Luftbild der Stiftskirche von Südosten, um 1930, StAE
ten Südportal zum Querhaus vorgelagert ist ein
Podest mit dreiseitig umlaufender Außentreppe.
Die beiden Nebenportale zum südlichen Seiten-
schiff sowie eine zugesetzte Außenkanzel nehmen
Bezug auf den ehemals dort anschließenden
Kreuzgang der Vorgängerkirche. Die insgesamt
sieben Portale verweisen auf die einstige Bedeu-
tung als Stifts- und Wallfahrtskirche mit Prozes-
sionen und anderen kirchlichen Umzügen.
Nach Südosten schließt sich eine noch im 18.
Jahrhundert als Vorplatz separierte und im Gelän-
de nach Süden abfallende Platzanlage mit einer
Grünfläche im Zentrum an. Dieser zentrale Vor-
platz, der eigentliche Stiftsplatz, gehörte bereits
zur ehemaligen Stiftsfreiheit, die von Süden über
die Münsterstraße erschlossen wurde. Der davon
räumlich abgetrennte innere Stiftsbereich um die
Kirche beschreibt bis zur Auflösung des Stiftes die
Grenze zwischen dem weltlichen und geistlichen
Teil der Stiftsfreiheit. An der Nord- und Ostseite
der in den historischen Plänen „Grashof“ (1750)
oder „Grosser Stifts-Baum-Garten“ (1752)
genannten Freifläche sind bis heute drei Wohn-
häuser in Tradition der ehemaligen Stiftsherren-
häuser aus der Zeit zwischen 1650 und 1800
erhalten. An der Westseite markiert das Eckhaus
zum Haspel als ehemaliges Kantoren-Wohnhaus
die Grenze zwischen Stiftsfreiheit und Bürger-
stadt. Einer von ursprünglich zehn Grenzsteinen,
mit dem man diese Grenze 1752 markiert hatte,
wurde in jüngster Zeit bei Bauarbeiten vom origi-
nalen Standort entfernt und unmittelbar vor das
Langhaus der Kirche platziert. Aufgrund der
beschriebenen Topografie bildete ursprünglich
nicht die westliche Turmfront die Hauptansicht
sondern die Südostflanke mit dem reich gestalte-
ten Chor, der Heiligblut-Kapelle, dem südlichen
Querhausarm, den beiden Zwerchgiebeln mit
Blendmaßwerk und dem besonders aufwendig
gearbeiteten Hauptportal zum Querhaus.
Kurzbeschreibung der Stiftskirche
Grundriss: Die dreischiffige Hallenkirche wurde
über einem klar und regelmäßig strukturierten,
kreuzförmigen Grundriss errichtet. Die Abmes-
sungen der quadratischen, ausgeschiedenen Vie-
rung im Zentrum wiederholen sich in den beiden
Querhausarmen nach Süden und Norden, dem
Chorquadrat nach Osten und den vier Langhaus-
jochen im Mittelschiff nach Westen. Das Mittel-
schiff wird durch vier kräftige Pfeilerpaare von den
Seitenschiffen geschieden. Dereinst den Kanoni-
kern vorbehaltene Altarraum des Chores erstreckt
Grundriss der Stiftskirche, aus: Zieghan, 1963, S.11
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