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Kellmann, Thomas
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,3): Stadt Einbeck — Petersberg: Michael Imhof Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.65609#0576
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Das neue Schützenhaus von 1924/25 oberhalb der Stadt, Keilmann, 20.03.2016

gen gewährleisten eine stützenfreie Grundriss-
gestaltung auch im Obergeschoss. An der Nord-
seite zum Hof entstand 1896 kurz nach Fertig-
stellung des Saalbaus über die volle Längsseite
ein 18,0 m langer, eingeschossiger Verandavor-
bau mit Kaffeegarten. Die ursprünglich offene
Veranda erhielt frühzeitig beim Ausbau zu einem
kleinen Seitensaal die bis heute erhaltene Be-
fensterung. Anstelle eines Stallgebäudes wurde
zuletzt 1912 durch Gastwirt Bremer an die östli-
che Schmalseite des großen Saals ein Bühnen-
haus mit Mansarddach und Halbwalm angefügt.
Der Außenputz an den Fassaden zum Köppen-
weg entstand erst im 20. Jahrhundert. Der his-
torische Gasthof mit Saal wird seit 1979 durch die
Stadt bewirtschaftet.

Das ehemalige Schießhaus,
Schützenstraße 19
Das neue Schießhaus, Nachfolger des Alten
Schützenhauses am Tiedexer Tor, steht weit au-
ßerhalb der historischen Altstadt am nördlichen
Ende in der Flucht der Schützenstraße. In Verbin-
dung mit dem nach Norden ansteigenden Gelän-
de eines ehemaligen Steinbruchs entstand kurz
nach der Mitte des 19. Jahrhunderts eine aus
Schießständen und Gesellschaftsräumen beste-
hende Anlage des „Schützen-Vereins Einbeck von
1862 e.V“. Sie wird heute von der weitläufigen
Anlage des Kriegerehrenmals 1914-18 nach
Westen und dem Wasserbehälter von 1889 im
Nordosten gefasst. In ihrer heutigen Form geht
der Bestand auf einen 1925 errichteten Neubau
zurück. Die Anlage besteht aus einem zweige-


Auszug aus dem Bauplan mit Seitenansicht, Bauakte 1068

schossigen Kopfbau mit vorgelagerter Terrasse
und einem unmittelbar angebauten Saalbau mit
anschließender Schießhalle. Der Saal mit einer
Grundfläche von 9,0 x 12,0 m und die Schießhal-
le mit einer Grundfläche von 15,0 x 7,0 m verfü-
gen nur über ein Vollgeschoss. Der Kopfbau mit
einem hohen Walmdach besteht im Erdgeschoss
aus einer heute als Tanzschule genutzten Gast-
stätte mit einer Wohnung im Obergeschoss. Die
Fassaden des verputzten Massivbaus sind in einer
expressiv angehauchten, zeittypischen Mischung
aus einem Neo-Biedermeier und einem Neo-Klas-
sizismus gestaltet. Die Gebäudeecken werden
durch geschossübergreifende Kolossalpilaster mit
expressiver Kapitellzone gefasst. Die in der Stra-
ßenflucht liegende Südfassade ist achsial um das
Hauptportal mit Außentreppe, Eckpfeilern und
Tympanon im Zentrum aufgebaut. In der hohen
Dachfläche liegt ebenfalls in der Mittelachse ein
Zwerchhaus. Die Fensteröffnungen im Erdge-
schoss sind rundbogig geschlossen. Das Haus
ersetzt einen deutlich kleineren Vorgängerbau von
1891. Der Neubau entstand nach den erhaltenen
Plänen des Einbecker Bauunternehmers und Zie-
geleibetreibers Wilhelm Suthoff. Der Entwurf wur-
de bei der Ausführung 1925 leicht modifiziert. Die
das Grundstück mit der Freiterrasse umgebende
Böschungsmauer aus Kalkbruchstein wurde
anstelle einer Hecke 1934 mit gemauerten Zaun-
pfeilern versehen. 1949 wurde der Kopfbau als
Gasthaus „Weißer Hirsch“ umgenutzt. Ursprüng-
lich war der Bau mit naturroten Biberschwänzen
eingedeckt, die 1960 ausgetauscht wurden. Die
spärliche Befensterung im Obergeschoss zwi-
schen den Putzbändern des Sohlbank- und Trauf-
gesimes war ursprünglich für Fensterläden vor-
gesehen. 1973 wurde der Bau rückwärtig durch
einen neuen Schießstand für Handfeuerwaffen
ohne Denkmalqualität erweitert.
Quellen: Bauplan Neubau, Ansichten, Schnitte,
Grundrisse, kolorierte Lichtpausen, dat. „Einbeck,
den 3. September 1924“, sign. Stempel „Wilhelm
Suthoff. Baugeschäft Dampfziegelei Dampfsäge-
werk Einbeck“, Genehmigungsvermerk dat.
„22.XII.1924“, Bauakte 10681-111, Laufzeit: ab 1891.

DER BÜRGERLICHE WOHNBAU
VOR DEN TOREN AB 1845
BIS ZUM ERSTEN WELTKRIEG
Der Bau von Wohnhäusern außerhalb der Stadt-
mauern setzte in Einbeck erst recht spät und
zögerlich ein, bevor zwischen 1890 und 1910 der
bürgerliche Villenbau mit freistehenden, von Gär-
ten umgebenen Einfamilienhäusern zur vorherr-
schenden Wohnform des gehobenen Bürger-

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