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Zimmermann, Petra Sophia [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 18, Teil 2): Landkreis Celle: Landkreis Celle ohne Stadt Celle — Hameln, 1994

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https://doi.org/10.11588/diglit.44418#0169
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lingen war aufgrund des Allerübergangs be-
deutend und hatte — ähnlich wie Bröckel-die
Funktion eines Frachtfahrerdorfes. Die ur-
sprünglich stark meandrierende Allerzog sich
durch Acker- und Wiesenflächen, die zum
Teil unter dem Flußwasserspiegel liegen. In
den Jahren 1750-1780 wurde im Bereich
von Langlingen eine erste Begradigung der
Aller vorgenommen und ein Sommerdeich
angelegt. Auch nachfolgend ist immer wieder
versucht worden, der Hochwassergefahr zu
begegnen, um Dorf und Feldmark zu sichern,
aber auch um die wichtige Straßenverbin-
dung passierbar zu halten. Im Zuge der Ver-
koppelung wurde schließlich in den Jahren
1858-1862 mit der letzten Flußbegradigung
und dem Bau von Deichen ein ausreichender
Schutz vor Überschwemmungen geschaffen.
In der Folge trat dann allerdings-vor allem in
Sommermonaten - Wassermangel auf. Die-
ses Problem wurde gelöst, indem man die
Erosionsrinne der Sohlriede, die zuvor der
Entwässerung gedient hatte, durch den Ein-
bau von Staustufen nutzte, um nährstoffrei-
ches Okerwasser heranzuführen. Auch der
im Norden von Langlingen verlaufende

„Franzosengraben“ dient der Bewässerung;
er wurde ab 1916 von französischen Kriegs-
gefangenen ausgehoben. Die Eisenbahnlinie
Celle-Gifhorn im Südwesten desOrtes wurde
1913 fertiggestellt.
In dem Bauerndorf Langlingen gab es 1438
bereits zehn Höfe und neun Kötnerstellen, bis
ins 19. Jh. siedelten sich noch zahlreiche Köt-
ner und Bricksitzeran. In diesem Jahrhundert
kam es nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem
starken Anstieg der Einwohnerzahl durch
Flüchtlinge aus den Ostgebieten, die sich im
Westen von Langlingen niederließen.

Ev. Johanniskirche
Die heutige Johanniskirche istin drei Baupha-
sen entstanden: Der Mittelteil der Saalkirche
geht auf den ersten Kapellenbau aus dem
14. Jh. zurück; hier besitzen die Langhaus-
wände aus Ziegelmauerwerk spitzbogenför-
mige Tür- und Fensteröffnungen. Der West-
teil mit dem Glockenturm wurde im Jahr 1668
in Fachwerk errichtet. Gleichzeitig baute man

an der Nordwand des alten Schiffes eine Prie-
che ein, die außen als zweigeschossiger
Fachwerkannex in Erscheinung tritt. Nach
Osten wurde 1723 ein neuer Chor aus Ziegel-
mauerwerk angefügt und darunter eine Gruft
angelegt. Die Strebepfeiler an den Außen-
wänden hat man erst 1884 zur statischen Si-
cherung angesetzt. Der Innenraum ist von ei-
ner Segmentbogentonne überfangen. Der
Chor liegt gegenüber dem Langhaus um vier
Stufen erhöht. Die ursprüngliche Wandglie-
derung mit zwei Zonen von Blendbögen ist in
Teilen noch vorhanden. Von den Ausstat-
tungsstücken sind neben der Prieche auch
der Altar mit prächtigem Retabel, die Kanzel
und das Taufbecken in den Jahren 1668-70
entstanden.
Die Kirche liegt inmitten des alten Kirchhofes.
Hier ist ein Gedenkstein für die Gefallenen
beider Weltkriege aufgestellt. Eine Grabplatte
des Werner Hermann von Spörcken, unter
dessen Patronat die Kirche 1668 erweitert
wurde, ist in die Außenwand der Kirche ein-
gelassen. In unittelbarer Nähe zur Kirche lie-
gen der Pfarrhof (Kirchstraße 1) und das Kü-


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