Steinhude, Steenewark 38, wohl Boots- und Erholungshaus für Pioniere, von 1919, Architekt: Fr. Zollinger
Östlich des Ortskerns schließt sich der christli-
che, nach seinen Inschriften zu folgern ab 1830
belegte Friedhof (Am Friedhof) an, der neben
den vollplastischen Skulpturengrabmalen des
20.Jh. (Grabstätte Seegers; 1925, sign. R. En-
gelhard) auch traditionelle karniesbogige Stelen
(Grabstätte Schweer) aufweist, die sich hier bis
in das späte 19.Jh. hineintradieren.
Sozial- und zeitgeschichtlich bedeutender ist
der jüdische Friedhof weit außerhalb der
Ortschaft einzustufen, der auf annähernd recht-
eckiger Parzelle insgesamt 62 vorwiegend kar-
niesbogige Stelen umfasst. Der durch lichten
Baumbestand gegen das Umland locker abge-
grenzte Bestattungsplatz wurde zwischen 1793
und 1942 belegt.
Südöstlich des Ortskerns erhebt sich unmittel-
bar nördlich des einstigen Damms der
Steinhuder-Meer-Bahn (1970 abgetragen) ein
sog. Erdholländer (An der Windmühle), den
man in seiner heutigen Gestalt 1871 in
Broitzem bei Braunschweig errichtete. 1911
wurde er an seinen jetzigen Standort verbracht,
Steinhude, Am Friedhof, Grabstätte Seegers, Skulptur: R. Engelhard, 1925
nachdem die dort seit 1670 belegte Bock-
windmühle einem Feuer zum Opfer gefallen
war; der nach 1945 mit Ersatzteilen der alten
Mühle aus Großenheidorn instand gesetzte und
bis 1979 in Betrieb genommene Holländer
besitzt dank kontinuierlicher Erhaltungsmaß-
nahmen eine noch heute voll funktionsfähige
technische Anlage; seine Konstruktion schützt
mittlerweile eine schwarze Teerpappenver-
kleidung.
Festung Wilhelmstein
Im Jahre 1761 ließ Graf Wilhelm zu Schaum-
burg-Lippe im südwestlichen Teil des Stein-
huder Meeres den Grundstein für die Aufschüt-
tung einer Insel legen, um auf ihr eine ins Kleine
gezogene Festungsanlage zu realisieren (1765-
1767), die nach ihrem Erbauer Festung Wil-
helmstein benannt wurde.
Zum Bau der Festungsanlage wurde von dem
Marktflecken Hagenburg ein schiffbarer Kanal
bis an das Südufer des Sees ausgehoben, auf
dem das Baumaterial in flachen Transport-
kähnen herangeschafft werden konnte; den
Weitertransport übernahmen ortsansässige
Fischer.
Die Anlage bestand ursprünglich aus einer zen-
tralen, von vier Bastionen geschützten Stern-
schanze und einem vorgelagerten meerum-
spielten Ring isolierter Bastionen, Ravelins und
Courtinen (nach 1767 erbaut), die nur durch
Zugbrücken untereinander und mit der Haupt-
insel verbunden waren. Im Gegensatz zur zent-
ralen Festung, die auf festem Untergrund ent-
stand, lagen die Außenwerke zunächst auf rei-
nen Pfahlsubstruktionen auf. Auf diesen insge-
samt 16 Nebeninseln (Wilhelmsinseln) befan-
den sich außer Geschützstellungen auch kleine
Fachwerkbauten mit Unterkünften für Soldaten,
Werkstätten und Stallungen; ein Großteil der
zwischenzeitlich verputzten Bauten blieb bis
heute erhalten, so auch der Hafen, den man im
Südosten anlegte.
Steinhude-Wilhelmstein, „Der Wilhelmstein im Steinhuder See“, Zeichnung (Niedersächsisches Staatsarchiv in
Bückeburg, Sig. Aa 33)
570
Östlich des Ortskerns schließt sich der christli-
che, nach seinen Inschriften zu folgern ab 1830
belegte Friedhof (Am Friedhof) an, der neben
den vollplastischen Skulpturengrabmalen des
20.Jh. (Grabstätte Seegers; 1925, sign. R. En-
gelhard) auch traditionelle karniesbogige Stelen
(Grabstätte Schweer) aufweist, die sich hier bis
in das späte 19.Jh. hineintradieren.
Sozial- und zeitgeschichtlich bedeutender ist
der jüdische Friedhof weit außerhalb der
Ortschaft einzustufen, der auf annähernd recht-
eckiger Parzelle insgesamt 62 vorwiegend kar-
niesbogige Stelen umfasst. Der durch lichten
Baumbestand gegen das Umland locker abge-
grenzte Bestattungsplatz wurde zwischen 1793
und 1942 belegt.
Südöstlich des Ortskerns erhebt sich unmittel-
bar nördlich des einstigen Damms der
Steinhuder-Meer-Bahn (1970 abgetragen) ein
sog. Erdholländer (An der Windmühle), den
man in seiner heutigen Gestalt 1871 in
Broitzem bei Braunschweig errichtete. 1911
wurde er an seinen jetzigen Standort verbracht,
Steinhude, Am Friedhof, Grabstätte Seegers, Skulptur: R. Engelhard, 1925
nachdem die dort seit 1670 belegte Bock-
windmühle einem Feuer zum Opfer gefallen
war; der nach 1945 mit Ersatzteilen der alten
Mühle aus Großenheidorn instand gesetzte und
bis 1979 in Betrieb genommene Holländer
besitzt dank kontinuierlicher Erhaltungsmaß-
nahmen eine noch heute voll funktionsfähige
technische Anlage; seine Konstruktion schützt
mittlerweile eine schwarze Teerpappenver-
kleidung.
Festung Wilhelmstein
Im Jahre 1761 ließ Graf Wilhelm zu Schaum-
burg-Lippe im südwestlichen Teil des Stein-
huder Meeres den Grundstein für die Aufschüt-
tung einer Insel legen, um auf ihr eine ins Kleine
gezogene Festungsanlage zu realisieren (1765-
1767), die nach ihrem Erbauer Festung Wil-
helmstein benannt wurde.
Zum Bau der Festungsanlage wurde von dem
Marktflecken Hagenburg ein schiffbarer Kanal
bis an das Südufer des Sees ausgehoben, auf
dem das Baumaterial in flachen Transport-
kähnen herangeschafft werden konnte; den
Weitertransport übernahmen ortsansässige
Fischer.
Die Anlage bestand ursprünglich aus einer zen-
tralen, von vier Bastionen geschützten Stern-
schanze und einem vorgelagerten meerum-
spielten Ring isolierter Bastionen, Ravelins und
Courtinen (nach 1767 erbaut), die nur durch
Zugbrücken untereinander und mit der Haupt-
insel verbunden waren. Im Gegensatz zur zent-
ralen Festung, die auf festem Untergrund ent-
stand, lagen die Außenwerke zunächst auf rei-
nen Pfahlsubstruktionen auf. Auf diesen insge-
samt 16 Nebeninseln (Wilhelmsinseln) befan-
den sich außer Geschützstellungen auch kleine
Fachwerkbauten mit Unterkünften für Soldaten,
Werkstätten und Stallungen; ein Großteil der
zwischenzeitlich verputzten Bauten blieb bis
heute erhalten, so auch der Hafen, den man im
Südosten anlegte.
Steinhude-Wilhelmstein, „Der Wilhelmstein im Steinhuder See“, Zeichnung (Niedersächsisches Staatsarchiv in
Bückeburg, Sig. Aa 33)
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