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Lufen, Peter Ferdinand [Oth.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 5,3): Landkreis Göttingen, Teil 2: Altkreis Duderstadt mit den Gemeinden Friedland und Gleichen und den Samtgemeinden Gieboldehausen und Radolfshausen — Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44173#0307
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Rollshausen, Hauptstraße 10, ehern. Dorfkrug, 1685, Blick von Norden


stift Mainz belehnt. Die Gemarkung umfaßt 743
Hektar, davon sind 117 Hektar Waldfläche.
Durchflossen wird die Flur von Suhle und Hahle,
die von breiten Wiesengürteln eingefaßt wer-
den.
Die Haupterschließung Rollshausens erfolgt
durch die nahezu parallel zur Hahle verlaufende
B 247, die Duderstadt mit Gieboldehausen ver-
bindet. Von ihr zweigen nach Westen kurze Er-
schließungsstraßen ab, die zugleich die Nord-
und Südbegrenzung der Altsiedelfläche bilden.
Darüber hinaus ist Rollshausen mit Germers-
hausen und Bernshausen verbunden.
Begrenzt wird die nach Westen hin leicht an-
steigende Ortslage im Osten durch die Hahle
bzw. durch die Bahnlinie Duderstadt-Wulften,
die 1889 eröffnet wurde.
Der Ortsgrundriß wird geprägt durch die lineare
Ausrichtung der von Südosten nach Nordwe-
sten verlaufenden Hauptstraße mit einem paral-
lel ausgerichteten Straßenarm, die beide die
breite Flußaue nutzen und durch kurze Neben-
straßen verbunden sind. Beiderseits der Haupt-
straße sind auf schmalen Streifenparzellen zu-
meist kleinteilige Hakenhöfe entstanden, deren
Wohn- bzw. Wohnwirtschaftsgebäude sich am
Straßenverlauf orientieren, erweitert durch
Scheunen und Nebengebäude, die die rück-
wärtigen Teile der Parzellen einnehmen. Wie
bereits der Gaußschen Landesaufnahme von
1829-32 zu entnehmen ist, zeigt sich entlang
der Hauptstraße eine nahezu geschlossene Be-
bauung. Südlich des historisch gewachsenen

Ortskems im Bereich der Tillystraße und östlich
der Kreisstraße haben sich neuere Ortsrander-
weiterungen gebildet.
Der bis in die 2. Hälfte des 17.Jh. zurückrei-
chende, rezente Althausbestand (Dorfkrug
Hauptstraße 10 von 1685), der zum überwie-
genden Teil der Mitte des 19.Jh. angehört, wirkt
in seiner Gesamtheit durch spätere Eingriffe so-
wie durch massive Ersatzbauten uneinheitlich.
Es herrschen zumeist giebelständig ausgerich-
tete, stockwerkweise abgezimmerte, doppelge-
schossige Fachwerkbauten vor, deren Fassa-
den durch einen strengen, schmucklosen Auf-
bau gekennzeichnet sind. Akzente im Straßen-
und Dorfbild setzen neben der weithin sichtba-
ren Kirche St. Margaretha am nördlichen Orts-
rand auch die Bildstöcke in Gestalt des Taber-
nakels.
Zu den wenigen Baudenkmalen gehören das
Wohnhaus An der Tränke 1, der Dorfkrug
Hauptstraße 10, das Wohnhaus Hauptstraße
12, die Kirche St. Margaretha Hauptstraße 2
sowie die Bildstöcke an der Hauptstraße, Hin-
terdorfstraße und Kreisstraße sowie die Schu-
le Mühlenbergweg 13.
Der älteste und bedeutendste Bau Rollhausens
stellt der exponiert gelegene Fachwerkbau
Hauptstraße 10 dar, der giebelständig zur
Hauptstraße ausgerichtet ist. Der sogenannte
Dorfkrug ist, wie der Inschriftstein im Sockel
ausweist, 1685 erbaut. Sein Erhaltungszustand,
sein Baualter und seine für die ländliche Fach-
werkarchitektur bemerkenswerte Schmuckfas-
sade lassen den prächtigen Fachwerkbau zu

einem auch überregional bedeutenden Kleinod
werden. Der auf hohen verputzten Sockel ge-
stellte, stockwerkweise abgezimmerte Fach-
werkbau mit dem von Volutenkonsolen getra-
genen Oberstock zeigt als konstruktiv-gestalte-
risches Fachwerk in den Brüstungsgefachen
kurze Andreaskreuze, unterbrochen durch hohe
Fußstreben an den Eck- und Bundständern.
Besonders markant wirken die plastisch her-
ausgearbeiteten, unterschiedlich gestalteten
Säulen mit floraler Kerbstecherei. Zum eigentli-
chen Träger der Schmuckformen ist die Ge-
bälkzone geworden, deren Zierformen sich an
städtischen Vorbildern orientieren. Oberstock-
schwelle und Füllbalken sind überaus reich mit
floraler Ornamentik überzogen, nur unterbro-
chen durch schlichte Balkenköpfe mit „Backen“
und den kurzen, mit Kerbschnitt verzierten Vo-
lutenkonsolen. Der 13 Fach breite Fachwerk-
bau wurde wohl im 19.Jh. um einen drei Fach
breiten Anbau erweitert, der sich vom eigentli-
chen Kernbau absetzt.
Weitaus schlichter sind die aus dem frühen
18.Jh. stammenden Fachwerkbauten An der
Tränke 1 von „1726“ und der ebenfalls giebel-
ständig ausgerichtete Fachwerkbau Haupt-
straße 12. Das Wohnhaus der Hofstelle Haupt-
straße 12, deren traufseitige Erdgeschoßzone
massiv ersetzt wurde, zeigt ein in Balkenstärke
vorkragendes Obergeschoß mit querrechtecki-
gen, lagernden Gefachen und sich friesartig zu-
sammenschließenden, kurzen Fußstreben, die
bis zu den umlaufenden Brüstungsriegeln rei-
chen. Ein steiles, weit ausladendes Satteldach
mit Aufschieblingen schließt den Baukörper ab.

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