Reinhausen, Ansicht der Klosteranlage, Merian-Stich um 1650, Blick von Südwesten
unterbrochen von profilierten Balkenköpfen. An-
deren Gestaltungsprinzipien folgt indes der Bau
Waldstraße 29 aus der Zeit um 1900. Der frei-
stehende, doppelgeschossige Bau, dessen
Fachwerkoberstock reiches, zeittypisches
Schmuckfachwerk aufweist, ist leider durch ei-
nen Vorbau in seiner Wirkung gestört. Einen
Straßen- und landschaftsprägenden Akzent
setzt auch das ehemalige Kurhotel Wald-
schlößchen südöstlich von Reinhausen, unmit-
telbar an der Landesstraße 568. Der um 1905
erstellte, dreigeschossige Fachwerkbau wird
akzentuiert durch einen in den Baukörper ein-
gebundenen Zwischentrakt, der durch ein Zelt-
dach bekrönt wird.
Die ehemalige Burg der Grafen von Reinhausen
Nur in groben Zügen ist die Grundrißgliederung
dieser früh- bis hochmittelalterlichen Burganla-
ge der einst mächtigen Herren von Reinhausen
erschließbar, da der gesamte Bergsporn in der
Folgezeit durch Kloster und Klostergut über-
baut wurde (Kirchberg). Die offenbar zweiglie-
drige Anlage bestand aus einem etwa 1 1/2
Hektar großen Wohnbereich mit Eigenkirche auf
dem westwärts gerichteten Bergteil, an den
sich nordöstlich, nur durch einen Halsgraben
getrennt, der Wirtschaftshof anschloß. Offenbar
bestand zur Sicherung der Gesamtanlage eine
weitere Abschnittsbefestigung, deren Reste je-
doch heute überbaut sind. Obgleich die ar-
chäologischen Geländearbeiten seit 1980 zu
ersten Siedlungsfunden der Burgenzeit
(10,/II.Jh.) führten, lassen sich bislang ohne
Grabungen keine genaueren Aussagen zur in-
neren Struktur des ehemaligen Stammsitzes
der Grafen von Reinhausen machen - eine An-
lage, die den für den sächsischen Raum selte-
nen Typus einer bereits im 10.Jh. bewohnten
Adelsburg repräsentiert.
Ehern. Stifts- bzw. Klosterkirche St. Christo-
phorus (Kirchberg)
Nachdem um 1080/85 die Grafen von Reinhau-
sen oberhalb des Dorfes ihren Stammsitz ge-
gründet hatten, wandelte nach dem Tode sei-
ner Geschwister Hermann I. zu Beginn des
12.Jh. das Stift in ein Benediktinerkloster um.
Im Jahre 1112 bestätigte der Erzbischof von
Mainz die Stiftung des Klosters. Unter Hermann
I. wird die Klausur aufgrund der räumlichen En-
ge von der Südseite auf die Nordseite verlegt.
Zudem berief er den Mönch Reinhard aus dem
Kloster Helmarshausen zum ersten Abt in Rein-
hausen. Abt Reinhard starb am 2. Mai 1156
und wurde, wie zuvor die Söhne des Stifters
Heinrich und Hermann, im Kloster bestattet.
1168 nahm Heinrich der Löwe das Kloster un-
ter seinen besonderen Schutz und bestätigte
seine Privilegien und Besitzungen, zu denen
u.a. auch die Kirche in Lenglern mit Zubehör,
2/3 der Kirche in Bernsrode und die benach-
barten Bergkuppen Alten- und Neuen Gleichen
mit den angrenzenden Waldungen gehörten.
Die Bursfelder Kongregation erreichte Reinhau-
sen bereits 1446. Mit der Einführung der Refor-
mation 1542 bricht die wechselvolle Geschichte
des Klosters ab. Der letzte Mönch verließ 1574
das völlig heruntergewirtschaftete und verfalle-
ne Kloster.
Baugeschichtliche Untersuchungen, die anläß-
lich umfassender Restaurierungsarbeiten in den
sechziger Jahren durchgeführt wurden, konn-
ten zur Kenntnis der komplizierten baulichen
Entwicklung der Klosterkirche beitragen. Dem-
nach war die Grundkonzeption der in ihrer
räumlichen Ausdehnung eher bescheidenen
Kirche bereits schon mit der Burgkirche der
Grafen von Reinhausen angelegt. Rudimente
des als kreuzförmige Pfeilerbasilika zu rekon-
struierenden Erstbaues haben sich im Vierungs-
pfeiler mit Chorbogen, in Teilen der Mittelschiff-
pfeiler und in der nördlichen und südlichen
Chorwand erhalten. Klar hebt sich das kleinteili-
ge Mauerwerk der südlichen Chorlängswand -
die Nordseite des Chores ist durch den angren-
zenden Forstamtsbereich nur schwer zugäng-
lich - von der östlichen Chorwand ab, die im
18. Jh. unter Verwendung des alten Materials
neu aufgemauert wurde.
Um 1170 wurde der Kernbau um eine riegelarti-
ge Doppelturmfassade im Westen erweitert,
deren monumental wirkende, blockhafte Ge-
schlossenheit noch heute wesentlich zur Wir-
kung der Gemeindekirche St. Christophorus
beiträgt. Eine Rekonstruktion des ausgehenden
19. Jh. (1885-87) stellt indes das turmverbin-
dende, etwas niedriger gehaltene Obergeschoß
mit seinen gestelzten Rundbogenfenstern dar.
Ein schlichtes, nur angedeutetes Sohlbankge-
sims gliedert den eindrucksvollen Westriegel,
der aus dem hier anstehenden, zu Quadern
verarbeiteten, weichen Rotsandstein besteht,
der nur am Westbau vermauert wurde. Unter-
halb des stumpfen, gedrungen wirkenden
Turmabschlusses setzen gekuppelte Schallöff-
nungen an, deren Teilungssäulen auf attischen
Basen ruhen und mit Würfelkapitellen verziert
sind. Sie bilden mit dem zeitgleich entstande-
nen prächtigen Säulenportal in der südlichen
Seitenschiffwand den einzigen bauplastischen
Schmuck des ansonsten kargen Außenbaues.
Das leicht aus der Bauflucht der Südwand vor-
tretende und durch ein abschließendes Gesims
besonders hervorgehobene Säulenportal wird
gekennzeichnet durch je eine in die Gewände-
stufe eingestellte Säule auf attischer Basis mit
bekrönendem Würfelkapitell. Eine verbindende
profilierte Kämpferzone schafft den Übergang
zum hohen Bogenfeld.
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unterbrochen von profilierten Balkenköpfen. An-
deren Gestaltungsprinzipien folgt indes der Bau
Waldstraße 29 aus der Zeit um 1900. Der frei-
stehende, doppelgeschossige Bau, dessen
Fachwerkoberstock reiches, zeittypisches
Schmuckfachwerk aufweist, ist leider durch ei-
nen Vorbau in seiner Wirkung gestört. Einen
Straßen- und landschaftsprägenden Akzent
setzt auch das ehemalige Kurhotel Wald-
schlößchen südöstlich von Reinhausen, unmit-
telbar an der Landesstraße 568. Der um 1905
erstellte, dreigeschossige Fachwerkbau wird
akzentuiert durch einen in den Baukörper ein-
gebundenen Zwischentrakt, der durch ein Zelt-
dach bekrönt wird.
Die ehemalige Burg der Grafen von Reinhausen
Nur in groben Zügen ist die Grundrißgliederung
dieser früh- bis hochmittelalterlichen Burganla-
ge der einst mächtigen Herren von Reinhausen
erschließbar, da der gesamte Bergsporn in der
Folgezeit durch Kloster und Klostergut über-
baut wurde (Kirchberg). Die offenbar zweiglie-
drige Anlage bestand aus einem etwa 1 1/2
Hektar großen Wohnbereich mit Eigenkirche auf
dem westwärts gerichteten Bergteil, an den
sich nordöstlich, nur durch einen Halsgraben
getrennt, der Wirtschaftshof anschloß. Offenbar
bestand zur Sicherung der Gesamtanlage eine
weitere Abschnittsbefestigung, deren Reste je-
doch heute überbaut sind. Obgleich die ar-
chäologischen Geländearbeiten seit 1980 zu
ersten Siedlungsfunden der Burgenzeit
(10,/II.Jh.) führten, lassen sich bislang ohne
Grabungen keine genaueren Aussagen zur in-
neren Struktur des ehemaligen Stammsitzes
der Grafen von Reinhausen machen - eine An-
lage, die den für den sächsischen Raum selte-
nen Typus einer bereits im 10.Jh. bewohnten
Adelsburg repräsentiert.
Ehern. Stifts- bzw. Klosterkirche St. Christo-
phorus (Kirchberg)
Nachdem um 1080/85 die Grafen von Reinhau-
sen oberhalb des Dorfes ihren Stammsitz ge-
gründet hatten, wandelte nach dem Tode sei-
ner Geschwister Hermann I. zu Beginn des
12.Jh. das Stift in ein Benediktinerkloster um.
Im Jahre 1112 bestätigte der Erzbischof von
Mainz die Stiftung des Klosters. Unter Hermann
I. wird die Klausur aufgrund der räumlichen En-
ge von der Südseite auf die Nordseite verlegt.
Zudem berief er den Mönch Reinhard aus dem
Kloster Helmarshausen zum ersten Abt in Rein-
hausen. Abt Reinhard starb am 2. Mai 1156
und wurde, wie zuvor die Söhne des Stifters
Heinrich und Hermann, im Kloster bestattet.
1168 nahm Heinrich der Löwe das Kloster un-
ter seinen besonderen Schutz und bestätigte
seine Privilegien und Besitzungen, zu denen
u.a. auch die Kirche in Lenglern mit Zubehör,
2/3 der Kirche in Bernsrode und die benach-
barten Bergkuppen Alten- und Neuen Gleichen
mit den angrenzenden Waldungen gehörten.
Die Bursfelder Kongregation erreichte Reinhau-
sen bereits 1446. Mit der Einführung der Refor-
mation 1542 bricht die wechselvolle Geschichte
des Klosters ab. Der letzte Mönch verließ 1574
das völlig heruntergewirtschaftete und verfalle-
ne Kloster.
Baugeschichtliche Untersuchungen, die anläß-
lich umfassender Restaurierungsarbeiten in den
sechziger Jahren durchgeführt wurden, konn-
ten zur Kenntnis der komplizierten baulichen
Entwicklung der Klosterkirche beitragen. Dem-
nach war die Grundkonzeption der in ihrer
räumlichen Ausdehnung eher bescheidenen
Kirche bereits schon mit der Burgkirche der
Grafen von Reinhausen angelegt. Rudimente
des als kreuzförmige Pfeilerbasilika zu rekon-
struierenden Erstbaues haben sich im Vierungs-
pfeiler mit Chorbogen, in Teilen der Mittelschiff-
pfeiler und in der nördlichen und südlichen
Chorwand erhalten. Klar hebt sich das kleinteili-
ge Mauerwerk der südlichen Chorlängswand -
die Nordseite des Chores ist durch den angren-
zenden Forstamtsbereich nur schwer zugäng-
lich - von der östlichen Chorwand ab, die im
18. Jh. unter Verwendung des alten Materials
neu aufgemauert wurde.
Um 1170 wurde der Kernbau um eine riegelarti-
ge Doppelturmfassade im Westen erweitert,
deren monumental wirkende, blockhafte Ge-
schlossenheit noch heute wesentlich zur Wir-
kung der Gemeindekirche St. Christophorus
beiträgt. Eine Rekonstruktion des ausgehenden
19. Jh. (1885-87) stellt indes das turmverbin-
dende, etwas niedriger gehaltene Obergeschoß
mit seinen gestelzten Rundbogenfenstern dar.
Ein schlichtes, nur angedeutetes Sohlbankge-
sims gliedert den eindrucksvollen Westriegel,
der aus dem hier anstehenden, zu Quadern
verarbeiteten, weichen Rotsandstein besteht,
der nur am Westbau vermauert wurde. Unter-
halb des stumpfen, gedrungen wirkenden
Turmabschlusses setzen gekuppelte Schallöff-
nungen an, deren Teilungssäulen auf attischen
Basen ruhen und mit Würfelkapitellen verziert
sind. Sie bilden mit dem zeitgleich entstande-
nen prächtigen Säulenportal in der südlichen
Seitenschiffwand den einzigen bauplastischen
Schmuck des ansonsten kargen Außenbaues.
Das leicht aus der Bauflucht der Südwand vor-
tretende und durch ein abschließendes Gesims
besonders hervorgehobene Säulenportal wird
gekennzeichnet durch je eine in die Gewände-
stufe eingestellte Säule auf attischer Basis mit
bekrönendem Würfelkapitell. Eine verbindende
profilierte Kämpferzone schafft den Übergang
zum hohen Bogenfeld.
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