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Lufen, Peter Ferdinand [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 5,3): Landkreis Göttingen, Teil 2: Altkreis Duderstadt mit den Gemeinden Friedland und Gleichen und den Samtgemeinden Gieboldehausen und Radolfshausen — Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44173#0210
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Ebergötzen, Plan von der Gegend bei Ebergötzen, 1792 (Ausschnitt), Hauptstaatsarchiv Hannover, 22d Ebergöt-
zen 14pk



Ebergötzen, Herzberger Straße 38, ehern. Pfarrhaus, 1793


ist jedoch die parallel zur Aue verlaufende, leicht
gekrümmte Herzbergstraße mit ihren schmalen
Erschließungsstraßen, die angerartige Sied-
lungsflächen entstehen lassen. An ihren Kno-
tenpunkten bildeten sich platzartige Straßen-
raumerweiterungen (Pulvergasse, Schäfergas-
se, Im Winkel, Hohler Weg), die das gesamte
Straßenbild strukturieren und gleichsam cha-
rakteristische Sraßenabschnitte schaffen. Wäh-
rend die Nordseite eine geschlossene Bebau-
ung von zumeist kleinteiligen, giebelständig zur
Straße ausgerichteten Wohn- bzw. Wohnwirt-
schaftsgebäuden aufweist, wirkt die Südseite,
bedingt durch die unterschiedlich großen Hofa-
nlagen und durch die Einbindung der Kirche St.
Cosmas und Damian heterogener.
Ablesbare Ortsranderweiterungen mit gleichför-
miger Parzellierung und Einfamilienhaus-Bebau-
ung, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstan-
den, zeigen sich am Papenberg, Vöhreweg,
Schlageteich und westlich der B 446 an der
Königsberger Straße.
Von ortsgeschichtlicher Bedeutung sind die drei
Mühlen an der Aue: die Obermühle, auch Bör-
germühle oder Voßmühle genannt, deren Bau-
ten im wesentlichen dem ausgehenden 19.Jh.
angehören, die Mittelmühle und die Nieder-
mühle (Herrenmühle) Mühlengasse 8, in der
einst Wilhelm Busch große Teile seiner Jugend
verbrachte. Die vermutlich im 18.Jh. errichtete
Mühle wurde in den letzten Jahren wiederher-
gestellt.
Der rezente Althausbestand Ebergötzens, der
wohl bis ins ausgehende 16.Jh. zurückreicht
(Hohler Weg 2), gehört zumeist dem ausgehen-
den 18.Jh. bzw. der 1. Hälfte des 19.Jh. an.
Leider führen neuzeitliche Fassadenbehänge,
Vor- und Anbauten sowie verunklärende Eingrif-
fe ins Fachwerkgefüge in ihrer Gesamtheit zu
einem heterogenen Ortsbild. In ihm setzen die
folgenden, als Denkmale ausgewiesenen Grup-
pen oder Einzelobjekte markante Merkzeichen:
die zum Amt Radolfshausen gehörenden Bau-
ten (Amtshaus, bergfriedartiger Wohnturm,
Wohnwirtschaftsgebäude und Parkanlage)
Göttinger Straße 7, das Wohnwirtschaftsge-
bäude Göttinger Straße 8, das Wohnhaus
Herzberger Straße 35, das ehemalige Pfarr-
haus Herzberger Straße 38, das Wohnhaus
Hohler Graben 5, die Hofanlage Hohler Weg 2,
die sogenannte Wilhelm-Busch-Mühle mit Ne-
bengebäude Mühlengasse 8, die ev. Kirche St.
Cosmas und Damian mit Kirchhof an der Herz-
berger Straße sowie die Sandsteinbrücke über
die Aue am Lindenweg.
Im Jahre 1830 entstand das ehemalige „Schul-
Haus“ Herzberger Straße 35, ein auf hohen
Quadersockel gestellter giebelständiger Fach-
werkbau unter abgewalmtem Satteldach ge-
genüber der ev. Kirche St. Cosmas und Dami-
an. Ebenfalls im kirchnahen Bereich liegt expo-
niert das ehemalige Pfarrhaus Herzberger
Straße 38. Planverfasser waren G. H. Borheck,
der auch die Kirchen in Mengershausen (Ros-
dorf) von 1795 und Landolfshausen von 1798
plante, sowie O. L. Scheidemann. Der Entwurf
von 1793 sieht im Erdgeschoßbereich eine
durchlaufende „Haus-Dehle“ vor, flankiert von
„Gesinde-Stube“ und Küche bzw. „Wohn-Stu-
be“ und Schlafkammer. An die „Gesinde-Stube“
schließen „Gesinde-Kammer“ und „Speise-
Kammer“ an. Im Oberstock des „48 Fus“ lan-

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