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Zimmermann, Petra Sophia [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 18, Teil 2): Landkreis Celle: Landkreis Celle ohne Stadt Celle — Hameln, 1994

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https://doi.org/10.11588/diglit.44418#0129
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wärmhalle (zwischen 11 u. 12), ein einzigarti-
ges Denkmal der frühen Fluggeschichte.
Während der Fliegerhorst in Anlage und Bau-
substanz seit den dreißiger Jahren nur ein-
zelne Veränderungen erfahren hat, erlebte
die Ortschaft in den fünfziger Jahren einen so
starken Bevölkerungsanstieg (von 2.500 Ein-
wohner im Jahr 1956 auf 5.000 im Jahr 1960),
daß der Neubau von Wohnungen erforderlich
wurde. Ein weiteres Siedlungsgebiet und
Versorgungseinrichungen, wie Geschäfte,
Banken, Post und Apotheke, wurden ge-
schaffen. 1958 wurde Faßberg zum „Ge-
meindefeien Bezirk“ erklärt und erhielt eine
neue Verwaltungsordnung. Von 1973—76 bil-
dete Faßberg mit Poitzen, Schmarbeck und
Müden eine Samtgemeinde, seit 1977 sind
die Dörfer Ortsteile der „Gemeinde Faßberg“
mit Verwaltungssitz in Faßberg.
Das Ortsbild von Faßberg besitzt einen klein-
städtischen Charakter. Die Große Horst-
straße (ehemals Adolf-Hitler-Damm) bildet
die Hauptverkehrsachse des Ortes; sie ist

Faßberg, Rote Siedlung, Straßenaufnahme

Faßberg, Rote Siedlung, Boelckeweg 2, Wohnhaus,
1937

gleichzeitig Zufahrtsstraße für den Flieger-
horst. Von den drei Siedlungsgruppen der
dreißiger Jahre liegtdie Weiße Siedlung nord-
westlich, die Graue Siedlung südwestlich,
und die Rote Siedlung östlich zu beiden Sei-
ten der Großen Horststraße. In militärischer
Strenge wurden jeweils rasterförmige Struk-
turen geschaffen, wobei man die Sied-
lungsgsgruppen untereinander-den militäri-
schen Dienstgraden der Nutzer entspre-
chend - durch die Grundstücksgrößen und
die Ausgestaltung der Häuser differenzierte.
Die Benennung der Siedlungsgruppen er-
folgte nach dem weißem oder grauen Außen-
putz bzw. dem rotem Ziegelmauerwerk der
Häuser. Die Weiße Siedlung wurde seit den
späten siebziger Jahren teilweise, die Graue
Siedlung insgesamt privatisiert. Heute ist das
ursprünglich einheitliche Erscheinungsbild
dieser beiden Siedlungsgruppen durch indi-
viduelle bauliche Veränderungen nicht mehr
gegeben. Die Rote Siedlung, die ebenfalls
von den beiden Trägergesellschaften teil-
weise verkauft wurde, ist hingegen weitge-
hend unverändert erhalten. Hauptgrund dafür

ist wohl der hohe Standard, mit dem die Häu-
ser von Anfang an ausgestattet waren (z.B.
Keller, Heizung, Badezimmer, Kastenfen-
ster), so daß sie auch den heutigen Anforde-
rungen an Wohnkomfort entsprechen. In den
Jahren 1959-61 wurde von dem Architekten
und Städtebauer Walter Schwagenscheidt
auf dem Freigelände (dort war ein Sportplatz
geplant gewesen) zwischen Grauer und Ro-
ter Siedlung die nach ihm benannte „Schwa-
genscheidt-Siedlung“ geplant und ausge-
führt. Dieser Siedlung lag ein offenes und
„demokratisches“ Konzept zugrunde. Die
beiden Siedlungsformen, die in direkter
Nachbarschaft unverfälscht überliefert sind,
stellen bedeutsame Zeugnisse unterschiedli-
cher politischer Anschauungen und entspre-
chender städtebaulicher Ausformulierungen
dar.

Faßberg, Rote Siedlung, Jägerweg 21/23, Doppel-
wohnhaus, 1937

Rote Siedlung
Die Rote Siedlung ist in Form eines Winkels
angelegt. Die Struktur wird von Straßenzügen
mit rechtwinkligen Querverbindungen ausge-
macht. An diesen Straßenzügen sind die
Grundstücksparzellen mit ihrer Bebauung
aufgereiht. Es handelt sich dabei überwie-
gend um Doppelwohnhäuser (ca. 80); einige
Einfamilienhäuser (ca. 15) befinden sich am
Boelcke- und Moeldersweg. Der Teil der
Siedlung nördlich der Großen Horststraße
wird von den Straßen Hasenheide im Westen
und Heideweg im Norden umschlossen. Der
Teil der Siedlung südlich der Großen Horst-
straße wird von den Straßen Waldweg im
Osten und Schlichternheide im Süden be-
grenzt, im Westen schließt sich die Schwa-
genscheidt-Siedlung an. In beiden Teilen
sind zentrale Platzsituationen geschaffen: im
südlichen Bereich in Gestalt einer Grünflä-
che, auf der sich ursprünglich ein Brunnen
befand, im nördlichen Bereich in Gestalt ei-
nes städtischen Zentrums mit infrastrukturel-
len Versorgungen, wie Ladenzeile, Schule
und Kirche. Bei den Siedlungshäusern han-
delt es sich um Massivbauten aus dunkelro-
tem Ziegelstein. Zwei Typen sind zu unter-
scheiden: derTyp des eingeschossigen Dop-
pelwohnhauses mit hohem Satteldach sowie
der als Einzel- und Doppelwohnhaus auftre-
tende Typ, der zur Straße hin eingeschossig,
zum Garten hin jedoch durch Verkürzung der
Dachfläche zweigeschossig ist. Weitere Va-
rianten sind durch unterschiedliche Detail-
Gestaltungen geschaffen; dadurch sind die
Häuser innerhalb von Straßenzügen und
Vierteln in Gruppen zusammengefaßt. Alle
Häusersind unterkellert. Die Kellerfensterlie-
gen im Sockelbereich über dem Bodenni-
veau. Die weiß gestrichenen Kastenfenster
sind durch Sprossen in Felder geteilt und mit
grünen Klappläden versehen. Die Haustür ist
jeweils über drei Stufen, die seitlich angetre-
ten werden, und ein quadratisches Podest zu
erreichen. Diese Siedlung ist in das Waldge-
biet „Schlichternheide“ so hineingebaut wor-
den, daß der vorhandene Föhrenwald weitge-
hend geschont und durch neue Laubbäume
ergänzt wurde. Entlang der Großen Horst-
straße und durch den nördlichen Teil der
Siedlung ziehen sich öffentliche Waldstrei-

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