Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
der Weender Straße (s. o. Weender Straße)
und den Fechtboden an der Goetheallee.
Sie förderte aber die Privatinitiative der
Bevölkerung, indem sie Bauwilligen finan-
zielle Begünstigungen anbot. Diese Bemü-
hungen zeitigten im Laufe des. 18. Jh. einen
gewissen Erfolg, so daß noch heute 40% der
Fachwerksubstanz der Innenstadt aus den
ersten 65 Jahren seit der Universitätsgrün-
dung stammen.
Die Universitätsangehörigen bevorzugten
selbstverständlich die Wohngebiete nahe
der Bibliothek, so mußten die Lehrer des
Pädagogiums bis auf Heumann, der als Pro-
fessor übernommen wurde, an die Rote
Straße 1 -5 umziehen (vgl. Barfüßerstraße/
Wilhelmsplatz); der Baumeister Gebert
brach die Reste des Walkenrieder Hofes ab
und errichtete 1750 auf dem Gelände inzwi-
schen ebenfalls verschwundene Mietwohn-
häuser.
Wie an der Pauliner Straße (s. o. Johannis-
viertel) entstanden in der näheren Umge-
bung des ehemaligen Klosters neben ande-
ren, z. T. stärker veränderten Häusern einige
markante Gebäude:



Prinzenstraße 2, ca. 1910

Eines der ersten und wichtigsten Bauwerke
der Gründungsphase ist das sogenannte
„Michaelishaus” (Prinzenstraße 21), das
Schaedler 1737 an bevorzugter Stelle
gegenüber dem Universitätskomplex als
vornehmes Gasthaus (Londonschänke)
baute, und das 1764 in den Besitz von Pro-
fessor Michaelis überging, der es als Miet-
wohnhaus nutzte. Der Putzbau auf hohem
Kellersockel und mit Seitenflügel am Leine-
kanal - zunächst mit segmentbogigen Fen-
stern, Barockportal und strafferer Gliede-
rung durch Eckquader und Gesimse-wurde
mehrmals „modernisiert”; die heutige, eher
klassizistische Fassadengestaltung mit den
rechteckigen Öffnungen, betonten Sohl-
bänken und der gesimsförmigen Türverda-
chung stammt leicht verändert aus dem
ersten Viertel des 19. Jh.
Das dreistöckige, dreizehnachsige, schmuk-
klos verputzte Fachwerkhaus Stumpfebiel 2,
ursprünglich ein Doppelhaus mit Seitenflü-
gel an der Mühlenstraße, wurde etwa 1745
erbaut und gehörte seit1747 verschiedenen
Professoren, die es mehrmals für ihre
Zwecke veränderten. Es beherbergte zu

Prinzenstraße 21, „Michaelishaus’', Architekt
Schaedler, 1737



Stumpfebiel 6, 5 ff


Beginndes19. Jh. zusammen mit dem Nach-
barhaus Mühlenstraße 1, das bis 1774 die
Dienstwohnung des Henkers war, die Medi-
zinische Klinik. Es ist ein nüchterner Zweck-
bau, der die beschränkten Mittel des Bau-
herrn zeigt.
Die Südwestecke der Gotmarstraße/Prin-
zenstraße (Gotmarstraße 1) beherrscht das
dreistöckige Sichtfachwerkhaus von ca.
1770 auf hohem Natursteinkellersockel und
mit ehemaliger korbbogiger Einfahrt (?) auf
der Ecke, das dem Verleger Dieterich (seit
1766 in Göttingen) gehörte und in dem Lich-
tenberg von 1775-1799 wohnte und Vor-
lesungen hielt. Die architektonische Lösung
der Ecklage durch die beiden gleichwerti-
gen Flügel an den Straßen und die betonte
Abschrägung mit Bogen, Balkons und Fron-
tispiz spricht für eine in Göttingen neuartige
Berücksichtigung städtebaulicher Wirkun-
gen, wie sie in der Folgezeit an anderer
Stelle ebenfalls spürbar wird (Barfüßer-
straße 16, erbaut 1771/72; Lange Geismar
Straße 42, spätes 18. Jh.; Markt 1, frühes
19. Jh.); das Nachbarhaus Prinzenstraße 3
dürfte etwa gleichzeitig entstanden sein. In

Prinzenstraße 16. 2. Hälfte 18. Jh.



57
 
Annotationen