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waren; dazwischen finden sich einige klei-
nere Gebäude aus der Zeit zwischen den
beiden Kriegen. Östlich des Kreuzbergrin-
ges schließt sich auf der Südseite bis zum
Nonnenstieg eine Siedlung des Beamten-
Wohnungsvereinsan, die um 1910 begonnen
und bis in die dreißiger Jahre weitergebaut
wurde.
Die Kliniken und medizinischen Institute hat-
ten sich bis ca. 1880 vorwiegend inderGeist-
und Kurzen Geismar Straße angesiedelt
bzw. lagen über das Innenstadtgebiet ver-
streut. Im letzten Viertel des 19. Jh. wurde
das bisher unbebaute Gebiet „Im Weender
Felde” zwischen heutigem Nikolausberger
Weg / Goßlerstraße / Kreuzbergring / Hum-
boldtallee als Gelände für ein zeitgemäßes
Klinikzentrum ausgewählt; die Baupläne
entstanden in den achtziger und neunziger
Jahren am königlichen Hochbauamt, als Pla-
nungsbeamte wirkten u. a. Körtum, Töpfner,
Breymann, Andreas, Habett.
Die Bautätigkeit begann Mitte der achtziger
Jahre vermutlich mit dem Oekonomiege-
bäude; es folgten das Pathologische Institut
(1889-91), die Chirurgische Baracke, das

Nikolausberger Weg 49, ca. 1890



Nikolausberger Weg 38/40,
Architekt Rathkamp, ca. 1905


Verwaltungsgebäude, die Chirurgische Kli-
nik und die Medizinische Klinik (1890-91);
1894 - 96 wurden die Frauenklinik, 1904 - 06
die Augenklinik und 1909-11 die Universi-
tätskinderklinik (Humboldtallee 30) errich-
tet.
Die Gebäude mit einigen Nebengebäuden
(Schwestern- und Ärzte-Haus, z. B. Hum-
boldtallee 5) stehen frei in einer parkähnli-
chen Anlage, die an der Goßlerstraße und
Humboldtallee begrenzende, originale Ein-
friedigungen besitzt, welche im Zusammen-
klang mit Bauwerken und dem Grün den
jeweiligen Straßenabschnitt prägen. Mar-
kantes Zeichen an der Goßlerstraße ist ein-
mal der polygonale Vorbau (Leichenhalle)
an der Pathologischen Klinik, vor allem aber
der Schornstein am Oekonomiegebäude:
Aus einem vierseitigen Unterbau entwickelt
sich derachtseitigeSchlot, nach oben leicht
verjüngt, miteinem vorkragenden Abschluß-
gesims auf bogenfriesartigen Konsolen. Das
Material istgelberKlinkermit braunen, band-
und friesartigen und geometrischen Zierset-
zungen. Ähnliche Ziersetzungen schmük-
ken auch die anderen um 1890 entstande-

nen Gebäude der weitläufigen Anlage. Sie
schließen sich durch die Wiederholung
bestimmter Motive zu einem einheitlichen
Komplex zusammen: Das Material ist durch-
gängig zweifarbiger Klinker, kombiniert mit
Naturstein und mitSchieferfürdas Dach. Die
höheren Hauptgebäude haben übergiebelte
Risalite und Seitenflügel, sie liegen meist
unter Walmdach mit weitem, verschaffen-
dem Dachüberstand. Dieser ruht auf einem
Konsolgesims, das den Kniestock kaschiert.
Die Eingangsbereiche werden durch beson-
dere Wand-und Giebelgestaltung betont. Es
sind weniger anspruchsvolle als zweckmä-
ßige Bauwerke. Einzeln stehende Isolierba-
racken und vorgestellte „Bettenhauspavil-
lons” an der Chirurgischen Klinik zeigen den
damaligen modernen Stand der Kranken-
hausarchitektur. Die Wandgestaltung mit
mehrfarbigem Klinkermaterial paßt die
ansonsten dem Zeitstil des frühen 20. Jh.
entsprechende Augenklinik den benachbar-
ten Gebäuden an. Im Laufe des weiteren
20. Jh. wurden die Gebäude durch Dachaus-
bauten, Anbauten usw. in ihrer Form beein-
trächtigt, vermitteln jedoch immer noch sehr

Nikolausberger Weg 32, 30 ff


Nikolausberger Weg 39,1888


Humboldtallee, ehemalige Medizinische Klinik,
ca. 1890, Westfassade


Klinikgelände, ehemalige Chirurgische Klinik,
ca. 1890, Bettenhaus


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