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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0558
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es schließlich Teil des Amtes Blumenau, von
dem man einen Teil 1859 wiederum dem Amt
Neustadt zuschlug.
Bereits die Erfassung der Kurhannoverschen
Landesaufnahme 1782 zeigte den lang gezo-
gen-dreieckigen Siedlungsgrundriss, dessen
nördliche breite Basis die Kirche markiert und
der sich bis heute - mit modernisierter und ver-
dichteter Randbebauung - fast unverändert
erhielt. Seit den Friedensverhandlungen
1647/48 am Ende des Dreißigjährigen Krieges
und der nachfolgenden Teilung Schaumburgs
wurde Idensen auf dieses charakteristische
Straßensystem konzentriert, nachdem die einst
zugehörigen Ortsteile Idensermoor und
Niengraben an die Herrschaft Hessen gefallen
waren; immerhin stieg in diesen Jahren die Zahl
der Feuerstellen von 26 im Jahr 1782 auf 33
Häuser im Jahr 1853, während 1956 92
Wohnbauten zu zählen waren.

Idensen, Sigwardskirche, Grundriss 1: 300 (Plansammlung des Niedersächs. Landesamtes für Denkmalpflege)


Die wirtschaftliche Grundlage Idensens stellte
seit jeher die Landwirtschaft dar, wobei gegen
Ende des 19.Jh. die Leinenweberei als Neben-
produktionszweig erwachte. Nachdem das
Kalibergwerk bei Bokeloh der Ortschaft zu eini-
gem Wohlstand verhalf, ging es mit der land-
wirtschaftlichen Produktion vor Ort stetig berg-
ab. Heute gilt Idensen dank der günstigen
Verkehrsanbindungen insbesondere als Wohn-
vorort Wunstorfs und touristisches Ausflugsziel.

Sigwardskirche
Die zwischen 1120 und 1129 als Eigenkirche,
offenbar auch als Grablege des Mindener
Bischofs Sigward errichtete Kirche (An der
Sigwardskirche 2) war ursprünglich den Elftau-
send Jungfrauen der Kölner Ursula-Legende
geweiht, wie dem Bericht des Dominikaners
Hermann von Lerbeck des ausgehenden 14.Jh.
zu entnehmen ist. In seiner Kirchenbeschrei-
bung hebt er u.a. das sorgfältige Quadermau-
erwerk, die Bleideckung des Daches und die
Wandmalereien hervor - Malereien, die wohl
schon gegen Ende des 15. Jh. übertüncht wur-
den. Nachdem die historische Bleideckung des
steinsichtigen Kirchenbaues 1670 entfernt wor-
den war, führte das Anwachsen der Gemeinde
im frühen 18.Jh. zu Überlegungen, die Kirche
abzutragen, um hier ein größeres Gotteshaus
zu errichten. Die Aufgabe der Abbruchpläne
führte stattdessen zum Einbau von Emporen
und zum Anbau einer Sakristei.
Dem vehementen Einsatz des hannoverschen
Baumeisters und Neugotikers C. W. Hase, der
1889/90 mit der Restauration der Kirche beauf-
tragt wurde, ist es zu verdanken, dass dieser
bemerkenswerte Sakralbau bis in unsere Zeit
erhalten blieb. Kraftvoll trat er erneut aufflam-
menden Abbruchplänen entgegen, legte Teile
der wiederentdeckten Wandmalereien frei und
veranlasste, die Emporeneinbauten des frühen
18.Jh. zu entfernen.
Die Kirche präsentiert sich heute als einschiffi-
ger, dreijochiger Sandsteinquaderbau mit annä-
hernd quadratischem Westturm, zwei quer-
schiffartig angeordneten Seitenkapellen und
einer polygonal geschlossenen Ostapsis.

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Idensen, Sigwardskirche, Schnitte (Plansammlung des Niedersächs. Landesamtes für Denkmalpflege)

Idensen, An der Sigwardskirche 2, Sigwardskirche, Blick von Osten


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