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Zimmermann, Petra Sophia [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 18, Teil 2): Landkreis Celle: Landkreis Celle ohne Stadt Celle — Hameln, 1994

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https://doi.org/10.11588/diglit.44418#0069
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WIETZE

Die benachbarten Dörfer Wietze und Stein-
förde wurden 1928 unter dem Namen
„Wietze“ zusammengefaßt. Die ursprüngli-
chen Dorfanlagen mit zum Teil alter Bausub-
stanz sind bis heute erhalten und daher von
denkmalpfegerischem Interesse. Die weni-
gen Hofstellen von Wietze gruppieren sich
nördlich der Nienburger Straße (Bundes-
straße 214) im Halbkreis um die Stichstraße
„Unter den Eichen“. (Die Hornbosteler
Straße wurde erst 1876 gebaut.) Ihre Grund-
stücke erstrecken sich bis zum Flußufer der
Wietze, die hier in einem Bogen verläuft.
Einige der bäuerlichen Bauten sind der Dorf-
form entsprechend radial orientiert. Das Dorf
Steinförde war ungefähr doppelt so groß wie
Wietze. Sämtliche Hofstellen lagen ursprüng-
lich in Form eines Reihendorfes nördlich der
Steinförder Straße (Bundesstraße 214). Ihre

WINSEN

Die ursprüngliche Topographie des Ortes
Winsen war durch die Aller sowie durch zwei
Flußarme bestimmt, die sich in ihrem Verlauf
seeförmig erweiterten. Diese Arme wurden
mit der Zeit kanalisiert und sind heute unterir-
disch geführt. Die Ortsstruktur ergab sich aus
der Bebauung des weitgehend überschwem-
mungsgeschützten Terrains zwischen den
Armen der Aller. Winsen wuchs daher - wie
heute noch erkennbar ist- nicht als geschlos-
sener Komplex, sondern linear auf Höhenrük-
ken und punktuell auf einzelnen „Inseln“.
Der Kernbereich des Dorfes wird von einerT-
förmigen Straßenstruktur ausgemacht, die
mitsamt ihrer Bebauung von denkmalpflege-
rischem Interesse ist. Die ehemalige Durch-
gangsstraße, Von-Reden-Straße/Am Amts-
hof, geht von der Brücke aus und stößt an ih-
rem Ende im rechten Winkel auf die Kirch-
straße, die nach Westen führt und nach Osten
in die Celler Straße übergeht. Nordwestlich
der Durchgangsstraße markiert eine Reihe
kleinerer Wohnhäuser und Hofstellen aus der
Jahrhundertwende den Dorfrand. An dersel-
ben Straßenseite folgen große giebelstän-
dige Wohnwirtschaftsgebäude, die auf das
Ende des 18. und die Mitte des 19. Jh. zurück-
gehen. Auf der anderen Straßenseite steht
das mächtige Amtshaus von 1727/34 auf ei-
nem großen Grundstück, das im Norden von
dem mittleren Allerarm durchzogen wurde.
Zu der Amtsvogtei gehörten weitere Ge-
bäude, von denen sich nur das Pforthaus er-
halten hat. An der Ecke zur Kirchstraße stand
ursprünglich das Zollhaus, in dem auch eine
Gastwirtschaft untergebracht war. Entlang
der engen Kirchstraße ist die Bebauung dicht.
Auf diesem kleinen Höhenrücken in zentraler
Lage konzentrieren sich bis heute Handwer-
ker und Kaufleute. Die Gebäude sind zumeist
um die Jahrhundertwende entstanden. Der
mittlere Allerarm floß hinter der südlichen
Straßenbebauung und bildete einen See, von
dem heute nur ein kleinerTeich übrig geblie-
ben ist. Historisches Ortszentrum ist die auf

langgestreckten Grundstücke reichen in
Feuchtwiesen bis zum Flußufer der Wietze.
Die bäuerlichen Bauten sind zumeist längs-
gerichtet. Erst am Anfang des 19. Jh. wurde
eine Hofstelle auf die andere Straßenseite
verlegt.
Die florierende Erdölindustrie hatte einen
enormen Bevölkerungsanstieg zur Folge.
1885 hatten Wietze und Steinförde zusam-
men 420 Einwohner, bis 1965 hatte sich ihre
Zahl verzehnfacht. Infolgedessen wuchsen
die beiden Dörfer zusammen und dehnten
sich in die übrigen Himmelsrichtungen groß-
flächig aus. An das alte Dorf Wietze wurden
zur Nienburger Straße hin verschiedene, auf-
wendig gestaltete Gebäude angeschlossen,
so die Schule, ein Hotel und Doppelwohn-
häuser. Diese Bauten sind für die zweite
Phase in der Entwicklung des Dorfes beispiel-
haft.

der höchsten Erhebung erbaute Johanneskir-
che. Sie liegt in einem Kirchgarten, an den
sich nordöstlich drei Grundstücke mit dem
Pastoren-, dem Küster- und dem Pfarrwit-
wenhaus anschließen. Diese Grundstücke
grenzten rückwärtig an den nördlichen Alle-
rarm. Westlich und südlich der Kirche liegen
einige Hofstellen und bäuerliche Bauten aus
der Mitte des 19. Jh. Am westlichen Ortsende
befindet sich der 1817/18 angelegte Friedhof.
Entlang der nördlichen Seite der in Richtung
Celle führenden Ausfallstraße liegen alte Hof-
stellen, von denen die meisten noch ihre ur-
sprünglichen langgestreckten Parzellen be-
sitzen. Der nördliche Allerarm flankierte öst-
lich die größte Hofstelle und verlief dann nach
einem Bogen in nordwestlicher Richtung. Die
drei Gehöfte, die von Norden an den Allerarm
heranreichten, schützten sich mithilfe von
Dämmen vor dem Hochwasser.
Nördlich dieses Kernbereiches gab es nur
vereinzelt alte Hofstellen an den großen Stra-
ßenachsen. Vom späten 18. Jh. bis zum Er-
sten Weltkrieg fand ein kontinuierlicherZuzug
von Dorfbewohnern statt. Dies hatte zur
Folge, daß sich zum einen die Bebauung fort-
schreitend verdichtete und sich Strukturen
unterschiedlicher Zeiten überlagerten. Zum
anderen wurden Randbereiche des Dorfes
neu erschlossen und bebaut. Im Norden des
Dorfkerns vermitteln die kleinen Höfe und
Häuser zwischen den Straßen Kahlenweide
und Am Glockenberg noch heute einen leb-
haften Eindruckvon der Ansiedlung der Land-
arbeiterin der2. Hälfte des 19. Jh. und zu Be-
ginn des 20. Jh. Im Unterschied zu anderen
Bereichen des Dorfes, ist dieses Viertel weit-
gehend unverändert erhalten geblieben und
daher von denkmalpflegerischem Interesse.
Kartengrundlage: Deutsche Grundkarte 1 :5.000,
3325/9, verkleinert auf 1 :10.000
Vervielfältigungserlaubnis erteilt am 6. 8.1993,
A 2885/93, durch den Herausgeber, Katasteramt Celle

Auf den ehemaligen Betriebsgeländen der
DEA im Westen von Wietze und der Kaliwerke
Steinförde AG im Osten von Steinförde ha-
ben sich nur einzelne bemerkenswerte Ge-
bäude erhalten. Von den Unternehmen wur-
den Randgebiete von Wietze und Steinförde
erschlossen und dort Siedlungen für Berg-
mannsfamilien errichtet. Die erste größere
geschlossene Siedlung mit dem Namen „ Ka-
stendamm“ entstand 1906/07 im Süden von
Steinförde. Im Süden von Wietze wurde in
den Jahren 1909-20 die Kolonie „Neu-
Wietze“ angelegt. Die Häuserder „ Kali-Kolo-
nie“ entstanden 1911 nördlich der Nienbur-
ger Straße am östlichen Ortsausgang.
Kartengrundlage: Deutsche Grundkarte 1 :5.000,
3325/13, 3325/19, verkleinert auf 1 :10.000
Vervielfältigungserlaubnis erteilt am 6. 8.1993,
A2885/93, durch den Herausgeber, Katasteramt Celle

WOLTHAUSEN

Der Dorfkern besteht aus Hofstellen, die sich
in Form von zwei Bögen außen um ein Knie
der Örtze gruppieren. Der ehemalige Karren-
weg, zur Bundesstraße 3 ausgebaut, be-
grenzt den Ort in Nord- Südost-Richtung. Die
Lage der Hofstellen auf einem Geestrücken
bietet ihnen Schutz vor Hochwasser. Die bäu-
erlichen Bauten sind überwiegend radial aus-
gerichtet. Die zwei ältesten Hofstellen rei-
chen bis zur Örtze. Ihre Grundstücke setzen
sich in Wiesen über den Fluß hinaus bis zur
Bundesstraße 3 fort. Im Norden des Dorfes ist
jenseits des ehemaligen Karrenweges seit
1600 ein Gasthaus mit Pferdestall verbürgt,
das 1828 durch eine große Ausspannstelle
ersetzt wurde. Aufgrund dieser zusätzlichen
Einnahmequelle entstanden in der 2. Hälfte
des 19. Jh. weitere Höfe, die den Ort nach
Norden erweiterten. Der denkmalpflegeri-
sche Interessenbereich schließt die Örtze als
Grund für die Entstehung des Dorfes und den
Karrenweg mit der Ausspannstelle als Grund
fürseineweitere Entwicklung mitein. In südli-
cher Richtung endet Wolthausen in Wiesen,
die als Überschwemmungsgebiet zwischen
einem Damm aus neuerer Zeit und der Örtze
liegen. Der Verlauf des Dammes nimmt alte
Parzellengrenzen auf.
Im Nordosten außerhalb des Dorfes ist eine
Flußschleife der Örtze abgestaut. Auf dem
geraden Verbindungsstück liegt das Wehr mit
einer Sägemühle auf der einen Uferseite und
einem Speichergebäude auf der anderen.
Kartengrundlage: Deutsche Grundkarte 1 :5.000,
3325/6, verkleinert auf 1 :10.000
Vervielfältigungserlaubnis erteilt am 6. 8.1993,
A 2885/93, durch den Herausgeber, Katasteramt Celle

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