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Lufen, Peter Ferdinand [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 5,3): Landkreis Göttingen, Teil 2: Altkreis Duderstadt mit den Gemeinden Friedland und Gleichen und den Samtgemeinden Gieboldehausen und Radolfshausen — Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44173#0261
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Linien Alten- und Neuengleichen kam. Mitte
des 15.Jh. fiel Neuengleichen an den Landgra-
fen von Hessen. Beide Höhenburgen wurden
etwa seit der Mitte des 16.Jh. nach und nach
aufgelassen. Auf den Kupferstichen D. Meiß-
ners („Politisches Schatzkästlein“) von 1628
und Merians von 1653 erkennt man bereits
zwei vom Verfall gezeichnete Burganlagen. Die
heute im Gelände noch vorhandenen spärlichen
Reste (Wall- und Grabenbefestigungen, Mauer-
rudimente) lassen in Verbindung mit den Bild-
quellen nur noch annähernd die einstige Größe
und Bedeutung der wehrhaften Zwillingsburgen
erahnen. Den Gleichen im Südosten benach-
bart sind die Reste einer kleinen Burgstelle auf
dem Eschenberg - eine Abschnittsbefestigung,
bestehend aus zwei hufeisenförmig gegen den
Steilhang gesetzte Wall- und Grabenlinien, die
das Areal von 22 mal 30 Metern befestigen.
GLEICHEN-BREMKE/APPENRODE

Auf dem Areal der bereits 1111 erstmalig als
„villa Abbenrode“ bezeugten und offenbar
schon zu Beginn des 14.Jh. wüst gewordenen
Siedlung wurden unweit von Bremke, am Fuße
des Altengleichen die Gutshöfe Appenrode er-
richtet, eingebunden in eine baumbestandene
flachwellige Landschaft. Appenrode war einst
Versorgungsgut der Höhenburg Altengleichen.
Im Jahre 1568 entstanden durch die Erbteilung

zwischen Ludolf und Melchior von Uslar das
Ober- und Untergut und, nach 1668, durch Ab-
zweigung vom Obergut das Mittelgut. Lage,
Aufbau und Gestaltung der Gutshöfe veran-
schaulicht der Mitte des 17.Jh. angefertigte
Merian-Stich. Als dominierendes Bauwerk tritt
aus der Gesamtanlage das Herrenhaus hervor,
ein doppelgeschossiger Bau mit Fachwerk-
oberstock unter Satteldach, dessen Dach-
flächen durch Zwerchhausaufbauten auf-
gelockert sind. Ein niedriger Zwischentrakt stellt
die Verbindung mit dem von einer Welschen
Haube bekrönten wehrhaften Turm her. Zu Be-
ginn des 19.Jh. wurden die baulichen Reste
des einst stattlichen Herrenhauses abgetragen.
Von den aus denkmalpflegerischer Sicht be-
merkenswerten Objekten des Ober- und Unter-
gutes sind die in der 2. Hälfte des 18.Jh. in
Fachwerkbauweise entstandenen schlichten
„Herrenhäuser“, der zum Untergut gehörende,
in Bruchstein gemauerte große Schafstall von
1741 mit dem Allianzwappen der Herren von
Uslar und v. d. Decken sowie das Denkmal für
Generalmajor Karl Wilhelm August von Uslar her-
vorhebenswert, das in Gestalt einer klassizisti-
schen Würfelsäule mit bekrönender Urne von den
Gebrüdern Heyd (Kassel) 1796 gefertigt wurde.
GLEICHEN-BREMKE/ELBICKERODE
Im äußersten südlichen Zipfel der Gemeinde
Gleichen, unmittelbar an der Grenze zum Kreis

Heiligenstadt liegt an der L 568, die Bremke
und Bischhagen verbindet, Elbickerode. In den
Schriftquellen wird die ehemalige Siedlung als
„Elverikeroth“ (1168) bzw. „Everikerode“ (1268)
bezeichnet, die zugleich an die Entstehung der
Siedlung durch Rodung des Waldes erinnert.
Offenbar war das Dorf bereits im Thüringischen
Erbfolgekrieg, um die Mitte des 13.Jh., wüst.
Die Gemarkung der Wüstung ging in den Fluren
von Bremke, Bischhagen und Freienhagen auf.
Die Neubesiedlung der Wüstung setzte wohl
Mitte des 16.Jh. ein. Das Dorf Elbickerode soll
den Grafen von Reinhausen gehört und in en-
ger Beziehung zum dortigen Kloster gestanden
haben. Im Jahre 1286 verkaufte der mainzische
Statthalter auf Schloß Rusteberg, Dietrich von
Hanstein, das gesamte Dorf Elbickerode mit
dem Zehnten und zwei Hufen Land an die Her-
ren von Uslar.
Der heutige heterogen wirkende, als Vierseitan-
lage errichtete Gutshof wird geprägt durch das
langgestreckte, doppelgeschossige Wohnhaus
aus der Mitte des 18.Jh., das, so H. Lücke, auf
den Grundmauern des alten, im Dreißigjährigen
Krieg zerstörten Edelsitzes errichtet wurde. Der
später erweiterte, stockwerkweise abgezim-
merte Fachwerkbau mit leicht vorkragendem
Oberstock schließt mit abgewalmtem Sattel-
dach ab. Zu der Gesamtanlage gehört noch ein
1886/87 errichteter massiver Viehstall und eine
Feldscheune von 1890.

Bremke/Appenrode, topographische Situation des „Obergutes“ und „Untergutes“, Blick von Norden in Richtung Bremke


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