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Kellmann, Thomas
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,3): Stadt Einbeck — Petersberg: Michael Imhof Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.65609#0048
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TOPOGRAFISCHE DARSTELLUNG DES DENKMALBESTANDES

DER KERNSTADT EINBECK

ZUR GESCHICHTE DER STADT
EINBECK IM ÜBERBLICK
Von den Anfängen der Besiedlung bis
in die frühgeschichtliche Zeit
(bis in die Mitte des 11. Jahrhunderts)
In der Mittleren Steinzeit (Mesolithikum), rund
8000-5000 Jahre vor unserer Zeitrechnung, war
das Leinebergland eine von Kiefern, Birken und
Hasel geprägte Tundreniandschaft mit nur zeit-
weise sesshaften Jägern und Sammlern, die sich
als Haibnomaden mit kleinen Lagerplätzen in
Reichweite zu ihren Hüttenplätzen ohne Tierhal-
tung und Landbau bewegten. Erhöhte Lagen
und der Zugang zu Wasser wie beim Kleinen Hel-
denberg bei Salzderhelden, beim Sülberg oder
beim Altendorfer Berg bildeten die bevorzugten
Standorte für diese Kleinstsiedlungen. Eine be-
sonders intensive Siedlungstätigkeit setzte im
Dasseler Becken ein. Aufgrund einer tiefgreifen-
den Klimaerwärmung änderten sich die Lebens-

bedingungen in ganz Mitteleuropa seit der Mitte
des 5. Jahrtausends vor Christi Geburt (v.Chr.),
als zunehmend lichte Eichenmischwälder das
Land prägten. Die einsetzende Tierhaltung und
der Ackerbau führten zum Bau fester Siedlungen
mit längsrechteckigen Pfostenhäusern und
Außenwänden aus Flechtwerk. Die Spuren die-
ser frühesten Bauernkultur belegen neben den
weiterhin genutzten Höhensiedlungen eine ver-
stärkte Besiedlung auch in Ebenen und Hangla-
gen, also in unmittelbarer Nachbarschaft zu den
fruchtbaren Lößböden, den Überschwem-
mungsgebieten innerhalb des Leinegrabens so-
wie den Landschaftsbecken und Talmulden am
östlichen Sollingrand. Neben der Viehhaltung mit
domestizierten Rindern und Schweinen waren
große Huftiere wie der Auerochse in freier Wild-
bahn noch lange verbreitet. Eine archäologisch
nachgewiesene Totenhütte mit 120 Bestattun-
gen bei Odagsen verweist auf die Zeit um 2500
v.Chr.. Erste mit Wall und Graben gesicherte
Befestigungsanlagen der Höhensiedlungen da-

tieren grob in diese Zeit. In der Bronzezeit von
rund 1800 bis 750 v. Chr. ändert sich daran nichts
Grundlegendes. Das bronzezeitliche Fundspek-
trum verweist auf einen regen kulturellen Aus-
tausch aufgrund weitreichender Handelsbezie-
hungen bis in den mittel- und süddeutschen
Raum. Für die vorrömische Eisenzeit (ca. 750 v.
Chr. bis Christi Geburt) und deutlich rückläufig für
die römische Kaiserzeit (1. bis 4. Jahrhundert)
mehren sich im Einbecker Raum Hinweise auf
eine Verdichtung mit weilerartigen Siedlungen mit
mehreren Gehöften neben kleinen Wohnplätzen
mit lediglich Einzelgehöften. Zeltdachartige Gru-
benhäuser mit ovalem Grundriss werden als
Nebengebäude zu großen Haupthäusern gewer-
tet (Werben, 1991, S. 21). Angebaut wurden die
frühzeitig domestizierten Getreidearten: der
Spelzgerste, der Rispenhirse und der Leinsaat.
Die Vorgängeranlagen der frühmittelalterlichen
Fluchtburgen bei Vogelbeck und Negenborn
könnten bis in die Bronze- und Eisenzeit zurück-
reichen, als die Siedlungsplätze erstmalig befes-


Luftbild mit Einbeck im Vordergrund und dem Leinetalgraben nach Osten, Rampfel, 05.06.2015

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