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Möglichkeiten der damaligen Göttinger
Wohnhausarchitektur zeigt; deren Gestal-
tungsreichtum lag in der Kombination meh-
rerer Werkstoffe, Disposition des Baukör-
pers durch Vorbauten, Risalite, Schaugiebel
und Dachformen und in der Dekoration
durch Elemente unterschiedlicher stilisti-
scher Provenienz. Den Reiz der Gruppe
erhöht der relativ gute Erhaltungszustand
der Umgebung mit Vorgärten und z. T. alten
Einfriedigungen.
Nach der Jahrhundertwende dehnte sich die
Besiedlung südlich des Walkemühlenwegs
an der Lotzestraße bis zur Zeppelinstraße,
am Stegemühlenweg bis zur Schillerstraße
und an der Felix-Klein-Straße aus. Im Zuge
dieser expandierenden Bauentwicklung
erfolgte die Anlage der Querverbindungen
Riemann- und Schillerstraße und weiter süd-
lich der Reinholdstraße.
Die älteren Gebäude stehen an der Lotze-,
Reinholdstraße (Nr. 3, 5, 13, erbaut 1905-
07), der Felix-Klein-Straße und vereinzelt
am Stegemühlenweg (Nr. 26, erbaut ca.
1905). Das Haus Lotzestraße 24 stellt als Ver-
bindungshaus (Turnerschaft Ghibellinia)

Lotzestraße 2, 4


Stegemühlenweg 26, ca. 1905


eine Besonderheit dar; sein Giebel mit rei-
chem Zierfachwerk bildet optisch den west-
lichen Endpunkt der Riemannstraße.
Um 1907 setzte sich in Göttingen endgültig
der Putzbau durch, und etwa gleichzeitig
erfolgte die planvolle Aufsiedlung des Quar-
tiers mit drei- bis viergeschossigen (ein
Geschoß im Dach) Spekulationsbauten für
eine mittlere Mieterschicht. So entstanden
hier bis zum Ersten Weltkrieg einige zusam-
menhängende Gruppen differenziert gestal-
teter Putzgebäude, die auch in städtebauli-
cher Hinsicht interessant sind: z. B. Lotze-
straße 29 und 31 (erbaut ca. 1907) als Ein-
gangsbauten zur Schillerstraße ; Stegemüh-
lenweg 31 und Riemannstraße 13 (erbaut
1910/11) als markanter Eckbau; Stegemüh-
lenweg 43 (erbaut 1908) und Schillerstraße
22 (erbaut 1908, Architekt: A. Graf) als korre-
spondierende Eckbauten.
Bis auf die isolierteren Häuser an der Lotze-
straße sind die genannten Gebäude größe-
ren Gruppen von Reihenmiethäusern inte-
griert, die den Stegemühlenweg bis zur
Schillerstraße einheitlich prägen und fast im
urspünglichen Zustand mit Vorgärten und

Riemannstraße 13, 1910/11. Detail


Stegemühlenweg 32, 34


Gittern erhalten sind (Nr. 1-11, 25-43, 6-
20). Die Sockelzone in Naturstein und einige
Werksteinteile, vor allem aber Freitreppen,
Vorbauten, Erker, Balkons und Loggien glie-
dern die Gebäude, deren Mansarddächer
unterschiedliche Dachhäuschen und Giebel
beleben. Putzdekor wurde bis auf wenige
Ausnahmen (z. B. Stegemühlenweg 4, 6) nur
sparsam, häufig als geschlossene ornamen-
tale Form appliziert; in ihm mischen sich Ele-
mente des Jugendstils und des Neoklassi-
zismus.
In gewisser Weise bilden die erst 1926
gebauten nüchternen Häuser des Spar- und
Bauvereins Nr. 13-23 einen Fremdkörper,
sie passen sich jedoch durch ihre strenge
Symmetrie relativ gut ein.
Weitere beachtenswerte architektonische
Leistungen unter den ansonsten gleichför-
migen Putzbauten des Quartiers bilden die
Gruppe Riemannstraße 2-8, das Haus Rie-
mannstaße 22 (alle 1912/13) und das Haus
Felix-Klein-Straße 1 mit Baumaterialien-
handlung (Bildhauerei und Stuckzement,
erbaut 1910).


Reinholdstraße 13, 1907

Stegemühlenweg 10, 8 ff


Stegemühlenweg 22, 20 ff


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