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Schlagenweg 4 drei auffallende Sonderbau-
ten. Bei Nr. 8 handelt es sich um den Pfarr-
hof, der 1767 von der Breiten Straße hierher
verlegt wurde. Aus dieser Zeit stammt das
noch vorhandene traufständige, zwei-
stöckige Wohnhaus mit der heute holzver-
schalten, durch Fenstergruppierung rhyth-
misierten symmetrischen Straßenfassade.
Die östlich anschließende Erweiterung im
Stil eines städtischen Wohnhauses nahm
man zu Beginn dieses Jahrhunderts vor.
Ähnlich fremd in einem Dorf nimmt sich der
massive Putzbau von 1889 mit Werkstein-
sockel und renaissancistisch-manieristi-
schem Natursteindekor, Schlagenweg 3,
aus.
Neben dem Amtshaus (s. u.) das anspruchs-
vollste Wohnhaus in Weende steht auf dem
gegenüberliegenden Grundstück Nr. 5, das
eine z. T. aus dem 20. Jh. stammende Einfrie-
digung umgibt. Es ist ein zweistöckiger Putz-
bau (Fachwerk?) mit zur Hälfte abgewalm-
tem Mansarddach. Die breitere Mittelachse
der symmetrischen Hauptfassade erfährt
ihre Steigerung durch die (veränderte) Ter-
rasse mit Freitreppe, den überdachten Ein-
gangsbereich mit Altan am oberen Stock-

werk und das breite Dachhaus mit Mezzanin.
Die Gesamtgestaltung und die Details (Fen-
ster- und Gesimsformen) heben das herren-
hausähnliche Gebäude aus der übrigen
bäuerlichen Bebauung heraus.
KLOSTERBEZIRK
Die wenigen Reste der mittelalterlichen Klo-
steranlage ersetzte man sämtlich bis auf die
heute unvollständige Begrenzungsmauer in
der Mitte des 18. Jh. durch neue Wirtschafts-
und Wohngebäude. Die Stallungen, Scheu-
nen usw. südlich des Weendebaches gingen
in den letzten 20 Jahren durch Industriean-
siedlungen verloren. Von den Nebengebäu-
den stehen lediglich noch das ehemalige
„Pforthaus”, die „Brauerei” mit Verwalter-
wohnung, das „Molkenhaus” und die „Regi-
stratur” (Klosterweg 7, 8,10,12). Es sind z. T.
veränderte, zu Wohnzwecken umgenutzte
ein- und zweigeschossige schmucklose
Massivbauten mit betonten Öffnungseinfas-
sungen aus Sandstein.
Das bedeutendste Gebäude, das Amtshaus,
liegt nördlich des Baches in dem zu einer
Grünanlage umgestalteten Rumpfgelände
des ehemaligen Gutsbezirks. Der Kloster-

amtmann Cleve betrieb seit 1749 den Neu-
bau eines Amtshauses, da sich seiner
Ansicht nach das alte in baufälligem
Zustand befand. Der Baumeister Schaedler
lieferte den Riß; 1752 begann und 1756
beendete man den 3:9-achsigen Massiv-
bau, der in seinem Äußeren ziemlich unver-
ändert auf uns gekommen ist. Über seinem
hohen Kellersockel erheben sich zwei
Geschosse unter einem ausgebauten
Walmdach. Die Südfassade bestimmt der
dreiachsige Mittelrisalit mit einem zusätzli-
chen Mezzanin unter Frontispiz. Hier befin-
det sich auch derübereinezweiläufige Frei-
treppe erreichbare, durch besondere Rah-
mung hervorgehobene Eingang. Die archi-
tektonische Gliederung beschränkt sich auf
eckbezogene Vorlagen bzw. Quadern, auf
das umlaufende Sockel- und Traufgesims
und auf die verschiedenen Einfassungen der
Fenster. Das Bauwerk besitzt eine für diese
Zeit typische Einfachheit und erinnert an
das von Schaedler erbaute „Michaelishaus”
in Göttingen (vgl. Innenstadt, Prinzenstraße
21). Von derlnnenausstattung blieb lediglich
ein Fayenceofen erhalten.

Weende, Springstraße 23, 38


Weende, Friedhof, Mausoleum, 1806


Weende, Springstraße 38, 1. Viertel 18. Jh.


Weende, Klostergut, Amtshaus, 1752-56


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