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Quaderputz am Sockelgeschoß und Gesims
gegliederter Architektur. Der Risalit „rahmt”
eine bis in den Giebel aufsteigende rundbo-
gige Nische, in die sich das Portal und das
abschließende halbe Radfenster einpassen.
Dieses strenge, schmucklose klassizistische
Militärgebäude - vergleichbar dem stärker
an Revolutionsarchitektur erinnernden ehe-
maligen Amtsgericht (Waageplatz 7, westli-
cher Bauteil, erbaut 1836 von Rohns) -
beherrschte bis zur Neuplanung des
Bereichs und dem damit verbundenen Neu-
bau des Rathauses (1976-78), den ehe-
maligen Exerzierplatz, den im Osten Wohn-
bauten begrenzten.
Prägendes Haus unter dieser Bebauung
sowohl nach Lage als auch nach Qualität ist
die in ihrem Äußeren nur leicht veränderte
Villa Schildweg 1 (heute mit Ladeneinbau;
gebaut 1846/47, Architekt: Eduard Freise,
Bauherr: Joh. Wilh. Junker), ein verputzter
Massivbau im Rundbogenstil mit relativ rei-
chem romanisierendem und gotisierendem
Schmuck von überraschender Plastizität an
den Drillingsfenstern und an den Ecken (vgl.
Weender Landstraße 14).

Exkurs zu den Militärbauten
Der erste Kasernenbau zog weitere militä-
rische Anlagen in den südöstlichen Bereich
derStadt, derz. T. noch heute davon geprägt
wird. Im späten 19. Jh. wurden an der Geis-
mar Landstraße die Wörth-Kaserne (abge-
rissen) und die städtische Kaserne am
Gothaer Platz gebaut. Diese Komplexe
bestanden zunächst aus einigen Militärbau-
ten und Wohngebäuden für Unteroffiziersfa-
milien, von denen sich ein karges, sozialge-
schichtlich jedoch interessantes Haus von
ca. 1890 (Gothaer Platz 1) erhalten hat; sie
wurden in der Zeit zwischen den Weltkrie-
gen erweitert, so daß das Areal östlich der
Geismar Landstraße bis Wörthstraße zwi-
schen Am Weißen Steine und Gleiwitzer
Weg und jenes kleinere westlich der Geis-
mar Landstraße/Leibnizstraße bis Stern-
straße rein militärische Nutzung erhielten.
Seit 1945 sind die Gebäude bis auf die Häu-
ser mit Mietwohnungen von der Feuerwehr
und gewerblich genutzt und z. T. stark ver-
ändert. Das Militär ist heute vor dem Wald
am Lohberg untergebracht. Als weitere Ein-
richtungen im Zusammenhang mit dem Mili-

tär entstanden um 1901/2 am Steinsgraben
19 (östlich derGeismarLandstraße) das Gar-
nison-Lazarett (seit 1960 Polizeistation), im
Ersten Weltkrieg ebenfalls Am Steinsgraben
zwischen Beethoven- und Merkeistraße ein
Barackenlazarett und gegenüber das
Kriegsgefangenenlager Ebertal; dieses
Gelände wurde nach 1945 mit Mietwohn-
häusern bebaut.
Sternwarte,Geismar Landstraße 11
Die alte Universitätssternwarte - gegründet
1782 als Provisorium in einem Turm deralten
Stadtmauer zwischen Kurze- und Nikolai-
straße - genügte den Anforderungen der
astronomischen Forschung Ende des 18. Jh.
nicht mehr. Auf einem unregelmäßig trapez-
förmigen, nach Nordosten ansteigenden
Grundstück auf der Ostseite der Geismar
Landstraße baute man von 1803-1816 die
neue Sternwarte; die lange Bauzeit erklärt
sich aus den Kriegswirren.
Pläne stammten schon von Universitätsbau-
meister Borheck (vgl. z. B. Kurze Geismar
Straße 40), der sich an der Londoner Stern-
warte orientiert hatte; die geänderte Ausfüh-



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