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Zimmermann, Petra Sophia [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 18, Teil 2): Landkreis Celle: Landkreis Celle ohne Stadt Celle — Hameln, 1994

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https://doi.org/10.11588/diglit.44418#0190
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ren in Wienhausen zwei Höfe und eine Viel-
zahl kleinerer Kötner- und Bricksitzerstellen
ansässig. Um 1770 wurde der Mühlenkanal
von der Aller bei Langlingen biszur Mühle von
Wienhausen gebaut; dabei nahm man den
Verlauf eines toten Flußarmes auf. In derglei-
chen Zeit wurden zum Hochwasserschutz
Dämme angelegt. In der 2. Hälfte des 19. Jh.
wurde die Aller dann im Bereich von Wien-
hausen begradigt; zudem legte man Stauwie-
sen an. Die Gewinnung neuer landwirtschaft-
licher Nutzflächen sorgte für die Ansiedlung
weiterer Hofstellen. Der Ort wuchs entlang
der neuen Straßenachsen: Die Kreisstraße
50, die als „Hauptstraße“ den Ortdurchquert,
ist in den Jahren 1867/68 entstanden, die
Landstraße, die nach Eicklingen abzweigt,
1884/85.1913 wurde die Bahnlinie Celle-Gif-
horn südlich an Wienhausen vorbeigeführt.

Kloster Wienhausen
Die Bedeutung Wienhausens als Marktort
und die Nähe zur herzoglichen Residenz in

Altencelle mögen die Gründung eines Klo-
sters begünstigt haben. Wahrscheinlich ist
das Kloster in Wienhausen zwischen 1221
und 1229 gegründet worden. Stifterin war die
Markgräfin Agnes von Meißen, die Frau von
Herzog Heinrich von Sachsen und Pfalzgraf
bei Rhein, dem ältesten Sohn Herzog Hein-
richs des Löwen. Im Jahr 1233 stellte Bischof
Konrad II. von Hildesheim die offizielle Stif-
tungsurkunde aus. Das Nonnenkloster folgte
zwar von Anfang an der Zisterzienserregel,
ob es aber auch in den Orden inkorporiert war,
kann nicht belegt werden. Mit der Gründung
erhielt das Kloster die Archidiakonatskirche
mit allem Grundbesitz und den Zehnten meh-
rerer Dörfer. Weitere Dotationen-auch durch
die Nonnen, die in vielen Fällen Fürstenfami-
lien entstammten - führten zu einem wach-
senden Wohlstand des Klosters. Auf seine
Blütezeit vom 13.-15. Jh. gehen auch die
meisten erhaltenen Baulichkeiten und Aus-
stattungsstücke zurück. Im Verlauf des 15.
Jh. trat eine Verweltlichung des Klosterlebens
ein. Um dieser Entwicklung entgegenzuwir-
ken, berief der herzogliche Hof den Reforma-
tor Johannes Busch. Die materielle Not, in die

das Kloster anschließend geriet, fand mit der
Einführung der Reformation im 16. Jh. ihren
Höhepunkt. Der Widerstand der Nonnen ge-
gen die Einführung der lutherischen Lehre
führte dazu, daß Herzog Ernst der Bekenner
wichtige Einkünfte des Klosters einzog und
im Jahr 1531 einen Teil des Klosterkomple-
xes abbrechen ließ. In der Folgezeit vollzog
sich der Übergang zu einem evangelischen
Damenstift fließend. Bis 1587 stand das Klo-
ster noch unter der Leitung einer katholischen
Äbtissin. Seit der Reformation besteht das
Kloster als selbständige Einrichtung. Eine
geistliche Tradition ist hier erhalten geblie-
ben: Heute gehören eine Äbtissin, eine Prio-
rin und zwölf Konventualinnen zum Konvent.
Der Klosterkomplex gliedert sich heute fol-
gendermaßen: Die ev. Gemeindekirche
St. Marien geht auf einen romanischen Vor-
gängerbau zurück und stellt damit den älte-
sten Teil der Anlage dar. In der westlichen
Verlängerung dieses Baus ist um 1320 der
Maria, Alexander und Laurentius geweihte
Nonnenchor errichtet worden. Im Norden von
Gemeindekirche und Nonnenchor befinden

Wienhausen, Luftbild der Klosteranlage, Blick von Nordwesten


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