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beiden Straßen westlich der alten Land-
straße. Bereits im 13. Jh. richteten die Herren
von Hanstein auf ihrem Besitz östlich der
Landstraße neue Hofstellen ein. Um 1402
beschnitt die Anlage der Göttinger Land-
wehr (mit dem Diemarder Tor etwa bei
Hauptstraße 76) die weitere Ausdehnung
des Dorfes nach Süden, das sich daraufhin
geringfügig nach Norden und Westen erwei-
terte. In der Mitte des 17. Jh. hatte der Ort
den heute noch vorhandenen Grundriß
eines unregelmäßigen Haufendorfs und
umfaßte den Bereich vom Südende Untere
Dorfstraße bis Kiesseestraße und Haupt-
straße. Bis ins 19. Jh. verdreifachte sich zwar
die Einwohnerzahl (317 auf 915), neue Sied-
lungsbereiche nahm man jedoch nicht
hinzu. Statt dessen erfolgten Hofteilungen,
so daß sich die Bebauung entsprechend ver-
dichtete. Erst im späten 19. Jh. begann man
vereinzelt außerhalb des Dorfes zu siedeln
(z. B. an Kampstraße, Kiesseestraße, Her-
mann-Hanker-Straße, Teichstraße). Diese
Gebäudegruppen sind die spätesten Bei-
spiele bäuerlicher Wohnformen in Geismar.
Im Anschluß wurden die Einwohner, die von
der Landwirtschaft lebten, zur Minderheit.
Im 20. Jh. entwickelte sich Geismar weitge-
hend zum Wohnvorort für Göttingen: Bis
1945 entstanden Wohnhäuseran derHaupt-
straße (nahe der Gemarkungsgrenze nach
Göttingen) und die Siedlung Treuenhagen
an der Reinhäuser Landstraße. Nach dem
Zweiten Weltkrieg kamen große Neubau-
siedlungen hinzu, die rings den alten Dorf-
kern umgeben und längst mit den städti-
schen Wohngebieten zusammengewach-
sen sind.
In Geismar vereinen sich zwei unterschied-
liche Parzellen- und Wegesysteme. Wäh-
rend im „Oberdorf” an der relativ gerade ver-
laufenden Hauptstraße schmale Parzellen
vorherrschen (vgl. Hauptstraße 60 - 70, 29 -
49), differieren die Parzellenformen im mitt-
leren Dorf mit seinem gewundenen Wege-
netz; aufgrund der topographischen Situa-
tion und der Hofteilungen entstanden sehr
unterschiedliche Grundstücke mit entspre-
chend individueller Anordnung der Wohn-
und Wirtschaftsgebäude. Meist wurden die
Wohngebäude mit der Giebelseite zu der
Straße oder Kurve ausgerichtet, von der die
Zufahrt auf die Hofstelle erfolgte (vgl. Hei-
delbeergasse 1, Mitteldorfstraße 13).
Dadurch liegt häufig die Traufseite an oder
oberhalb des nächsten Straßenabschnitts.
Die Abstände zu den Straßen variieren. Fut-
ter- oder Begrenzungsmauern, Gebäude-
sockel oder Böschungen begleiten die
geschwungenen, z. T. engen, unübersichtli-
chen Wege.
Im Dorfkern von Geismarstehen kaum noch
Gebäude aus dem 18. Jh. Drei relativ gut
erhaltene Bauten an der Straße Im Kolke
gehören zu den ältesten: Nr. 11 und Nr. 13
sind zwei „Streckhöfe” mit jeweils einem
Wohnteil vom Beginn des 18. Jh., deren
inzwischen umgenutzte Wirtschaftsteile im
frühen 19. Jh. hinzugefügt wurden. Nr. 35,
ein Wohnhaus aus dem späten 18. Jh., bildet
den Rest einer verlorenen Hofanlage. Diese
Häuser zeigen die charakteristische Form
des dörflichen Wohnbaus des 18. Jh. aus

Geismar, Ortslage im 18. Jh., Niedersächsisches Staatsarchiv Hannover, 22 d Geismar 3 m


Geismar, Im Kolke 11, frühes 18. Jh.


Geismar, Im Kolke 13, frühes 18. Jh.


Geismar, Martinikirche, 1737-1743


Geismar, Geismar Thie 2,1837


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