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Bebauung, die sich um den „Rohns” herum
(s. o. Bauten bis 1860) noch einmal massiert.
Bereits dicht unter dem Warteberg liegt auf
der Ostseite der Straße das Geophysika-
lische Institut der Universität (Herzberger
Landstraße 180), das unter Professor Wie-
chert 1899-1901 als weitläufige Anlage ein-
gerichtet wurde. Auf dem Gelände steht das
sogenannte Gaußhaus, das Gauß 1833 als
erdmagnetisches Observatorium aus Holz
ohne Eisenteile neben derSternwarte (Geis-
mar Landstraße 11, vgl. Die südlichen Stadt-
gebiete) errichtete. Es wurde kurz nach 1900
transloziert. Seine Form entspricht der eines
klassizistischen Gartenhauses.
Das Gros der Gebäude westlich der Dahl-
mannstraße entstand vor 1900, die anschlie-
ßende Besiedlung vollzog sich bis zum
Ersten Weltkrieg; einige Ausnahmen kamen
erst in den zwanziger/dreißiger und fünfziger
Jahren hinzu. An der Herzberger Landstraße
finden sich nurwenige öffentlicheoderhalb-
öffentliche Gebäude: Herzberger Land-
straße 2 und Friedländer Weg 2sind um 1910
entstandene ehemalige, heute von der Uni-
versität genutzte Verbindungshäuser, das

Eckhaus zur Albrechtstraße (Herzberger
Landstraße 67) ist ebenfalls ein Verbin-
dungshaus von ca. 1914. Auf derOsteckezur
Dahlmannstraße baute die Stadt für den
Oberbürgermeister Calsow 1901/02 ein gro-
ßes Wohnhaus. Etwa 1935 errichtete der
Staat das Finanzamt auf dem Grundstück
Nr. 14.
Ansonsten bestimmen den Straßencharak-
ter freistehende Ein- und Mehrfamilienhäu-
ser (Ausnahmen: die Reihenhäuser Nr.
71 -75 von 1913 vom Architekten W. Rath-
kamp; die beiden Doppelhäuser Nr. 16/16a
und 22/24 aus den dreißiger Jahren) mit Vor-
gärten, die z. T. sehranspruchsvoll, z. T. auch
einfacher sind. Im späten 19. Jh. wurden die
einfacheren Mietwohnhäuser noch häufig
im preiswerten Fachwerk ausgeführt. Von
diesen Gebäuden hat sich an der Herzber-
ger Landstraße das ca. 1889 erbaute zwei-
stöckige Haus Nr. 34 mit Drempel unter Sat-
teldach am besten erhalten. Charakteri-
stisch und zeittypisch ist die dekorative Ver-
wendung von Andreaskreuzen; diese bilden
auch jeweils den Fenstersturz, woraus die
auffällige Fensterform resultiert. Ein weite-

res Haus mit reichem Zierfachwerk im Stil
der Jahrhundertwende am Obergeschoß
und in der Dachzone steht seit ca. 1897 wir-
kungsvoll vor dem Waldsaum auf der Süd-
seite der Straße (Nr. 82); es gehörte zur
städtischen Pumpstation II und bot einem
Mechaniker die Dienstwohnung.
Geprägt wird die Straße jedoch vorwiegend
von Villen. Eine der opulentesten Göttinger
Villen ließ sich Professor von Bar im Stil der
Neorenaissance nach Plänen von Stadtbau-
meister Gerber (vgl. die gleichzeitigen
Schulbauten und Herzberger Landstraße 3,
s. o.) 1880 von Rathkamp auf dem Grund-
stück Nr. 25 errichten. Sie liegt weiter als die
Nachbargebäude von der Straße zurück in
einem großen Garten und ist ein Massivbau
mit Sandsteinfassaden; Tuffstein findet sich
nurauf der rückwärtigen Nordseite. Die Glie-
derung des zweigeschossigen Baukörpers
mit Drempel unter flachem Walmdach
erfolgt in freier Symmetrie durch Risalite,
deren Kanten durch pfeilerartige Vorlagen
betont werden. Die Gesimse, deren starke
horizontale Wirkung die bandartig gefugten
Quadern unterstützen, kröpfen sich um alle


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