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Zimmermann, Petra Sophia [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 18, Teil 2): Landkreis Celle: Landkreis Celle ohne Stadt Celle — Hameln, 1994

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https://doi.org/10.11588/diglit.44418#0107
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fache mit Lehmstakung gefüllt. Die Torfront
zur Straße ist durch eine asymmetrisch ge-
setzte, tiefe Vorschauer und ein, in zwei Ebe-
nen verbrettertes Giebelfeld charakterisiert.
Auf dem Hof befand sich eine Ausspannstelle
für Frachtfahrer, wobei in dem Querhaus
Gast- und Festräume untergebracht waren.
Um die Mitte des 18. Jh. entstand wohl außer-
dem die Scheune mit Längsdurchfahrt, ein
breitgelagerter Dreiständerbau. Auch auf ei-
ner kleinen Hofstelle im südwestlichen Be-
reich von Bröckel (Bahnhofstraße 15) hat sich
ein Zweiständerhaus von 1648 bewahrt.
Gegenüber der bäuerlichen Architektur war
das ehemalige Zollhaus (Hauptstraße 38),
das auf die 1. Hälfte des 17. Jh. zurückgeht,
durch die frühe Verwendung der Vierständer-
konstruktion und die aufwendige Gestaltung
des Torgiebels als Amtssitz ausgezeichnet:
Das Giebelfeld der Torfront kragt auf Höhe
der Schwelle und auf Höhe des Kehlbalkens
aus, wobei die Füllstäbe unten mit Schup-
penfries und Zahnschnitt, oben mit Fächerro-
setten geschmückt sind; die Schwellen sind
zwischen den Stichbalkenköpfen mit Schiffs-
kehlen versehen. Da die Heerstraße im Sü-

den Brockels ursprünglich geradlinig verlief,
lag das Zollhaus quer über der Trasse. Die
Fuhrwerke passierten in einem Bogen östlich
am Torgiebel vorbei; heute fluchtet der
Wohngiebel mit der Hauptstraße.
Im übrigen sind in Bröckel einige Bauernhäu-
ser aus dem 19. Jh. weitgehend unverändert
erhalten, die im Unterschied zu den frühen
Bauten keine derartige Dekoration besitzen.
Inschriften auf dem Torholm und symmetri-
sche Anordnungen von Streben sind häufig
der einzige Schmuck. Das Vierständerhaus
von 1801 fällt ins Auge, weil es wegen der
Breite des Grundstücks traufständig an der
Hauptstraße 42 gebaut werden konnte. Die
Bauernhäuser mit den zugehörigen Neben-
gebäuden mußten in der Regel auf den
schmal zugeschnittenen Parzellen giebel-
ständig angelegt werden. Ein besonders
schönes Beispiel ist das Vierständerhaus von
1858 (Nr. 107), das das nördliche Dorfende
markiert. Oft sind an den Wirtschaftsgiebeln -
so bei dem Vierständerhaus von 1889 (Nr. 22)
- Scheunen angeschlossen, die die Hofauf-
fahrt flankieren. In einem Fall (Nr. 50) lenkt
eine verbretterte Längsdurchfahrtsscheune

aus der 1. Hälfte des 19. Jh.-einem Torhaus
gleich - auf den Hofplatz.
Bis zur Verkoppelung lebten die Landarbeiter
mit auf dem Hof, für den sie tätig waren.
Der Hofanlage Hauptstraße 97 ist zur Haupt-
straße hin eine kleine Einheit, bestehend aus
Wohnwirtschaftsgebäude und Scheune mit
Stall, vorgelagert, die ehemals dem Gesinde
zugewiesen war und heute eine eigene Stelle
(Nr. 99) bildet. Das Dreiständerhaus fluchtet
traufständig mit der Straße und bestimmt ihr
Bild. In der 2. Hälfte des 19. Jh. siedelten sich
dann einige Kleinbauern und Gewerbetrei-
bende im Süden des alten Dorfes an. Auf ei-
ner solchen Hofanlage (Nr. 33) ist das Ge-
bäude einer Stellmacherwerkstatt mitsamt
der Einrichtung bewahrt geblieben. Südlich
außerhalb von Bröckel liegt ein kleiner Hof,
auf dem Bauernhaus und Nebengebäude im
Winkel aneinandergebaut sind. Das Wohn-
haus von 1925 ist durch einen Zwerchgiebel
auf die Hauptstraße (Nr. 15) bezogen. An dem
zweifachen Auskragungsgebälk des Giebel-
feldes sind Zierelemente der frühen bäuerli-
chen Architektur des Ortes wiederaufgegrif-
fen.

Bröckel, Hauptstraße 38, ehern. Zollhaus Bröckel, Hauptstraße 56, Scheune Bröckel, Hauptstraße 15, Wohnhaus, 1925


Bröckel, Hauptstraße 63, ehern. Schule, 1894


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