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Reinkeweges, wo der für das erste Wasser-
leitungsnetz wichtige Reinsbrunnen ent-
springt, geht der Park langsam in das Wald-
gebiet über (s. u.). Die erste Fassung der
Quelle erfolgte vermutlich 1568; von hier
führte eine Wasserleitung aus Holzrohren
zum Schwanenteich. Die heutige Fassung
von 1873 entstand gleichzeitig mit dem Aus-
bau des Trinkwasserleitungsnetzes der
Stadt.
Die Entstehung der „Schillerwiese”, die
ziemlich unverändert erhalten blieb, erhöhte
natürlich die Attraktivität des Ostviertels; vor
allem profitierten davon die Grundstücksbe-
sitzer am oberen Hainholzweg (vorwiegend
bebaut nach dem Ersten Weltkrieg) und an
der Herzberger Landstraße, wo die südli-
chen Grundstücke direkt an den Reinsbach
stießen; heute sind manche geteilt und auf
dem hinteren Stück neu bebaut.
An der Herzberger Landstraße errichtete
man bis zum Ersten Weltkrieg eine Anzahl
anspruchsvoller Villen bzw. Mietvillen (der
Architekt Tilemann baute in den Jahren
1907 -10 fünf solcher Objekte, die später an
Professoren verkauft wurden; ähnlich
machte es Rathkamp 1913) unterschiedli-
cher Stile: z. B. Nr. 45, erbaut ca. 1906/07 mit
Anklängen an den Jugendstil; Nr. 47, erbaut
1906/07 vom Architekten Tilemann; Nr. 48,
erbaut 1910 im Auftrag von Professor Lan-
dau als Landhaus in stilistischer Nähe zum
Spätbarock bzw. Biedermeier.
Das unkonventionellste Haus Nr. 52 plante
der Architekt Lauwerix für Professor Stein
1911/12 in traditionellen Werkstoffen und in
bereits traditionellen aber umgedeuteten
Formen; kunstvoll wird hier der Kontrast zwi-
schen dem glatten, rotbraunen Mauerwerk
und dem bossierten Kalkstein inszeniert;
dieser wie verwittert bearbeitete Kalkstein
verdichtet sich im Eingangsbereich zu einer
Art „Grotte”, wo das Verhältnis von Lasten
und Stützen in fast archaischer Wucht vor-
getragen wird. Es ist eine zwischen Land-
hausstil, Expressionismus und Moderne
anzusiedelnde Architektur.
ZWISCHEN HAINHOLZWEG UND GEISMAR
LANDSTRASSE
(Zu Geismar Landstraße vgl. Die südlichen
Stadtgebiete; zu den vor1880 entstandenen
Gebäuden s. o.: Die Bauten bis 1860; Wohn-
häuser des dritten Viertels des 19. Jh.)
Die Besiedlung dieses Bereichs ließ sich
nach 1880 langsam an; es entstanden ver-
einzelt Häuser z. B. am Schildweg, am Fried-
länder Weg und im Zusammenhang mit der
Besiedlung der Geismar Landstraße an der
neu angelegten Straße Am Steinsgraben
(vgl. Die südlichen Stadtgebiete). Die
Bebauung expandierte erst um 1890, und
konsequent legte man 1892 die zweite neue
Querstraße, die vom Schildweg nach Osten
führende Calsowstraße an. Als nächste
folgten die Keplerstraße 1902 und kurz
danach die Straße Am Weißen Steine. Die
anderen Wege östlich des Friedländer
Weges sind, obwohl möglicherweise schon
früher geplant, erst in den späten zwanziger/
dreißiger Jahren und nach dem Zweiten

Weltkrieg ausgebaut und besiedelt worden.
Im fast dreieckigen Areal zwischen Teich-
weg/Schildweg, Friedländer Weg, Geismar
Landstraße fanden sich um 1880-außerden
oben genannten Gebäuden - einige Wohn-
häuser auf der Südseite des unteren
Abschnitts des Hainholzweges.
Teichweg, Schildweg, Calsowstraße, Kepler-
straße
Der Teichweg begleitet den früheren Gra-
benrand vom Geismar Tor über den Schild-
weg bis zum Albanikirchhof. Er entstand ver-
mutlich als ein Gartenweg im 3. Viertel des
18. Jh., als das Gelände der ehemaligen
Außenwerke z. T. als Bürgergärten verpach-
tet wurde (s. o., Die Entfestigung ...). Die im
letzten Viertel des 19. Jh. hier vereinzelt
gebauten Häuser sind bis auf eines inzwi-
schen verschwunden bzw. durch wenige
Neubauten ersetzt worden.
Die Bonifatius-Schule (Schildweg 4-6)
nutzt zur Zeit die Villa Teichweg 1 von ca.
1885 als Dependance. Diese Villa, unterhalb
des Weges im Grabenbereich gelegen, ist
ein zweigeschossiger Bau aus Sand- und

Tuffstein auf einem hohen rustizierten Sand-
stein-Sockelgeschoß mit belichtetem Drem-
pel unter flachem, z. T. abgewalmten Sattel-
dach mit fein profiliertem Traufgesims. Der
Zeit entsprechend zeigt sie die strengen,
noch vom Klassizismus beeinflußten stilisti-
schen Merkmale der Neorenaissance; der
besondere Anspruch des Bauherrn schlägt
sich z. B. im Material, in der repräsentativen
Form des nach Norden zum heutigen Schul-
hof (ehemals Garten) liegenden Hauptein-
gangs mit Freitreppe und in der bastionarti-
gen Anlage des Altans auf der Südostecke
nieder. Den Schulhof begrenzt im Norden
seit 1939 ein Kriegerdenkmal.
Der Schildweg umgeht die ehemalige Blei-
cherschanze - später Albanifriedhof - und
das davorliegende Gartenland. Der unregel-
mäßige Verlauf läßt ein höheres Alter ver-
muten, und tatsächlich war der Weg schon
vor der Entfestigung der Stadt vorhanden,
wurde nach 1764 zur Straße erweitert und
verband das Geismar mit dem Albanitor. Die
ältesten Häuser hier sind Nr. 1 und 18 (vgl.
dazu: Die südlichen Stadtgebiete und Die
Bauten bis 1860). Die Aufsiedlung des

Teichweg 1, ca. 1885


Herzberger Landstraße 52, Architekt
Lauwerix, 1911/12, Eingang


Herzberger Landstraße 52, Architekt
Lauwerix, 1911/12



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