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Lufen, Peter Ferdinand [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 5,3): Landkreis Göttingen, Teil 2: Altkreis Duderstadt mit den Gemeinden Friedland und Gleichen und den Samtgemeinden Gieboldehausen und Radolfshausen — Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44173#0264
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Diemarden, Klostergut, 1869/71, Lageplan. Hauptstaatsarchiv Hannover 21 d Diemarden 6m


Diemarden, Lage des Tie

Diemarden, Klostergut, Haupt- und Wirtschaftsgebäude


das 1669 in „13 Spann Länge“ von Grund auf
neu erbaut wurde. Die Hausbeschreibung
nennt u.a. Diele, unterste Wohnstube, Keller,
Küche, Speisekammer und Gesindestube. Der
auf niedrigem Sandsteinsockel ruhende, stock-
werkweise abgezimmerte Fachwerkbau unter
Satteldach zeigt neben einer nachträglichen
Fenstergliederung an der Giebelseite weit aus-
greifende, gekrümmte Eckstreben, die sich in
Verbindung mit den eingezogenen Kopfriegeln
und den eckausfüllenden kurzen Kopfstreben
zu einer interessanten Eckausbildung vereini-
gen. Nach dem Lageplan des frühen 19.Jh.
umfaßt der ehemalige „Königliche Klosteramts-
hof“ zu Diemarden die folgenden Gebäude, de-
ren Gruppierung keinen einheitlichen Gesamt-
entwurf erkennen läßt: Amtshof, Schafstall,
Holzremise, Scheune, Pferde- und Kuhstall und
ein Wasch- und Backhaus. Zudem gibt der
Plan „Schweinehaus“ und „Ochsenstall“ an, die
1898 abgetragen wurden und einst im östlichen
Teil des Klostergutes lagen. Herauszustellen
sind der einstige Schafstall, ein Putzbau unter
Halbwalm von 1783 sowie die quer zum Schaf-
stall gestellte „Holzremise“, ein langgestreckter
Fachwerkbau mit Längsaufschluß wohl aus
dem ausgehenden 18.Jh.
Ev. St. Michaeliskirche
Unterhalb des Klostergutes, an der sich platz-
artig weitenden Reinhäuser Straße entstand auf
einer umfriedeten baumbestandenen Anhöhe
die ev. Kirche St. Michaelis (Reinhäuser Stra-
ße 1). Auf niedrigem Sockel stehend, bindet die
verputzte Saalkirche von 1733 einen aus rotem
Bruchsandstein gemauerten, wohl mittelalterli-
chen Westturm ein, dessen verschieferter Auf-
satz aus der 2. Hälfte des 18.Jh. stammt.
Der mit einer Segmentbogentonne überspannte
Innenraum, der erst 1774 fertiggestellt war, ist
auf eine spätklassizistische Kanzelaltarwand mit
zeittypischer Architekturgliederung ausgerich-
tet, die 1839-41 entstand. Zu den bemerkens-
werten Ausstattungsstücken gehört auch das
jüngst zusammengefügte spätgotische Altarre-
tabel mit bemalten Flügeln und Schnitzfiguren.
Auf den Außenseiten sind vier Szenen aus dem
Marienleben vom Göttinger Meister H. Heisen
um 1520 dargestellt; die zwölf Apostel im
Schrein werden B. Kastrop (um 1520) zuge-
schrieben. Bemerkenswert auch der sechsecki-
ge gotische Taufstein mit figürlichen Reliefs so-
wie die Orgel von 1833.
Diemarder Warte
Zwischen Diemarden und Geismar erblickt man
auf einer Anhöhe die exponiert gelegene, weit-
hin sichtbare Diemardener Warte als Teil einer
im frühen 15.Jh. entstandenen zweiten Land-
wehrlinie, die vom Südrand des Geismarer Hol-
zes über den Diemardener Berg bis zur Leine
verlief. Der im oberen Teil erneuerte Rundturm
ruht auf niedrigem Sockel. Im Jahre 1409 er-
laubte das Kloster Hilwartshausen der Stadt
Göttingen, „dat se eyne warde buwen, hebben
unde maken mögen laten up den Dymerder
berch ...“. Diese Göttinger Landwehrlinie fand
dann westlich der Leine über Mengershausen
und Olenhusen bis westlich Knutbühren ihre
Fortsetzung.

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