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TURMSTRASSE
Die Turmstraße ist die alte Ost-West-Verbin-
dung (Kurze bis Düstere Straße) entlang der
inneren Stadtmauer, die zunächst keine
Bebauung hatte (s. o. Die erste Befestigung
der Stadt). Im 18. Jh. entstanden „Hinter der
Mauer”, von der sich Reste erhalten haben,
sogenannte „Buden”, kleine Behausungen
für arme Einwohner, die heute nicht mehr
vorhanden sind.
Nach Gründung der Universität wurde in
einem Turm (Rest vorhanden) östlich der
Nikolaistraße das erste Observatorium ein-
gerichtet, das bis zum Bau der Sternwarte
(Geismar Landstraße 13) 1816 benutzt
wurde. Südlich derMauerim Grabenbereich
mit dem Eingang am Ende der Nikolaistraße
lag der „Oeconomische Garten” (Apotheker
Garten), dervorübergehend auch als botani-
scher Garten der jungen Universität diente.
Seit der Mitte des 19. Jh. (Verlängerung der
Nikolaistraße bis zum Wall) erfolgte die Par-
zellierung und lockere Bebauung mit Häu-
sern und Werkstätten. Die Grundstücke zäh-
len heute zur Hospitalstraße.

Auf der Nordseite (im ehern. Garten von
Düstere Straße 2) baute man ab etwa 1890
drei mehrgeschossige Wohnhäuser; außer-
dem finden sich hier einige Werkstätten.
HOSPITALSTRASSE
Ursprünglich war dies der nach der Auf-
schüttung des Walles entstandene Weg der
Bauern vom Geismar Tor/Kurze Geismar
Straße nach der spätestens im 14. Jh.
gegründeten Kleinen oder Odilienmühle
(erste Erwähnung 1342, Hospitalstraße 6) im
Süden vor der ersten Befestigung. Das Müh-
lengebäude aus dem 18. Jh. befindet sich am
historischen Ort auf dem Ostufer des Leine-
kanals unmittelbar am Wall und besitzt noch
ein - bis vor ca. 30 Jahren bisweilen benutz-
tes - Mahlwerk mit Mühlrad. Auf der gegenü-
berliegenden Seite des Kanals liegt die
Mühle der Gerber (Lohmühle, Lohmühlen-
weg 1), die in ihrer heutigen Form ebenfalls
aus dem 18. Jh. stammt. Neben der Odilien-
mühle öffnet anstelle eines alten Durch-
gangs zu einem Bollwerk ein neu gemauer-
ter Bogen den Wall nach Süden.

Am südlichen Ende der Düsteren Straße
(s. o.) baute man nach der Errichtung des
äußeren Befestigungsringes eine Pforte, die
die direkte Verbindung zum Wall und zur
Mühle herstellte. Südlich vor dieser
verlorenen Pforte erweitert sich die Hospi-
talstraße zu einem etwa dreieckigen Plan, an
dem seit der 2. Hälfte des 18. Jh. (z. B. Nr. 7)
bis ins spätere 19. Jh. Wohnhäuser bzw.
Hofanlagen (Hospitalstraße 5, 6 a, 7, Düstere
Straße 1, Gartenstraße 13,14) errichtet wur-
den.
Die Mühlen, der Wasserlauf, die Bebauung
insgesamt geben diesem nur peripher
gestörten Bereich den malerischen Charak-
ter eines idyllischen Ackerbürgerviertels,
wie er sonst in Göttingen allenfalls am Stra-
ßenknick Obere/Untere Karspüle spürbar
ist. Gleichzeitig verdeutlicht der Kontrast
zwischen der engen Düsteren Straße und
der lockeren, vergleichsweise weitläufigen
Anlage der Hospitalstraße den traditionellen
Unterschied zwischen der Altstadt und dem
z. T. erst im 19. Jh. besiedelten Gelände zwi-
schen Stadtmauer und Wall.



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