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Lufen, Peter Ferdinand [Oth.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 5,3): Landkreis Göttingen, Teil 2: Altkreis Duderstadt mit den Gemeinden Friedland und Gleichen und den Samtgemeinden Gieboldehausen und Radolfshausen — Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44173#0303
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Obernfeld, Bildstock, Stadtweg, 1725/30


Obernfeld, Bildstock, Hahlestraße, 1675


Obernfeld, Bildstock, Wurtweg, 1738


Auch der um 1725/30 am Stadtweg (ursprüng-
licher Standort unweit davon) aufgestellte Bild-
stock vermag Einfluß auf das Straßenbild zu
nehmen. Der ca. 3,40 Meter hohe, aus weißem
Sandstein gearbeitete Bildstock weist starke
Verwitterungen auf. Über einem mit leichter
Schwellung ausgeführten quadratischen Schaft
erhebt sich eine schmale, hohe Laterne mit
Dreiecksgiebel. Die Laternenreliefs zeigen eine
Kreuzigung, den Hl. Joseph mit Kind, den Hl.
Michael mit dem Teufel kämpfend und die trau-
ernde Muttergottes.
Zu den bedeutendsten Bildstöcken Obernfelds
gehört der 1738 aus weißem Sandstein errich-
tete 4,10 Meter hohe Bildstock am Wurtweg
(vorher In der Wiese). Der erstmals 1868 nach
Umsturz restaurierte Bildstock ist gekennzeich-
net durch einen ausgereiften Figuralstil. Der
schlanke quadratische Schaft erhebt sich auf
mehrfach getrepptem Sockel mit ausgeprägter
Schwellung, der von Akanthusblättern einge-
hüilt ist. Plastische, motivreiche Fruchtgehänge
mit aufgelockerten Konturen und bewegtem
Blattwerk breiten sich über die gesamte Schaft-
länge aus. Markant ist die sehr hohe schmale
Laterne, die mit flachen Segmentbögen ab-
schließt, bekrönt von einer Kugel. Das Later-
nenrelief zeigt u.a. eine Kreuzigung und den Hl.
Joseph mit dem Jesuskind.
Zu erwähnen sind auch der Tabernakelpfeiler-
bildstock an der Hahle, den, wie die Inschrift
ausweist, der Bauer Franz Wüstefeld 1859 er-

bauen ließ sowie die Wegekapelle Kaltenha-
gen/Am Friedhof und das mit Inschrift versehe-
ne Wegekreuz am Wallfahrtsweg von Obern-
feld nach Rüdershausen.

Kath. Pfarrkirche St. Blasius
Überragt wird die kleinteilige Ortskernbebauung
durch den weithin sichtbaren Westturm der
kath. Pfarrkirche St. Blasius (Kaltenhagen 5),
der als Dorfkrone wirksam den Mittelpunkt
Obernfelds anzeigt. Unterstrichen wird die her-
ausgehobene Bedeutung der Pfarrkirche auch
durch ihre leicht erhöhte exponierte Lage am
Kreuzungspunkt Hauptstraße/Kaltenhagen. Die
abwechslungsreiche vertrackte Baugeschichte
der Kirche, die sich bis in die Mitte des 15.Jh.
zurückverfolgen läßt, spiegelt auch der vielglied-
rige Außenbau wider: Zum Ursprungsbau
gehören Teile des wehrhaften, wuchtig wirken-
den, spätgotischen Westturms (dat. 1448) und
die beiden angrenzenden westlichen Langhaus-
joche, des aus grauem Brehmer Sandstein ge-
mauerten Saales, der, folgt man dem Inschrift-
stein in der südlichen Außenwand, 1473 durch
„meister tile nortemann vollbracht“ wurde. Im
Jahre 1626 zerstörte ein verheerender Brand
Teile des Westturms und des Langhauses, des-
sen Wiederaufbau, wie die Quellen berichten,
bereits 1629 abgeschlossen war. Einschneiden-
de Veränderungen - auch des Innenraumes -
erfolgten 1721 bzw. 1750, als das Kirchenschiff
um etwa zwei Meter erhöht, die flache Decke

durch ein Kreuzrippengewölbe ersetzt, die Fen-
ster rundbogig verändert und zur Ableitung des
Gewölbeschubes schlichte Strebepfeiler am
Außenbau aufgemauert wurden. Auch diese
Baumaßnahme (dat. 1721) belegt die als Chro-
nogramm verfaßte Bauinschrift. Der wohl ein-
schneidendste bauliche Eingriff erfolgte
1912/14, als die Kirche, die nun „nicht mehr
den Bedürfnissen der Gemeinde genügte“, un-
ter Leitung des Baurats R. Herzig und unter
Mitwirkung des Provinzialkonservators H. Sie-
bern (Hannover) eine mächtige östliche Erweite-
rung erfuhr, nachdem Chor und Sakristei des
Vorgängerbaues abgetragen worden waren.
Erhalten blieb das im Innern 14 Meter lange
und 7,50 Meter breite Schiff, erweitert durch ei-
nen vorgelagerten Raum, die beide insgesamt
eine Länge von 16,50 Metern und 13 Metern
Breite aufweisen. Der in einem Polygonchor
und nördlichem Sakristeianbau endende Erwei-
terungsbau mit den beiden querhausartigen
Anbauten wird von einem verschieferten
Dachreiter bekrönt, der mit dem steil auf-
schießenden Spitzhelm des Westturms kontra-
stiert. Im Innern war man bemüht, beide
Raumeinheiten zu einem einheitlichen Ganzen
zusammenzuführen, indem das Doppelsäulen-
paar an den Längsseiten des Langhauses die
Breite des neugeschaffenen Raumes zurücktre-
ten läßt.
Aus der einheitlichen Barockausstattung, die
1963 restauriert wurde, heben sich Haupt- und
Nebenaltar, Kanzel, Taufstein und Orgelpro-
spekt ab.

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