Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Lufen, Peter Ferdinand [Oth.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 5,3): Landkreis Göttingen, Teil 2: Altkreis Duderstadt mit den Gemeinden Friedland und Gleichen und den Samtgemeinden Gieboldehausen und Radolfshausen — Hameln: Verlag CW Niemeyer, 1997

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44173#0315
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Insel auf das Festland. Es entstand wohl aus ei-
ner Altsiedlungszelle das sog. Oberdorf, dessen
Ausdehnung im Gelände noch erkennbar ist.
Befestigt war das Dorf vom 12. bis zum frühen
17.Jh. durch einen etwa acht Meter breiten
Erdwall (Knickwall) mit vorgelagertem Graben.
Den Mittelpunkt des Oberdorfs bildete die
spätromanische Kirche St. Peter und Paul, de-
ren Fundamentreste in den achtziger Jahren
freigelegt wurden. Der Vorgängerbau der heuti-
gen neugotischen Kirche St. Peter und Paul
entstand inmitten eines großen (100 x 75 Me-
ter), zentral gelegenen Kirchhofs. Die ergrabe-
nen Fundamentreste deuten auf eine längsge-
richtete, geostete, spätromanische Saalkirche
mit eingezogenem, abgeschnürten Recht-
eckchor und vorgelagertem quadratischen West-
turm hin. Polygonal umgestaltet wurde der
Ostabschluß in gotischer Zeit. (Der Bau erreich-
te die stattliche Länge von 33 Metern). Offenbar
ist die spätere dörfliche Pfarrkirche St. Peter
und Paul, die 1876 dem heutigen Nachfolge-
bau im Mitteldorf weichen mußte, aus einer im
Curtisbereich gelegenen immedingischen Ei-
genkirche hervorgegangen. Ringförmig um-
schlossen wurde der großflächige Kirchhof von
einer auffallend planmäßig angelegten Höfebe-
bauung, die aufgrund der archäologischen Be-
funde rekonstruiert werden konnte. Durch Zer-
störungen der Hofanlagen im Dreißigjährigen
Krieg und die Verkleinerung des einst stattlichen
Kirchhofs hat sich der Charakter des Oberdorfs
erheblich gewandelt.
In der Gesamtschau wirkt das heutige Ortsbild
Bernshausens nicht sehr einheitlich. Zahlreiche
Ersatzbauten, Fassadenverkleidungen und z.T.
erhebliche Eingriffe in die ursprüngliche Bau-
substanz bestimmen den malerisch gelegenen
Dorfkern. Herauszuheben aus dem heteroge-
nen Baubestand sind die folgenden, als Denk-
male ausgewiesenen Objekte, die in den
Straßenabschnitten noch Merkzeichen setzen:
Göttinger Straße (Bildstock), Oberdorfstraße
(ehern. Kirchplatz mit Sandsteineinfriedung),
Oberdorfstraße 21 (ehemaliges Pfarrhaus),
Oberdorfstraße 22 und 24 (Hofanlagen), Ro-
senstraße 3 (kath. Pfarrkirche St. Peter und
Paul).
Aufgrund seiner exponierten Lage am Kopfen-
de des ehemaligen Kirchhofes kommt dem
ehemaligen Pfarrhaus Oberdorfstraße 21
Denkmalqualität zu. Der doppelgeschossige,
stockwerkweise abgezimmerte Fachwerkbau
unter abgewalmtem Satteldach stammt aus der
2. Hälfte des 19.Jh. Bestimmt wird das Fach-
werkgefüge durch eine enge Ständerstellung
sowie durch wandhohe, bis ans Rähm reichen-
de Eckverstrebungen. Pfannenbehang schützt
die rückwärtige Traufseite.
Kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul
Außerhalb des umfriedeten Oberdorfes ent-
stand an der Rosenstraße 1874-76 nach Plä-
nen des Kölner Diözesanbaumeisters Vincenz
Statz eine nord-süd gerichtete, neugotische,
dreischiffige Hallenkirche mit Querhaus (Rosen-
straße 3). Geprägt wird der aus Sandsteinqua-
dern gemauerte Außenbau durch den aufwen-
dig gestalteten 48 Meter hohen Südturm, der in
den eigentlichen Baukörper eingebunden ist.

Bernshausen, Gaußsche Landesaufnahme 1829-1832, M 1:25.000, Ausschnitt, Blatt 19 (Duderstadt)


Bernshausen, kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul, 1874-76, Diözesanbaumeister V. Statz


313
 
Annotationen