen
gehört das Hallenhaus mit einseitiger Kübbung
und Steilgiebel Alte Dorfstraße 52, das als
Zweiständerbau zu den späteren Belegen die-
ses Bautyps zählt („1822“); als typische Details
für die jüngeren Hallenhäuser mit Zweiständer-
innengerüst sind die bündige Abzimmerung des
Wirtschaftsgiebels und die gleichmäßige
Rasterung anzuführen.

Bokeloh, Alte Dorfstraße 25, Scheune, „1853"


Gegen Norden setzt sich mit dem Verlauf der
Alten Dorfstraße das Bild breitlagernder
Wirtschafts- und Wohnwirtschaftsbauten un-
verändert fort, wobei mit den beiden Scheunen
Alte Dorfstraße 27 und 34 zwei weitgehend
ungestörte Wirtschaftsbauten erhalten blieben.
Während Scheune Nr. 34 (um 1780) noch den
altertümlichen Giebelvorsprung über Karnies-
knaggen und stark konvex geführte Kopfbän-
der am Torsturz zeigt, weist der inschriftlich in
das Jahr 1811 datierte, mit zwei Quereinfahrten
versehene Bau Nr. 27 bereits den moderneren
Korbbogensturz auf. „1853“ wurde schließlich
die benachbarte zweischiffige Scheune Nr. 25
mit dem weit vorkragenden Schwebegiebel zur
Straße erbaut, deren Torpfosten Lebensbäume
und Spiraldekor schmücken, die für den nord-
westlichen Teil der Region typisch sind. Weiter
nördlich spannt sich eine natursteinerne Brücke
mit stichbogigem Zwillingsgewölbe über den
Westauearm, der an dieser Stelle zusammen
mit einem nördlichen Arm, dem Mordgraben,
eine mandelförmige Insel ausbildet, deren nörd-
lichen Übergang ein pylonoides Pfeilerdenkmal

Bokeloh, Alte Dorfstraße 34, Scheune, um 1780

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