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Kellmann, Thomas
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,3): Stadt Einbeck — Petersberg: Michael Imhof Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.65609#0557
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Stadtplan Gier von 1879-83 mit den Einbecker Gewerbebetrieben in und vor der Stadt, StAE

DIE GEWERBEBAUTEN PRIVATER
BAUTRÄGER
Die Frühphase der industriellen
Entwicklung bis zum Ersten Weltkrieg
Die Stadt hatte sich im 18. Jahrhundert zu einem
Zentrum der Leinen- und Wollwaren-Produktion
im südlichen Niedersachsen entwickelt. Die dabei
neben wenigen Manufakturen vorherrschende
Hausweberei hat den Wohnbau mit der Herdstel-
le auf der geräumigen Diele und den beheizbaren
Stuben zur Straße bis weit in das 19. Jahrhundert
entscheidend geprägt. Der Niedergang dieses
Wirtschaftszweiges in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts und der Zuzug aus den Dörfern
ermöglichten den Einbecker Handwerksbetrieben
eine Ausweitung ihrer Produktion mit billigen
Arbeitskräften. Nach dem Deutsch-Französischen
Krieg ab 1871 entstand in einer zweiten Stufe mit
der Gewerbefreiheit und dem Eisenbahnanschluss
der Boom der sogenannten Gründerzeit. Es setz-
te eine zaghafte Phase der Industrialisierung ein.

Die 1827 in Folge des Stadtbrandes von 1826 im
südwestlichen Außenbereich ca. 1.000 m vor der
Stadt bei den Laht-Wiesen gegründete Ziegelei
war gegenüber der industriellen Konkurrenz mit
modernen Ringöfen nicht lange überlebensfähig.
Die noch in Fachwerk errichtete Feldziegelei war
die erste nach der spätmittelalterlichen Ratszie-
gelei vor dem Tiedexer Tor. Sie wurde zuletzt von
Friedrich Kuhlmann im Überschwemmungsgebiet
unmittelbar südlich der Urne ohne ausreichende
Verkehrsanbindung bis in die achtziger Jahre des
19. Jahrhunderts mit zwei großen Trockenhäu-
sern und einem Brennhaus betrieben. Letzteres
wurde als Gebäudehülie 1937 nach Teilabbruch
des Brennofens als Wohnhaus umgenutzt und
schließlich um 1972 wegen Baufälligkeit gänzlich
abgebrochen. Ab den sechziger Jahren des 19.
Jahrhunderts folgten diverse weitere Standorte.
Die Ziegelei Lentze, die aus dem ersten Gaswerk
mit angeschlossener Dachpappenfabrik an der
Altendorfer Chaussee 1865 hervorging, entstand
zeitgleich als Tochterunternehmen ca. 750 m vor
dem HullerserTor im westlichen Außenbereich an

der Hannoverschen Straße am Abzweig der Hul-
lerser Landstraße. Hier bestand seit 1883 auch
Anschluss an die Bahnstrecke von Einbeck nach
Dassel. Gleichzeitig wurde auch die Dachpap-
penfabrik aufgrund der erheblichen Immissionen
auf ein Gelände nördlich des Bahnhofsgeländes
am Köppenweg verlegt (vgl. Köppenweg 6). Ab
1902 entwickelte sich unweit der auch für die Zie-
gelproduktion genutzten Kalkbrennerei von Wille
& Preusse der eigenständige Standort einer
Dampfziegelei mit Ringofen bei der heutigen Kolo-
nie Siegfried an der Barumstraße. Das Gelände
befindet sich ca. 1.600 m östlich des Altendorfer
Tores an der Urne unweit der Bahnstrecke von Ein-
beck nach Salzderhelden. Von diesem Standort
der Einbecker Ziegelwerke innerhalb der Gemar-
kung von Volksen unmittelbar an der Stadtgren-
ze zu Einbeck sind allein Arbeiter-Wohnhäuser
und die mit Wasser gefüllte Tongrube erhalten. Ein
Bauentwurf von 1908 sah eine hölzerne llmebrü-
cke vor, um den Tonabbau auch südlich der Urne
innerhalb der Gemarkung von Salzderhelden
betreiben zu können. Beide Ziegeleien warben um

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