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Das größte Bauwerk im Dorf ist die Petri-
kirche, auf deren mächtigen mittelalterli-
chen Westturm die Hennebergstraße
zuführt. Das Kirchenschiff, ein Saal unter
Walmdach mit östlich anschließenderSakri-
stei, verdankt sein heutiges barockes Aus-
sehen einer Renovierung 1758-60, bei der
vermutlich große Mauerreste des Vorgän-
gerbaus wieder verwendet wurden, und die
barocken Portale, Fensterund die Innenaus-
stattung mit Kanzelaltar und Emporen ent-
standen. 1773 ließ sich die Familie des Ober-
amtmanns Schlemm aus Harste im Turm ein
Erbbegräbnis einrichten, zu dem ein Portal
und ein „Fenster” mit Rokokogitter gehören.
Durch die Lage am Rande des Dorfes blieb
der Kirche ihre historische Umgebung
zumindest in Teilen erhalten. Auf der Nord-
seite des Vorplatzes steht das Küsterhaus
(Petrikirchstraße 17) aus dem 18. Jh., das ab
1799 eine Schule beherbergte. Direkt dane-
ben errichtete man 1862 eine neue Schule
als Massivbau in gotisierenden Formen. Öst-
lich der Kirche schließt sich der Friedhof an.
Auf seinem älteren Teil findet sich neben
alten Grabdenkmalen das in klassizistischen
Formen erbaute Mausoleum der Familie


Weende, Petri-Kirch-Straße 17/19

Grätzel von Grätzelstein (vgl. Innenstadt,
Goetheallee 8) von 1806. Zu dem im frühen
20. Jh. aufgeschlossenen Erweiterungsbe-
reich gehört die Kapelle aus den Jahren um
1910.
Im Bereich östlich von Obere Mühle/Thie-
straße blieb das Parzellenmuster des 18. Jh.
relativ gut erhalten. Hier, wo die Dorferwei-
terung durch - vermutlich - ärmere Kotstel-
len stattfand, wurden die ältesten bäuerli-
chen Gebäude vergleichsweise intakt
bewahrt.
Das älteste dürfte Petrikirchstraße 11 sein,
ein Streckhof aus zweistöckigem Wohnteil
und in Geschoßbauweise abgezimmertem,
heute bewohntem Wirtschaftsteil aus der
Zeit um 1700. Typisch sind die geringe Stock-
werkhöhe, die Vorkragung an der südlichen
und westlichen „Schauseite” des Wohnteils
und die Verwendung von Streben und Stüt-
zen „wie gewachsen”. Kaum jünger erschei-
nen die Häuser Thiestraße 6, Henneberg-
straße 17 und 20 (der erste Hof mit dem man
die Südgrenze des Dorfes, die Straße „Hinter
dem Dorf” im 18. Jh. überschritt), Schlagen-
weg 4, Springstraße 14, 24 und 38. Sie zeigen


alle eine ähnliche Abzimmerung mit einer
mindestens einseitigen Vorkragung über
abgerundeten Balkenköpfen, zurückliegen-
den wulstigen Füllhölzern und mit einer
abgefasten und profilierten Schwelle. Zum
Teil liegen sie in Nachbarschaft mit jüngeren
Bauten aus dem späteren 18. und 19. Jh., die
sich - trotz individueller Veränderungen vor
allem der Öffnungen und durch Kunststoff-
verkleidung - zu eindrucksvollen Gruppen
aus giebel- und traufständigen Bauten
zusammenschließen. So werden z. B. in
Springstraße (7-23, 18-38; 10-14), Thie-
straße (14-18 und Steinweg 19) und Petri-
kirchstraße (2, 4; 10,11) an dieser in den letz-
ten beiden Jahrhunderten gewachsenen
bäuerlichen Bebauung die historischen
dörflichen Strukturen des Ortsteils Weende
und an der Größe der Gebäude und der Hof-
stellen Besitzstandsunterschiede sichtbar.
Auch hier ist der Bachlauf, der zwischen
Thiestraße und Springstraße die rückwärtige
Grundstücksgrenze bildet, von besonderer
städtebaulicher Bedeutung (vgl. Petrikirch-
straße 2 und 4).

Am Schlagenweg, am Rande des Dorfkerns,
stehen neben dem bereits erwähnten Haus


Weende, Schlagenweg 4,1. Viertel 18. Jh.

Weende, Schlagenweg 5, spätes 18. Jh.



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Weende, Schlagenweg 8, 1767


Weende, Klostergut, Eingang


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