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GÖTTINGEN-HETJERSHAUSEN

Gut 5 km von der Innenstadt entfernt findet
sich am Osthang des Leineberglandes in
einer Höhe von ca. 240 m ü. NN (das inner-
dörfliche Gefälle von ca. 15 m nach Osten
kaum spürbar) das 990 in einerSchenkungs-
urkunde von Otto III. erwähnte „Hatticheshu-
sen”, das zeitweilig - besonders im 15. Jh.,
als Göttinger Bürger die größten Höfe im Ort
besaßen, - auch von der Stadt Göttingen
abhing (vgl. dazu „Geschichtlicher Über-
blick”).
Das ehemalige Bauerndorf, daß sich zurZeit
durch die nach 1945 entstandenen Neubau-
gebiete im Osten (Kreuzanger, Waken-
breite), im Süden bzw. Westen (Zum Loh,
Am Klotzbrunnen usw.) und im Nordwesten
(Siedlung Hasenwinkel) und infolge der
gleichzeitigen Auflösung der meisten bäuer-
lichen Betriebe zu einem „Wohnvorort” ver-
ändert, bestand vom 18. bis 20 Jh. aus den
Höfen der Straßen Brunnenbreite, Am Plan,
In der Straut und In der Wehm, wobei der
nördliche Abschnitt der letzteren erst nach
dem Zweiten Weltkrieg über einen ehemali-

Hetjershausen, Marienkirche



Holtensen, Im Alten Dorfe 8,18. Jh.

gen Hof angelegt wurde. Südlich der heuti-
gen Straße Im Loh lag der „Wehm Anger”,
westlich der Bauernstellen „In der Straut”
gab es den „Dragoner- oder Kreuzanger”,
beide heute verschwunden. Im Mittelpunkt
des Kerns fanden sich der Thie und westlich
anschließend der Kirchhof mit Kirche. Die
ehemals platzartige Umgebung der Kirche
hat sich durch die neuere Bebauung ver-
loren, wie überhaupt der Charakter des Dor-
fes und die Gebäude, die ältesten im 19. Jh.
errichtet, stark gestört sind.
Die Marien-Kirche ist ein kleiner, im Ursprung
mittelalterlicher Bau aus Bruchsteinmauer-
werk mit einem relativ mächtigen Turm auf
quadratischem Grundriß im Westen und
einem Sakristeianbau aus dem 20. Jh. im
Osten. Von einer Erneuerung im Jahre 1799
stammen die Fenster, dieTürmitderüberihr
eingelassenen Inschriftentafel und das Sat-
teldach mit Halbwalm. Im Innern findet sich
ein 1509 datiertes Triptychon des Bildschnit-
zers Barthold Castorp (vgl. Innenstadt, Bar-
füßer Straße 6) mit einer Madonna auf der
Mondsichel zwischen den kleineren, über-
einander angeordneten Figuren der Hl.


Holtensen, Lenglerner Straße 41, 3. Viertel 19. Jh.


Holtensen, Kirche, 1749

Holtensen, Im Alten Dorfe 2, spätes 19. Jh.


Katharina und der Hl. Maria Magdalena
(oben) und des Hl. Martins und der Hl. Anna
selbdritt (unten). In den beiden Flügeln ste-
hen die 12 Apostel. Die Außenseiten der Flü-
gel tragen ruinöse Malereien mit Szenen aus
dem Marienleben des Meisters des Hierony-
musaltars in Northeim.
GÖTTINGEN-HOLTENSEN

Holtensen liegt, vom Fluß durch den ehe-
mals bewaldeten Hagenberg getrennt, im
Leinetal in einer Höhe von ca. 155 m ü. NN
oberhalb der Überschwemmungsgrenze
und etwa 5 km Luftlinie von der Innenstadt
entfernt.
Den Ort, 1299 als „Holthusen” erwähnt,
umgeben im Norden, Osten und Süden nach
dem Zweiten Weltkrieg erschlossene Sied-
lungsgebiete; auf dem Hagenberg entstand
in den sechziger und frühen siebziger Jahren
das Demonstrativbauprojekt „Holtenser
Berg”. Im Norden, Westen und Süden gren-
zen die Autobahn (1938 angelegt) und der
Autobahnzubringer (mit dem „Holtenser
Berg” entstanden) das heute besiedelte
Gelände weiträumig ein.
Der historische Dorfkern in Form eines unre-
gelmäßigen Reihendorfes entstand vermut-
lich aus einem Königsgut. Dieses deckt sich
mit dem Hof, den ab 1467 das Göttinger
Patriziergeschlecht Helmold als Lehen derer
von Hardenberg besaß. Der Hof, später auf-
geteilt, lag nördlich der heutigen Straße Im
alten Dorf zwischen den beiden Sackgassen
Ecke und Winkel. Die Kapelle stand südlich
davon. Der alte Verbindungsweg zwischen
Göttingen und Harste, die Lenglerner
Straße, führte westlich vorbei. 1464 bestand
die Siedlung, die im Norden ein heute z. T.
verrohrter und begradigter Bach begrenzte,
aus acht Höfen, die alle Göttinger Bürgern
gehörten.
Holtensen zählte zu den vier Leinedörfern
(vgl. Geschichtlicher Überblick). Gegen
1650 umfaßte die bebaute Dorffläche den
Bereich der Straße Im alten Dorf bis zur plan-
artigen Erweiterung im Osten, wo sich ein
Teich befand und den nördlichen Abschnitt
der Twechte mit der Gasse. Bis 1850 dehnte
sich die Siedlung südlich bis an die Lengler-
ner Straße aus, die sie westlich entlang des
Kohlwegs überschritt. In der 2. Hälfte des
19. Jh. kamen außerhalb des Kernes prak-
tisch keine Gebäude hinzu. Allerdings baute
Erich von Hellmolt etwa 500 m südlich des
Dorfes das z. T. aus dem alten Hof hervorge-
gangene Gut (Lenglerner Straße 75), das z.
Zt. von der Universität als Versuchsgut
genutzt wird. Die Gebäude der Gründungs-
zeit bilden noch heute eine geschlossene
Anlage, die trotz derzahlreichen Erweiterun-
gen aus dem 20. Jh. ihren Charakter bewah-
ren konnte. Das ebenfalls erhaltene Wohn-
haus, im Stil eines städtischen villenähnli-
chen Gebäudes als Putzbau mit renaissanci-
stisch-manieristischem Natursteindekor
erbaut, liegt zwischen dem Wirtschaftshof
und dem südlich anschließenden Park.

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