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Hermannsburg, Peter-und-Pauls-Kirche, Grundriß (Bestand bis 1958) 1 :300 (um 1938), Institut für Denk-
malpflege


Hermannsburg, Peter-und-Pauls-Kirche, Außenbau



Im Jahr 1802 brannte das Gebäude der Amts-
vogtei ab. Die Verwaltung wurde zunächst
vorläufig nach Bergen verlegt. Im Jahr 1840
wurden die Amtsvogteien von Hermannsburg
und Bergen endgültig zum Amt Bergen ver-
eint.
Im Jahr 1849 gründete Ludwig Harms, Pastor
an der Peter-und-Pauls-Kirche, die Missions-
anstalt. Diese Einrichtung wurde von der
Dorfgemeinde unterstützt und mitgetragen.
Ein großer Hof östlich der Örtze wurde ge-
kauft und als Missionshaus eingerichtet. 1853
erfolgte bereits die erste Aussendung von
Missionaren. Zu Missionsgebieten wurden
Indien und Südafrika, später auch Äthiopien
bestimmt. In Verbindung mit der Mission
strahlte von Hermannsburg eine „Erwek-
kungsbewegung“ aus; es bildete sich eine
Missionsgemeinde, die bis nach Hessen und
ins Elsaß reichte. Nach dem Tod von Ludwig
Harms 1865 folgte ihm sein Bruder Theodor
Harms in den Ämtern nach. Zur Missionsan-
stalt kamen im Laufe der Zeit besondere Ein-
richtungen hinzu, so 1856 die Druckerei und
Buchhandlung, 1861/62 das „Neue Mis-
sionshaus“ als vergrößerte Ausbildungs-
stätte, 1868 die Höhere Privatschule und
spätere Christian-Schule sowie 1919 die Nie-
dersächsische Lutherische Volkshoch-
schule. Mit zunehmender Bedeutung dieser
Institutionen ging ein Bevölkerungsanstieg
einher. Die soziale und die wirtschaftliche
Struktur von Hermannsburg veränderten
sich. Der Dorfbereich östlich der Örtze wurde
unter dem Einfluß der Missionsanstalt weit-
räumig erschlossen und bebaut.

Ev. Peter-und-Pauls-Kirche
Die Peter-und-Pauls-Kirche liegt östlich der
Billingstraße auf einer Erhebung. Nach Gra-
bungsbefunden von 1958/59 vermutet Hans
Piesker, daß eine vorromanische Kirche wohl
im 10. Jh. erbaut und nach einem Brand im
12. Jh. durch einen größeren romanischen
Bau ersetzt worden ist. Im 14. Jh. und am An-
fang des 15. Jh. in gotischem Stil verändert
und erweitert, blieb die Kirche in dieser Ge-
stalt bis 1954 bestehen. Baufälligkeit und der
Wunsch nach einem größeren Kirchenraum
waren die Gründe für ihren Abriß bis auf das
gotische Chorpolygon. Der von 1954-1959
unter dem Architekten Fendrich (Lübeck) er-
richtete Neubau zeichnet sich durch ein ho-
hes Satteldach mit einem Dachreiter über
dem Mittelschiff und eine Folge von Zwerch-
giebeln über den Gewölbejochen der Seiten-
schiffe aus. Im Inneren besteht das Langhaus
aus einer gotisierenden dreischiffigen Halle,
die von Kreuzrippengewölben überfangen
ist. An der südlichen Außenmauer der Kirche
sind zwei alte Grabplatten angebracht. Auf
dem Kirchhof stehen einige alte Laubbäume.
Nördlich der Kirche befindet sich auf dem
Grundstück eines alten Sattelhofes das Pfarr-
haus (Billingstraße 18). Um 1890 als Ziegel-
bau errichtet, wurde es 1910 um ein zweites
Stockwerk aus verbrettertem Fachwerk er-
höht. Vor dem Kirchhof liegt ein Zweiständer-

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