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Zimmermann, Petra Sophia [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 18, Teil 2): Landkreis Celle: Landkreis Celle ohne Stadt Celle — Hameln, 1994

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https://doi.org/10.11588/diglit.44418#0011
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Vorwort

Der niedersächsische Landkreis Celle ist innerhalb des einstigen Fürstentums Lüneburg
ein politischer und kultureller Schwerpunkt, nicht zuletzt aufgrund derTatsache, daß zwi-
schen 1378 und 1705 dieses welfische Territorium von hier aus regiert wurde. Das zen-
trale Gewicht hat sich in dem Reichtum einer Kulturlandschaft niedergeschlagen. Sie hat
daher seit alters die besondere Aufmerksamkeit aller für Denkmalpflege Interessierten
und Verantwortlichen gefunden: So wurden die Vorarbeiten für das Inventar in der Reihe
der-Kunstdenkmäler der Provinz Hannover mit der Monographie des Schlosses Celle
bereits 1907 eingeleitet, die Bearbeitung der Stadt Celle 1937 vorgelegt. 1970 folgte die
Publikation „Die Kunstdenkmale des Landkreises Celle“ von Joachim Bühring, Konrad
Maier u.a. Aus damaliger Sicht war damit eine fachliche Aufarbeitung des geschichtli-
chen, insbesondere bau- und kunstgeschichtlich relevanten Bestandes geleistet.
Fachliche, aber auch öffentliche Diskussion brachte in den 1970er Jahren ein Umdenken.
Wurden auf dereinen Seiteganze bishervernachlässigte Denkmalgruppen neu bewertet,
stellten die Wandlungen in Industrie und Landwirtschaft und die Entwicklung des Handels
den Denkmalschutz vor bis dahin ungewohnte Zwänge. Es ergab sich die Notwendigkeit,
den Denkmalbestand nicht nur in vereinzelter Vertiefung, sondern nach Art, Verteilung
und strukturellen Beziehungen darzustellen. In diesem Sinne sollten die historischen
Wissenschaften unverzichtbare und für alle Planungen verbindliche Werte dokumentie-
ren, zugleich ein notwendiges Erkenntnismittel schaffen. Ziel war, die Allgemeinheit auf
ihre Verantwortung für das historische Erbe hinzuweisen und zu dessen Erhaltung zu
verpflichten. Damit war die Richtschnur zu Erstellung einer „Denkmaltopographie Bun-
desrepublik Deutschland“ seitens der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger, endgültig
1979 festgelegt, gegeben. Seither konnte ein Viertel des für das Land Niedersachsen
aufgestellten Programmes ausgefüllt werden.
Die Denkmaltopographie beschreibt und dokumentiert entsprechend den Baudenkmal-
bestand des Landkreises Celle und begründet damit die geschichtliche, künstlerische
oder städtebauliche Bedeutung der Objekte und Ensembles in einem entwicklungsge-
schichtlichen und topographischen Bezug. Mit dieser synthetisch-topographischen Me-
thode einer Beschreibung der Baudenkmale in ihrer wechselseitigen Beziehung zu Um-
gebung und Landschaft ist die Denkmaltopographie sowohl Gegensatz als auch Ergän-
zung zum Großinventar. Sie ist Handreichung für Eigentümer und Behörden, Architekten
und Planer, um Erkenntnisse über die Denkmale zu gewinnen, Akzeptanz für ihre Exi-
stenz zu entwickeln und die Notwendigkeit ihrer Erhaltung zu verdeutlichen.
Um den reichen Denkmalbestand des Landkreises Celle angemessen zu würdigen und
zu dokumentieren, drängte sich aus Gründen der Übersichtlichkeit und unterschiedlicher
Struktur eine Teilung auf. Der vorliegende erste Teil ist ausschließlich den Bauten des
Landkreises vorbehalten, wie er 1885 mit Inkrafttreten der Preußischen Kreisordnung in
der damaligen preußischen Provinz Hannover gebildet wurde und in seinen äußeren
Grenzen nahezu unverändert erhalten blieb. Dieser Bereich umfaßt die Stadt Bergen, die
Gemeinden Faßberg, Hambühren, Hermannsburg, Unterlüß, Wietze und Winsen sowie
die Samtgemeinden Eschede, Flotwedel, Lachendorf und Wathlingen mit ihren 16 Mit-
gliedsgemeinden, schließlich den gemeindefreien Bezirk Lohheide. Derzweite Band soll
der Stadt Celle gewidmet sein - die zunächst ein eigener Stadtkreis - erst 1973 mit der
Verwaltungs- und Gebietsreform in den Landkreis eingebunden wurde.
Der Landkreis Celle hat sich in auffälliger Weise eine intakte Kultur- und Naturlandschaft
erhalten, in denen die landwirtschaftliche Nutzung dominiert. Zwei unterschiedliche
Landschaftsräume prägen das Bild: Der südliche, etwa ein Drittel der Fläche einneh-
mende Teil wird durch die Niederung der Aller, die den Landkreis quert, mit den Unterläu-
fen von Fuhse und Wietze bestimmt. Dernördliche, als SüdheidebezeichneteTeil gehört
zu der naturräumlichen Einheit der Lüneburger Heide. Unterschiedlich wie die Landschaft
zeigen sich auch die Siedlungsformen. Herrscht im Süden eine relativ dichte Besiedlung
in Haufendörfern und Weilern vor, wird das Gebiet der Heide von weiträumig liegenden
Einzelhofanlagen mit ihrem typischen Eichenbestand geprägt. Von charakteristischer
Gestalt sind die Hofanlagen, deren häufig zahlreiche Einzelgebäude sich lockerzueinan-
der gruppieren. Im Mittelpunkt steht in der Regel das dominierende Wohnwirtschaftsge-
bäude vom Typ des niederdeutsches Hallenhauses, umgeben von Scheunen- und Stall-
bauten, wobei von besonderer Auffälligkeit die zahlreichen z.T. noch hervorragenderhal-
tenen Speicher und Schafställe sind.
Ein besonderer historischer und kultureller Schwerpunkt war seit jeher das ehemalige
Zisterzienserinnenkloster in Wienhausen, dessen architektonische und auch baukünstle-

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