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Krumm, Carolin [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 13,2): Region Hannover: nördlicher und östlicher Teil; mit den Städten Burgdorf, Garbsen, Langenhagen, Lehrte, Neustadt a. Rbge., Sehnde, Wunstorf und den Gemeinden Burgwedel, Isernhagen, Uetze und Wedemark — Hameln, 2005

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https://doi.org/10.11588/diglit.44258#0572
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verkleideten Ackerbürgerhäuser Am Anger 3
(Ende 18.Jh.) und Ottenlock 13 (um 1830) auf
die ehemals auch hier vorherrschende Fach-
werkbauweise.
Die Siedlungserweiterung des 19. Jh. dokumen-
tiert sehr anschaulich die zweigeschossige
Backsteinvilla „Bretthauser“ Im Sandbrinke 16,
die um 1900 als touristische Sehenswürdigkeit
des Bahnhofviertels abgebildet wurde, obwohl
sie abseits der Braustraße in einem nur locker
aufgesiedelten Ortsbereich lag. Ihrer Entste-
hung um 1900 gemäß wurde sie wie auch das
dahinter liegende Gartenhaus in der zeittypi-
schen historisierenden Bausprache ausgeführt.
Die mit rustiziertem Sockel, Eckerker und
Gartennebengebäude mit Freigespärre ausge-
stattete Villa bezeichnet noch heute den süd-
lichen Ortsausgang Steinhudes.
Demgegenüber beschreibt das wohl als Boots-
und Erholungshaus für Pioniere errichtete kleine
Wochenend- und Ferienhaus Steenewark 38
die jüngere Ausbauphase Steinhudes, als man
im Zuge der Wochenendbewegung den nord-
östlichen Küstenbereich des Meeres erschloss
und hier u.a. ein Licht-, Luft- und Seebad ein-
richtete (1907). Ab 1906 entstanden entlang
der Uferzone kleine private Ferienhäuser der
oberen Gesellschaftsschicht, die - da jegliche
Reglementierungen fehlten - zuweilen unge-
wöhnliche, moderne Formen annahmen. So
weist das um 1926 errichtete, holzverkleidete
Bootshaus Nr. 38 einen bemerkenswerten
gedrückt-spitzbogigen Dachraum auf, dessen
Form sich in den breitlagernden Zwerchgiebeln
wiederholt. Die Dachform gehört damit rein sti-
listisch der Gruppe der Spitzbogentonnen an,
die der Architekt Fr. Zollinger ab 1919 vor allem
für Merseburger Wohnhäuser konzipierte; auch
hier besteht die Dachkonstruktion aus diagonal
gesetzten Streben und zwei kurzen Gegen-
streben.
In Form und Gestaltung nicht weniger indivi-
duell und aufwendig präsentiert sich das von
Karl Siebrecht um 1910 für die hannoversche
Familie Stichweh entworfene Wochenendhaus
Steenewark 17, obgleich ein Teil der histori-
schen Fenster abgegangen und gestalterisch
bedeutende Abschnitte der einst durch großzü-
gige Fenster durchbrochenen Fassaden verklei-
det worden sind. Ursprünglich steigerten diese
dekorativen Fensterflächen den Schauwert der
Gartenseite, die ähnlich licht und leicht wie ein
Wintergarten gestaltet war: Zwei polygonal in
den Gartenraum vorspringende Eckerker flan-
kierten den Gartenzugang, den ein breit ge-
spannter und ebenfalls durchfensterter Korb-
bogen überfing (heute ersetzen moderne
Einscheibenfenster die ursprünglich sprossen-
unterteilten Originale, gerade Stürze den Korb-
bogen). Der funktional bedingte Kontrast zwi-
schen der leichten Struktur der Gartenfassade
und der wuchtigen Ausführung des steilen
Ziegeldaches (Schlafräume) wurde insofern
empfindlich gestört. Das pittoreske Wochen-
endhaus im Landhausstil erschließt noch heute
ein in Form geschnittener Laubengang, der
nach einer „29“ datierten Skizze offensichtlich
auf Entwürfen des hannoverschen Planers W.
Hübotter fußt.

Steinhude, Am Graben, „Scheunenviertel"



Steinhude, Steenewark 17, „Wochenendhaus" der Familie Stichweh, um 1910, Entwurf: K. Siebrecht


Steinhude, Steenewark 17, Laubengang zum „Wochenendhaus"

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