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Lufen, Peter Ferdinand [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 5,3): Landkreis Göttingen, Teil 2: Altkreis Duderstadt mit den Gemeinden Friedland und Gleichen und den Samtgemeinden Gieboldehausen und Radolfshausen — Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44173#0177
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dem Mittelalter nachweisbare Klosterhof ging
1575 in den Besitz des Landesherren Erzbi-
schof Daniel Brendel von Homburg über. Im
Jahre 1720 wurde der Pöhlder Hof ein Raub
der Flammen, der zum Neubau des schon
1663 als baufällig bezeichneten Gebäudes führ-
te. Der 1721 wieder aufgebaute Pöhlder Hof
diente u. a. der „Beherbergung und Bewirt-
schaftung hoheitlicher Besucher“. Im rückwärti-
gen Teil der Parzelle entstand 1731 eine massi-
ve, aus Sandsteinquadern errichtete Scheune,
von der sich noch Rudimente erhalten haben,
die parallel zur Stadtmauer verlaufen. Erhalten
hat sich auch noch der prächtige Wappenstein
von 1734 des Kurfürsten Philipp Carl von Eltz
(1732-43).
Nach Wiedereinführung der alten Ämterverfas-
sung wurde der Pöhlder Hof Sitz des „König-
lich-Großbritannischen Hannoverschen Amtes“
Duderstadt. Seit 1914 ist der ehemalige Pöhl-
der Hof Sitz des Amtsgerichts.
Den gleichen konstruktiv-gestalterischen Prinzi-
pien folgt auch der Außenbau des Duderstädter
Heimatmuseums Bei der Oberkirche 3 von
1767. Der exponiert gelegene, freistehende
Bau, dem eine einläufige Freitreppe vorgelegt
ist, schließt mit hohem Walmdach ab. Zur Wir-
kung der Fassade tragen im wesentlichen die
M-förmig gesetzten Fußstreben bei, die die
zweifach verriegelten Wände gliedern. Das la-
teinische Chronogramm oberhalb des Portals
weist auf die Bauzeit des Hauses im Jahre
1767 hin.
Entsprechende Gestaltungsprinzipien zeigt der
exponiert gelegene Fachwerkbau Bei der Ober-
kirche 2 (Pfarrei).
Er schlägt den Bogen zum Bürgerhaus Jüden-
straße 29, das aufgrund seines Fachwerkgefü-
ges und seines strengen Aufbaues wohl in die
Mitte des 18.Jh. zu datieren ist. Der auf einer
Grundfläche von etwa 13,5 mal 12,6 Meter er-
richtete dreigeschossige Bau, der auf einem äl-
teren tonnengewölbten Keller ruht, stellt das Er-
gebnis einer umfangreichen Sanierung im Jahre
1983 dar, bei der u.a. das prächtige Portal re-
stauriert und die Fachwerkfassade vom Verputz
befreit wurde. Zum Vorschein kam ein streng
gegliederter, stockwerkweise abgebundener
Fachwerkbau, dessen Leitmotive die Doppel-
ständer-Stellungen und die M-förmig angeord-
neten Fußbänder in den Brüstungsgefachen
sind. Den schmückenden Akzent in der anson-
sten schlichten Fassade setzt ein reich geglie-
dertes Portal von 1680, das zu den vielbeach-
teten Werken Duderstädter Kunstschaffens
zählt.
Vor der Außensanierung besaß der Bau einen
völlig andersartigen Charakter, wie die Bilddo-
kumente veranschaulichen. So war über den
Fenstern der beiden unteren Stockwerke eine
ornamentale Wandbemalung angebracht, be-
krönt von Kupferblechmasken - eine für Duder-
stadt offenbar singuläre Erscheinung, die nur
vor dem Hintergrund der verputzten Fassade
wirksam wird.
Eine Besonderheit im Duderstädter Altstadtkern
bildet das sogenannte „Steinerne Haus“ Markt-
straße 91, das der Duderstädter Baumeister
Johann Christoph Fritz für seine Tante Eugenia
Fritz, Äbtissin des Klosters Teistungenburg, er-
bauen ließ. Mit diesem 1752 errichteten Bau


Jüdenstraße 29, wohl Mitte 18.Jh., Portal, von 1680

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