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„MARKTSIEDLUNG”
Die Marktsiedlung, die neben dem Burgbe-
reich und dem alten Dorf entstand, war die
Keimzelle für das spätere Göttingen als Han-
dels- und Handwerkerstadt.
Wo die Anfänge lagen, ob auf der Ostseite
des „Kornmarkts” (WeenderStr. 2-12) oder
am östlichen Teil der Johannisstraße, ist
nicht sicher. Im 13. Jh. jedenfalls fand der
Handel im „circulus”, dem Bereich Weender
Straße/ Markt/Zindelstraße / GronerStraße
statt, an dem auch die Gilden ihre Häuser
bauten: die Schustergilde auf dem Grund-
stück der heutigen Universitätsapotheke,
Markt 6; die Bäckergilde auf dem Grund-
stück Weender Straße 6; die Schmiedeeini-
gung auf Markt 1; das „Kaufhaus” hing
zunächst baulich eng mit dem Rathaus
zusammen, wurde aber zu Beginn des 15. Jh.
an die Ecke Rote Straße 19/Weender Straße
18 verlegt. In dieser Zeit bestanden bereits
neben der Hauptachse zwischen Markt und
Leineübergang (Johannisstraße) die parallel
dazu verlaufende GronerStraße und die öst-
liche Erweiterung der Marktsiedlung entlang
der Barfüßer- und der Roten Straße.

Rathaus
Eng mit dem Handelsplatz verbunden war
das Rathaus, in dem die politischen Gremien
tagten, von dem aus Stadt und Handel über-
wacht und verwaltet wurden, in dem aber
auch Versammlungen und Feste stattfan-
den; hier lagen das Kornmagazin, Archiv und
der Ratskeller mit Weinausschank.
Das heutige Gebäude besteht aus verschie-
denen Bauabschnitten: Nach neuesten
Erkenntnissen entstand der niedrigere Süd-
teil bereits um 1271 und ist damit eines der
ältesten Rathäuser der Bundesrepublik; die
Fenster und Gesimse entstammen aller-
dings einer Modernisierung des 15. Jh. 1369
erfolgte die Erweiterung durch den Nordteil.
1402/03 baute man die von der Prager Dom-
bauhütte beeinflußte Laube, die bei einer
Restaurierung 1980 ihren Zwerchgiebel
erhielt. Die Rampe, an der die ehemaligen
Pfeilerbekrönungen des Groner Tores von
1795, die Löwen der Brüder Heyd hocken,
fügte man 1443 an.
Das Gebäude besteht aus Kalkbruchstein
mit Sandstein als Eckquader, Gesimse, Zin-


nen und Einfassungen der Öffnungen; die
Laube hat Quadermauerwerk.
Das in seinem Grundriß etwa rechteckige
Rathaus ist nur in dem nördlichen Abschnitt
fertig geworden. Der Zinnenkranz mit den
vorkragenden Rundtürmchen über den
Nordecken, der das System von Satteldach
mit Querdächern im Ansatz verdeckt, sollte
vermutlich um das ganze Gebäude geführt
werden. Der südliche Anbau blieb jedoch
niedriger und erhielt keinen Schmuckan der
Traufe.
Besonders betont ist die Ostfassade durch
Laube und Rampe, die u. a. als Redner- und
Zuschauertribüne genutzt wurden und so
eine Öffnung zum Marktplatz bedeuteten.
Direkt dahinter liegt die große Halle; sie
wurde anläßlich der Restaurierung des
Rathauses im späten 19. Jh. 1884-1886
durch Hermann Schaper ausgemalt. Auf der
Rückseite des Rathauses soll sich die Rats-
waage befunden haben.

Groner Straße Richtung Lange Geismar Straße
mit Weender Straße 2


Weender Straße 20, 1806


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