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Kellmann, Thomas
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,3): Stadt Einbeck — Petersberg: Michael Imhof Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.65609#0231
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DIE KIRCHEN
Die Stiftskirche St. Alexandri,
Stiftsplatz 8
Eigentümer/Besitzer: bis 1863: Kollegiat-Stift
St. Alexandri, ab 1863: Klosterfond Hannover in
treuhänderischer Verwaltung Klosterkammer
Hannover
Kurzbeschreibung der Topografie der
Stiftskirche
Die Hauptkirche von Einbeck liegt als Solitär
umgeben von Freiflächen mit 113,5 m ü.N.N. am
höchsten Punkt und in nördlicher Randlage inner-
halb der Ummauerung der Stadt. Die beiden jün-
geren Straßendurchbrüche nach Norden mit der
Stiftsstraße östlich und der Straße Auf dem Stein-
wege westlich der Stiftskirche täuschen heute dar-
über hinweg, dass der nördliche Teil des Müns-
terkirchspiels mit der ehemaligen Stiftsfreiheit nur
über die fünf Stadttore der Bürgerstadt zu errei-
chen war. Der schmale Grünstreifen mit dem ehe-
maligen Friedhof an der Nordseite der Kirche wird
noch heute durch den eingewölbten Stumpf eines
ehemaligen Mauerturmes begrenzt, dem soge-
nannten Knochenturm. Diese Bezeichnung ver-
weist ebenso wie der Name einer ehemaligen
Wassermühle im Nordwesten, der Totmühle
(Stadtplan Hallensen 1750), auf die einstige Nut-
zung als Friedhof. Eine Begräbnisstätte für das
Münsterkirchspiel wird erstmals 1421 in Zusam-
menhang mit der Vergabe des heute noch vor-
handenen „Stadtturms beim Münster, zwischen
dem Kirchhof und der Beveren, wo sie in die Stadt
fließt“ erwähnt (Feise/Plümer, 1961, Nr. 635). Letz-
ner überliefert 1596 eine heute nicht mehr erhal-
tene lateinische Inschrift „an dem Leichhäuslein“
„nahe dem Pulffer Turm“ auf dem Kirchhof, der
auch von vornehmen Einbeckern gerne als Fried-
hof genutzt werde. In drei elegischen Distichen
(zweizeiligen Verspaaren) wird auf die irdische Ver-
gänglichkeit des Menschen abgehoben (Hülse,
1996, S. 77). Das „Leichhäuslein“ diente demnach
als „Beinhaus“ zur Aufbewahrung menschlicher
Knochen. Es war vermutlich in Verbindung mit
einer Friedhofskapelle im Obergeschoss zweige-
schossig ausgebildet. Auf dem Plan der Stiftsfrei-
heit von Hallensen von 1752 wird der Knochen-
turm noch in seiner damaligen Funktion als „Pul-
ver-Turm“ der Stadtbefestigung bezeichnet, wäh-
rend das als Beinhaus genutzte „Leichhäuslein“
scheinbar zwischenzeitlich abgebrochen wurde.
Von den drei nördlichen Eingangsportalen zur
Münsterkirche sind die beiden westlichen zum
Langhaus im ersten und zweiten Joch von Wes-
ten zugemauert. Nur die kleine Nebentür zum
nördlichen Querhausarm ist nutzbar. Das West-


Stiftskirche St. Alexandri von Südwesten mit Stadtmauerturm links, Luftbild Rampfel, 21.06.2015

portal zur Turmfront und besonders das Südpor-
tal am Querhausarm sind von Lage, Größe und
Profilierung als Hauptportale zu bezeichnen. Die
heute unschön als Parkplatz genutzte Freifläche
vor der Turmfront wurde nach Westen von einem
ehemals offenen Wasserlauf und eine erst in jün-
gerer Zeit abgebrochene Wohnbebauung für

Angehörige des Stiftes begrenzt. Nach Südwes-
ten ist diese Bebauung noch teilweise erhalten,
teilweise in einer offenen Bebauung auch erneu-
ert. Auf dem heutigen Garteneckgrundstück süd-
lich vom Langhaus standen bis in jüngerer Zeit mit
dem sogenannten „Kapitelhaus“ die Reste der
einstigen Konventsgebäude. Dem reich profilier-


Älteste bekannte Darstellung der Stiftskirche von
Südosten auf der Stadtansicht in der Landwehrskizze
von 1575, NLA Ha 22c Einbeck 56pg


Ausschnitt aus der Merian-Ansicht von 1654 mit
Stiftskirche von Nordwesten, StAE

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