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Lufen, Peter Ferdinand [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 5,3): Landkreis Göttingen, Teil 2: Altkreis Duderstadt mit den Gemeinden Friedland und Gleichen und den Samtgemeinden Gieboldehausen und Radolfshausen — Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44173#0252
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Bauherr war der 1473 zu Gieboldehausen ge-
borene Hans von Minnigerode, genannt der
„Römer“, der das Steinhaus 1498 erwarb und
zum Stammsitz seiner Familie ausbaute. Er
wurde von Chur-Mainz zum Inspektor des
Eichsfeldes und 1510 zum Amtmann von Gie-
boldehausen berufen. Sein in Stein gehauenes
Wappen und die seiner beiden Ehefrauen zieren
noch heute das Erdgeschoß des Schlosses.
Wie die Bauuntersuchungen ergaben, hat sich
neben den weitgehend unverändert überkom-
menen konstruktiven Bauteilen des frühen
16.Jh. auch die historische Raumdisposition
der beiden Fachwerkobergeschosse erhalten.
Das Raumgefüge besteht aus vier quadrati-
schen Eckräumen in beiden Obergeschossen
und einem sechs Fach breiten, quer zur Traufe
gestellten großen Dielenraum.Die Deckenlasten
fängt ein mittig eingezogener Längsunterzug
ab, gestützt von freistehenden mächtigen Mit-
telsäulen mit profilierten Kopfbändern.
Von den im 17. und 19.Jh. durchgeführten
Neugestaltungen der Innenräume sind die De-
koration einzelner Räume mit Renaissancema-
lerei, die Unterteilung der zentralen Dielenräu-
me, der nachträgliche Einbau von Stuckdecken
des ersten Obergeschosses sowie der Verputz
der übrigen Decken und Wände der Zeit um
1800 hervorhebenswert.

Im Rahmen des Sparkassenneubaues wurden
leider die hofumschließenden Nebengebäude
der Anlage, die zur Wirkung der Gesamtheit er-
heblich beitrugen, zum Abbruch freigegeben.
Auch der städtebaulich so bedeutsame Tor-
hausriegel wurde abgetragen.
Im Jahre 1986 erwarb der Flecken Giebolde-
hausen das „Schloß“ um es einer öffentlichen
Nutzung zuzuführen. Seit den zwischen 1988
und 1991 durchgeführten Instandsetzungsar-
beiten dient das traditionsreiche „Schloß“ als
Kultur- und Begegnungsstätte.

Bildstöcke
Markante, unverwechselbare Merkzeichen set-
zen auch die Bildstöcke und Wegekreuze sowie
die an der Hahlebrücke aufgestellte Statue des
Hl. Johannes von Nepomuk - eine Statue, die
in der Tradition Prager Johannes von Nepomuk
Darstellungen steht und häufig an Wasserläufen
und auf Brücken aufgestellt wurde. Den unmit-
telbaren Sinnzusammenhang stellt das Relief an
der rechten Seite des oberen Postaments her,
das die Prager Karlsbrücke darstellt. Die ur-
sprünglich polychromierte, aus weißgelbem
Sandstein gearbeitete und über vier Meter hohe
Statue entstand 1743, wie der als Chrono-
stichon gefaßten Inschrift zu entnehmen ist.

Drei Jahre später wurde Am Armenhof das vier
Meter hohe, monumental wirkende Wegekreuz
aufgestellt, das zu den qualitätvollsten im
Untereichsfeld zählt. Das hohe, aus rotem
Sandstein gearbeitete Wegekreuz ist auf kur-
viertem, mit Girlanden verzierten Postament ge-
stellt. Zu Füßen des Corpus Christi ruht symbo-
lisch das Lamm Gottes.
Gieboldehausen. Am Armenhof, Wegekreuz, 1746


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