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Lufen, Peter Ferdinand [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 5,3): Landkreis Göttingen, Teil 2: Altkreis Duderstadt mit den Gemeinden Friedland und Gleichen und den Samtgemeinden Gieboldehausen und Radolfshausen — Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44173#0211
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gen und „33 Fus“ breiten Gebäudes sind
„Fremden-Stuben“, „Studier-Stube“ und „Vor-
raths-Kammer“ eingerichtet. Bemerkenswert ist
auch das weit von der Straßenflucht zurück-
springende Wohnhaus der Hofanlage Hohler
Graben 5, ein vermutlich Ende des 18.Jh. er-
richteter doppelgeschossiger Fachwerkbau un-
ter Satteldach. Das zweifellos älteste und auch
architekturgeschichtlich bedeutendste Haus hat
sich am Hohlen Weg 2 erhalten. Seine prächti-
gen Schmuckformen datieren den 1948 „er-
neuerten“ doppelgeschossigen Fachwerkbau
ins ausgehende 16.Jh. Der dreiseitig in Balken-
stärke vorkragende Oberstock wird abgefangen
von kurzen, stark profilierten Volutenkonsolen
mit Kerbschnitt. Die Plastizität der Vorkragung
unterstreichen auch die mit kräftigem Taustab
verzierten Unterkanten der Stockwerksschwel-
len und der Füllbalken zwischen den Bal-
kenköpfen. Darüber hinaus weisen die zur
Straße ausgerichteten Giebel- und Traufseiten
an den Zwischenständern kurze, leicht ge-
krümmte, paarweise angeordnete Fußstreben
(keine Winkelhölzer) auf, in deren Zwickeln ge-
schnitzte, halbkreisförmige Fächerrosetten ein-
geschrieben sind, ein Schmuckmotiv, das be-
reits durch die Steinarchitektur vorgegeben war.
Zur Gesamtwirkung des schmuckreichen Baus
tragen auch die gekrümmten K-Streben in den
Eckgefachen bei.
Ev. Kirche St. Cosmas und Damian
Inmitten des auf einer Anhöhe gelegenen
baumbestandenen Kirchhofs, der von einer
Sandsteinquadermauer umfriedet wird, ent-
stand 1772 die ev. Kirche St. Cosmas und Da-
mian (Herzberger Straße), ein längsrechtecki-
ger verputzter Saalbau, der geprägt wird durch
einen gedrungen wirkenden, nahezu die ge-
samte Breite des Kirchenraumes aufgreifenden
Westturms, der aus dem abgewalmten Sattel-
dach hervortritt. Dem Baukörper ist auf der
Nordseite ein späterer Anbau vorgelegt, der die
Prieche des Amtes Radolfshausen aufnimmt.
Der schlichten Grundhaltung des Baues ent-
sprechen die verzahnte Eckquaderung, die ho-
hen segmentbogenförmig abschließenden Fen-
ster, die, wie auch das Hauptportal, in Sand-
stein gefaßt sind.
Forstamt Radolfshausen,
ehern. Wasserburg/Amtshof
Eingebunden in eine Parkanlage am südwestli-
chen Ortsrand Ebergötzens entstand das heuti-
ge Forstamt Radolfshausen, auf dessen Areal
einst die ehemalige Wasserburg, der spätere
Amtshof lag (Göttinger Straße 7).
Das Ende des 14.Jh. urkundlich als Vorwerk
Radolfshausen bezeichnete Terrain gelangte
1437 in den Besitz der Edelherren von Plesse.
1508 erbaute Dietrich von Plesse als Lehns-
mann der Herzöge von Grubenhagen eine
Wasserburg, die, wie auch der Merian Stich von
1654 veranschaulicht, durch vier Teiche im Sü-
den und Osten geschützt war. Der Kupferstich
läßt neben Wall und Graben, das Amtshaus
und die stattlichen, fast ausschließlich in Fach-
werk errichteten Wirtschaftsgebäude erkennen,
während das im Dreißigjährigen Krieg zerstörte
und nicht wiederaufgebaute Schloß nicht doku-
mentiert ist. Größe und Aufbau der einstigen

Ebergötzen, ev. Kirche St. Cosmas und Damian, 1772, Blick von Westen


Ebergötzen, Herzberger Straße 35, Wohnhaus


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