und für das äußere Erscheinungsbild der frühen
Bürgerhäuser von großer Bedeutung sind. Das
Motiv der Knaggenreihung setzt sich unterhalb
des durch Aufschieblinge weit ausladenden
Dachüberstandes fort. Die Knaggenverriegelun-
gen im Einklang mit den steil aufschießenden,
dicht gestellten Ständern unterstreichen gleich-
sam die Vertikale des Baukörpers - eine Ent-
wicklung, die in der Folgezeit mehr und mehr
reduziert wird. Insgesamt zeichnen sich die
Bürgerhäuser durch einen klaren konstruktiven
Aufbau mit einer strengen Linienführung der
Ständerreihen aus, deren Wirkung jedoch durch
gefügeverändernde spätere Baumaßnahmen
häufig erheblich beeinträchtigt wird.
Zu den überkommenen Bauten der ersten Bau-
periode gehören: Auf der Spiegelbrücke 16,
Hinterstraße 75, Marktstraße 26, Steinstraße
6/8 und 10, Steintorstraße 2, 16/18 und 55,
Kurze Straße 26, Apothekenstraße 10/12, We-
stertorstraße 11 und Scharrenstraße 14.
Nur noch als Bilddokumente überliefert sind die
inzwischen abgetragenen Bauten Haberstraße
(alt: 35) und Sackstraße (alt: 24), die in der
grundlegenden Untersuchung R. Scheibners
zur Duderstädter Bürgerhausarchitektur in einer
Strichzeichnung dargestellt sind und die unsere
Vorstellung von den frühen Bürgerhäusern er-
gänzen.
Da aufgrund fehlender dendrochronologischer
Untersuchungen und inschriftlicher Datierungen
gesicherte Anhaltspunkte für die exakte zeitli-
che Einordnung der frühen innerstädtischen
Bürgerhäuser nicht vorliegen, ist man auf die
Erkenntnisse der Gefügeforschung und der stil-
geschichtlichen Analyse der Schmuck- und
Zierformen angewiesen. Im Vergleich zu zeit-
gleichen Beispielen in Göttingen, Münden und
Einbeck sind die frühen Duderstädter Bürger-
häuser sehr nüchtern und nur auf das wesentli-
che konstruktive Gefüge beschränkt.
Einer der bemerkenswertesten frühen Bauten
des Duderstädter Stadtkerns ist der inzwischen
vom Verputz befreite Eckbau Auf der Spiegel-
brücke 16/Hinter der Mauer.
Die kurze, zur „Vorstadt“ Westertor führende
Straße Auf der Spiegelbrücke büßte leider
durch den Stadtbrand ihre ursprüngliche
straßenraumeinfassende Bebauung in wesentli-
chen Teilen ein, über deren ursprünglichen Auf-
bau wir nur noch durch Bildquellen unterrichtet
sind. Während Wüstefeld die Straßenbezeich-
nung von „Spülbrücke“ (nd: „Spoilbrügge“/spoi-
len = spülen, waschen) ableitete, wo Gerber an
der einst offenen Brehme ihre Stoffe spülten,
brachten andere Untersuchungen den Namen
in Beziehung zum ehemaligen Gerichtsspiel
(Westergericht am Lindenzaun), zu dem die Be-
wohner der zugehörigen Orte sich einzufinden
hatten.
Heute bildet der einprägsame Westertorturm
des frühen 15.Jh. den Straßenabschluß und
Kulminationspunkt, dessen schraubenförmig
gedrehte Haube die Randbebauung Auf der
Spiegelbrücke weithin sichtbar überragt und
zum Merkzeichen der Stadt geworden ist.
Der in unmittelbarer Nähe des Westertores ge-
legene Bau Auf der Spiegelbrücke 16 ist leider
durch die Entkernung der Erdgeschoßzone in
Auf der Spiegelbrücke 16, Hinter der Mauer, wohl Ende 15.Jh.
seinem Zeugniswert beeinträchtigt. Bestimmen-
des konstruktives Element des Eckbaues ist
das Zusammenfassen des hohen Erd- und nie-
drigen Zwischengeschosses mittels durchlau-
fender Ständer, auf dem der straßenseitig etwa
40 Zentimeter ausladende Oberstock ruht. Ein
nicht ausgebautes, gestelzt wirkendes, schwe-
res Satteldach mit Aufschieblingen, das zur
Straße Hinter der Mauer als „Eckwalm“ geführt
ist, schließt den markanten Fachwerkbau ab.
Für das äußere Erscheinungsbild des Baues
sind die in den letzten Jahren erneuerten, weit
heruntergezogenen, tiefgekehlten Knaggen, die
den ausladenden Überhang tragen, von großer
Bedeutung. Akzentuiert wird die Gebälkzone
durch das Einsetzen einer Gratstichknagge im
Eckbereich zu einem Knaggenbündel. Unter-
halb der dicht gereihten Knaggen setzt der auf-
geblattete, plastisch herausgearbeitete Brust-
riegel des Zwischengeschosses an, der der
Vertikaltendenz des Baukörpers entgegenwirkt.
Nur zaghaft wird gestalterisches Wollen am nur
noch rudimentär erhaltenen Gewände des
Spitzbogenportals erkennbar.
Die konstruktiven Gefügeelemente, die klare
und strenge Linienführung des Fachwerks und
der Verzicht auf gestalterische Zierformen las-
sen den Fachwerkbau unter Einbeziehung ver-
gleichbarer Bauten in Göttingen und Münden
ins ausgehende 15.Jh. datieren. Eine exaktere
zeitliche Zuordnung des im Schrifttum kurz
nach 1500 datierten Baues, vermag erst die
dendrochronologische Untersuchung zu leisten.
Der Fachwerkbau Auf der Spiegelbrücke leitet
über zum exponiert gelegenen mächtigen Eck-
bau Apothekenstraße 10/Kurze Straße, der
durch mangelnde Instandhaltung in einen
äußerst bedenklichen Zustand geriet. Im Rah-
men einer umfassenden Sanierung konnte
1987/88 aufgrund der Befunde die ursprüngli-
che Fassadengestaltung wiederhergestellt wer-
den. Ferner wurden die Klappläden und der
Schaukasten des 18. bzw. 19.Jh. belassen,
ebenso ein Kreuzstock-Schiebefenster des
18.Jh.
Die Apothekenstraße, offenbar benannt nach
der hier errichteten, erstmals in den Annalen
155
Bürgerhäuser von großer Bedeutung sind. Das
Motiv der Knaggenreihung setzt sich unterhalb
des durch Aufschieblinge weit ausladenden
Dachüberstandes fort. Die Knaggenverriegelun-
gen im Einklang mit den steil aufschießenden,
dicht gestellten Ständern unterstreichen gleich-
sam die Vertikale des Baukörpers - eine Ent-
wicklung, die in der Folgezeit mehr und mehr
reduziert wird. Insgesamt zeichnen sich die
Bürgerhäuser durch einen klaren konstruktiven
Aufbau mit einer strengen Linienführung der
Ständerreihen aus, deren Wirkung jedoch durch
gefügeverändernde spätere Baumaßnahmen
häufig erheblich beeinträchtigt wird.
Zu den überkommenen Bauten der ersten Bau-
periode gehören: Auf der Spiegelbrücke 16,
Hinterstraße 75, Marktstraße 26, Steinstraße
6/8 und 10, Steintorstraße 2, 16/18 und 55,
Kurze Straße 26, Apothekenstraße 10/12, We-
stertorstraße 11 und Scharrenstraße 14.
Nur noch als Bilddokumente überliefert sind die
inzwischen abgetragenen Bauten Haberstraße
(alt: 35) und Sackstraße (alt: 24), die in der
grundlegenden Untersuchung R. Scheibners
zur Duderstädter Bürgerhausarchitektur in einer
Strichzeichnung dargestellt sind und die unsere
Vorstellung von den frühen Bürgerhäusern er-
gänzen.
Da aufgrund fehlender dendrochronologischer
Untersuchungen und inschriftlicher Datierungen
gesicherte Anhaltspunkte für die exakte zeitli-
che Einordnung der frühen innerstädtischen
Bürgerhäuser nicht vorliegen, ist man auf die
Erkenntnisse der Gefügeforschung und der stil-
geschichtlichen Analyse der Schmuck- und
Zierformen angewiesen. Im Vergleich zu zeit-
gleichen Beispielen in Göttingen, Münden und
Einbeck sind die frühen Duderstädter Bürger-
häuser sehr nüchtern und nur auf das wesentli-
che konstruktive Gefüge beschränkt.
Einer der bemerkenswertesten frühen Bauten
des Duderstädter Stadtkerns ist der inzwischen
vom Verputz befreite Eckbau Auf der Spiegel-
brücke 16/Hinter der Mauer.
Die kurze, zur „Vorstadt“ Westertor führende
Straße Auf der Spiegelbrücke büßte leider
durch den Stadtbrand ihre ursprüngliche
straßenraumeinfassende Bebauung in wesentli-
chen Teilen ein, über deren ursprünglichen Auf-
bau wir nur noch durch Bildquellen unterrichtet
sind. Während Wüstefeld die Straßenbezeich-
nung von „Spülbrücke“ (nd: „Spoilbrügge“/spoi-
len = spülen, waschen) ableitete, wo Gerber an
der einst offenen Brehme ihre Stoffe spülten,
brachten andere Untersuchungen den Namen
in Beziehung zum ehemaligen Gerichtsspiel
(Westergericht am Lindenzaun), zu dem die Be-
wohner der zugehörigen Orte sich einzufinden
hatten.
Heute bildet der einprägsame Westertorturm
des frühen 15.Jh. den Straßenabschluß und
Kulminationspunkt, dessen schraubenförmig
gedrehte Haube die Randbebauung Auf der
Spiegelbrücke weithin sichtbar überragt und
zum Merkzeichen der Stadt geworden ist.
Der in unmittelbarer Nähe des Westertores ge-
legene Bau Auf der Spiegelbrücke 16 ist leider
durch die Entkernung der Erdgeschoßzone in
Auf der Spiegelbrücke 16, Hinter der Mauer, wohl Ende 15.Jh.
seinem Zeugniswert beeinträchtigt. Bestimmen-
des konstruktives Element des Eckbaues ist
das Zusammenfassen des hohen Erd- und nie-
drigen Zwischengeschosses mittels durchlau-
fender Ständer, auf dem der straßenseitig etwa
40 Zentimeter ausladende Oberstock ruht. Ein
nicht ausgebautes, gestelzt wirkendes, schwe-
res Satteldach mit Aufschieblingen, das zur
Straße Hinter der Mauer als „Eckwalm“ geführt
ist, schließt den markanten Fachwerkbau ab.
Für das äußere Erscheinungsbild des Baues
sind die in den letzten Jahren erneuerten, weit
heruntergezogenen, tiefgekehlten Knaggen, die
den ausladenden Überhang tragen, von großer
Bedeutung. Akzentuiert wird die Gebälkzone
durch das Einsetzen einer Gratstichknagge im
Eckbereich zu einem Knaggenbündel. Unter-
halb der dicht gereihten Knaggen setzt der auf-
geblattete, plastisch herausgearbeitete Brust-
riegel des Zwischengeschosses an, der der
Vertikaltendenz des Baukörpers entgegenwirkt.
Nur zaghaft wird gestalterisches Wollen am nur
noch rudimentär erhaltenen Gewände des
Spitzbogenportals erkennbar.
Die konstruktiven Gefügeelemente, die klare
und strenge Linienführung des Fachwerks und
der Verzicht auf gestalterische Zierformen las-
sen den Fachwerkbau unter Einbeziehung ver-
gleichbarer Bauten in Göttingen und Münden
ins ausgehende 15.Jh. datieren. Eine exaktere
zeitliche Zuordnung des im Schrifttum kurz
nach 1500 datierten Baues, vermag erst die
dendrochronologische Untersuchung zu leisten.
Der Fachwerkbau Auf der Spiegelbrücke leitet
über zum exponiert gelegenen mächtigen Eck-
bau Apothekenstraße 10/Kurze Straße, der
durch mangelnde Instandhaltung in einen
äußerst bedenklichen Zustand geriet. Im Rah-
men einer umfassenden Sanierung konnte
1987/88 aufgrund der Befunde die ursprüngli-
che Fassadengestaltung wiederhergestellt wer-
den. Ferner wurden die Klappläden und der
Schaukasten des 18. bzw. 19.Jh. belassen,
ebenso ein Kreuzstock-Schiebefenster des
18.Jh.
Die Apothekenstraße, offenbar benannt nach
der hier errichteten, erstmals in den Annalen
155