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Lufen, Peter Ferdinand [Bearb.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 5,3): Landkreis Göttingen, Teil 2: Altkreis Duderstadt mit den Gemeinden Friedland und Gleichen und den Samtgemeinden Gieboldehausen und Radolfshausen — Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44173#0302
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Obernfeld, Kirchgasse 1, ehern. Dorfkrug, 1671



Obernfeld,

Kirchgasse 1, ehern. Dorfkrug, Detail, 1671

Fassadenbehang, durch massiv erneuerte Erd-
geschoßzonen und durch gefügeverändernde
Eingriffe ins Fachwerk erheblich gestört. Der
nahezu vollständig in Fachwerk errichtete Bau-
bestand des historisch gewachsenen Dorfkerns
besteht aus doppelgeschossigen, zumeist gie-
belständig ausgerichteten Bauten auf Sand-
steinquadersockeln, die mit Satteldächern ab-
schließen. Zahlreiche der stockwerkweise ab-
gezimmerten Bauten weisen auf Oberstock-
schwelle bzw. Türsturz neben den Namen der
Bauherren und der Entstehung des Hauses
auch das Christusmonogramm IHS auf.
Der älteste und bedeutendste Fachwerkbau
Obernfelds ist der Dorfkrug, Kirchgasse 1, den,
wie die Inschrift unterhalb der Vorkragung aus-
weist, die Bauherren Valtin Kopf und Joh.
Speckhals 1671 erbauen ließen. Der stattliche
Gemeindekrug war zugleich Gast-, Rat- und
Gerichtshaus des Dorfes. Laut Flurbuch von
1785 besaß der Gemeindekrug das Schild-,
Wirtschafts- und Waagerecht. Der giebelstän-
dig ausgerichtete, stockwerkweise abgezim-
merte Fachwerkbau ruht auf hohem geländebe-
dingten Sandsteinquadersockel und schließt
mit steilem Satteldach ab. Besonders reich ver-
ziert ist die von Volutenkonsolen abgefangene
Gebälkzone: Flache Perlschnüre, plastisch mo-
delliertes Tauwerk sowie Kerbschnitzereien auf
den Volutenkonsolen schmücken die prächtige
Vorkragung. Darüber hinaus ist das Fachwerk
gekennzeichnet durch paarweise angeordnete
Fußstreben an den Bundständern sowie durch
K-förmige Streben in den Eckgefachen. Der
Dorfkrug erhielt im Jahre 1809 im Oberstock ei-
nen „französischen Kamin“ und 1842 wurde im
oberen Stockwerk ein Tanzsaal eingerichtet, er-
schlossen durch eine an der hinteren Traufseite
hochgeführte, hölzerne Freitreppe.
Aufgrund seiner exponierten Lage kommt dem
traufständigen Fachwerkbau Kirchgasse 2
Denkmalqualität zu. Wie die lateinische Inschrift
ausweist, wurde das Haus durch Johannes Ja-
kob Gerhardi 1725 neu errichtet. Der im Ver-
gleich zum Dorfkrug weitaus schlichter gehalte-
ne Fachwerkbau mit dem nur in Balkenstärke
ausladenden Oberstock zeigt neben der mar-
kanten Eckgefachausbildung in Gestalt von ge-
krümmten Kopf- und Fußbändern und dem zu-
sätzlich eingezogenen Kopfriegel die Heraushe-
bung der Bundständer durch kurze Fußstreben.
Herauszustellen ist auch das an exponierter
Stelle errichtete Pfarrhaus Kaltenhagen 9 von
1803. Der giebelständige, bis zur Straßenflucht
reichende Fachwerkbau wird geprägt durch ein
mächtiges Mansardsatteldach. Sein strenges
Fachwerkraster wird aufgelockert durch hohe
Streben in den Eckgefachen.
Bildstöcke, Wegekreuze, Wegekapellen
Markante Akzente im Straßen- und Dorfbild
setzen die zumeist qualitätvollen Bildstöcke,
Wegekreuze und Flurkapellen. Zu nennen ist
der im ausgehenden 17.Jh. entstandene Bild-
stock an der Hahlestraße. Der 1985 restaurier-
te, ca. drei Meter hohe Bildstock aus weißem
Sandstein zeigt in den Laternenreliefs die Kreu-
zigung, die trauernde Muttergottes und weitere
Heilige.

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