Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zimmermann, Petra Sophia [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 18, Teil 2): Landkreis Celle: Landkreis Celle ohne Stadt Celle — Hameln, 1994

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44418#0177
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nienhagen, Königl. Preuss. Landes-Aufnahme 1899,1 :25.000, Blatt (3426), Nieders. Landesverwaltungs-
amt - Landesvermessung - B5 -


Nienhagen, Dorfstraße 53a, Altenteiler, 1. Hälfte 19. Jh


Nienhagen, Dorfstraße 30, Armenhaus, 1861


um Gericht zu halten. Im Beisein des Amt-
mannes von Eicklingen wurden Vorfälle be-
handelt, die gegen das dörfliche Recht oder
die Sitten standen, aber auch andere Angele-
genheiten des Eigentums- und Erbrechts.
Das Hagengericht hat in Nienhagen nach-
weislich seit 1437 bestanden und ist 1748 auf-
gehoben worden. Im Anschluß daran über-
nahm das Amt Eicklingen die Jurisdiktion.
Nienhagen ist als Hagensiedlung ein planmä-
ßig angelegtes Straßendorf. Das alte Dorf liegt
im Winkel der Flüsse Aue und Fuhse und er-
streckt sich über eine Länge von 2 km. Drei
ursprüngliche Teile des Dorfes lassen sich
noch heute an einer Gebäudekonzentration
erkennen: ein Höfekomplex im Osten, der
mittlere Teil mit Pfarre, Höfen und dem Grund-
stück des ehemaligen adeligen Gutes (durch
einen Bombenangriff im Jahr 1945 wurde das
von Campe’sche Gutsschloß, zu dieser Zeit
Verwaltungssitz der Fa. Wintershall, beschä-
digt und nachfolgend abgerissen) sowie ein
anderer zur Aue orientierter Höfekomplex.
Nach der Dorfgründung in der 1. Hälfte des 13.
Jh. fand vom 15. bis zum Ende des 16. Jh. eine
erste Nachsiedlung von Höfnern und Kötnern
statt. Brincksitzer, die häufig neben ihrer
Landwirtschaft noch ein Handwerk ausübten,
ließen sich dann um 1700 nieder. Eine letzte
bäuerliche Nachsiedlung gab es im Verlauf
des 19. Jh. im Zuge der Verkoppelung. Hinter
den Gehöften schlossen sich Gärten, Wiesen
und Weiden an, die nach Norden zur Fuhse,
nach Süden in die Niederung bis zum Wald
und nach Westen zur Aue reichten. Wenn es
die Bodenbeschaffenheit zuließ, waren auch
Felder in Form von abgegrenzten Streifenflu-
ren, die sogenannten Hagenhufen, abgeteilt.

Mit der Erschließung von Erdöllagerstätten
begann sich die Struktur von Nienhagen ent-
scheidend zu verändern: aus dem Bauerndorf
entwickelte sich ein Industrieort. Am Beginn
dieses Jahrhunderts waren in der südlichen
Feldmark von Nienhagen erste Bohrungen
nach Erdöl erfolgreich. Die Fördermengen
waren zunächst gering und stiegen seit dem
Ende der zwanziger Jahre mit der Entdeckung
neuerölfelder und dem Einsatz neuer Förder-
techniken (Tiefbohrungen im Rotary-Verfah-
ren) an. Im Jahr 1938 erreichte die Ausbrin-
gung mit 350.000 t ihr Maximum und stellte
damit % der deutschen Gesamtproduktion
dar. Das Industriegelände erstreckte sich von
dem 1 V2 km entfernten Wald bis zum südli-
chen Ortsrand. Nach dem Zweiten Weltkrieg
ging die Ölförderung kontinuierlich zurück.
Heute wird nur noch in kleinem Umfang Erdöl
und Erdgas produziert. In den siebziger Jah-
ren wurden die Industrieanlagen größtenteils
abgebaut und das Gelände wieder landwirt-
schaftlich genutzt. Damit wurde das Land-
schaftsbild wieder nahezu in den Ursprungs-
zustand versetzt. An die Industrie erinnern im
Süden und im Nordosten von Nienhagen noch
zwei einzelne, weithin sichtbare Stahlgitter-
Bohrtürme der Bohrgesellschaft „Itag“ aus
den Jahren 1935 und 1937. Bohrtürme dieser
Art wurden in den dreißiger Jahren anstelle
von Holztürmen errichtet, da für tiefere Boh-

176
 
Annotationen