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Kellmann, Thomas
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,3): Stadt Einbeck — Petersberg: Michael Imhof Verlag, 2017

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65609#0104
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Die Stadtbefestigung zeichnet sich im Luftbild, hier von Süden, als grüner Gürtel deutlich ab, Rampfel, 21.06.2015

zusammenhängenden Beschreibung der Stadt-
befestigung bei Harland (1854) und Mithoff (1873)
setzte ein historisches Interesse am Erhalt ein. Die
Gründung des „Vereins für Geschichte und Alter-


Der sogenannte Krähengraben im äußeren Wallgra-
ben als Grünanlage mit dem Wall im Hintergrund im
Zustand um 1960, Lindemann, StAE

thümer der Stadt Einbeck und Umgegend“ 1895
ist Ausdruck eines Umdenkens. Nicht durchsetzen
konnte sich bis heute, dass die historische Was-
serregulierung und die historische Stadtbefestigung
als ein zusammenhängendes System verstanden
und bewertet werden muss. Die Ablösung und
Durchschneidung der mittelalterlichen Stadtgräben
aus der Gründungsphase der Stadt durch die
moderne Kanalisation 1895-97 hat wesentlich
dazu beigetragen. Während von 1800-1870 die
Wallanlagen für Gärten und von 1870 bis 1900 für
eine offene Villenbebauung weitgehend ver-
schwanden, wurde um 1900 ihre Bedeutung als
öffentliche Grünfläche und als Teil der historischen
Identität der Stadt erkannt. Die Stadtmauer selbst
hatte nur dort eine Chance, wo sie in eine private
Wohnbebauung integriert war, also zwischen Tie-
dexerTor und HullerserTor, beim Storchenturm an
der Häger Mauer und nordwestlich der Stiftskirche.
Die mit Mauer und Wall verbundenen offenen Grä-
ben und Wasserläufe wurden weiterhin verfällt, ver-
rohrt oder schüchtweg ihre Existenz vergessen. Mit
der Erneuerung der Stadtentwässerung nach 100
Jahren in den neunziger Jahren des 20. Jahrhun-
derts konnte erstmals eine professionelle, haupt-
amtlich betriebene Stadtarchäologie wertvolle Ein-
blicke in die Geschichte der Stadtbefestigung neh-

men. Die von Feise (1928) ausgewerteten Schrift-
und Bildquellen zur Geschichte der Stadtbefesti-
gung fanden im Untergrund der Stadt nicht nur ihre
Bestätigung, sondern wurden auch im Detail
erheblich angereichert. Was sich obertägig nur
noch teilweise in der Geländetopografie, in den Flur-
und Straßennamen, in den Parzellenzuschnitten
und den Wasserläufen abzeichnet, hat sich im
Bodenarchiv in einer kaum fassbaren Dichte erhal-
ten können. Die Zerstörung dieser Befunde ging
glücklicherweise mit einer fundierten wissen-
schaftlichen Dokumentation, Auswertung und Ver-
öffentlichung der Ergebnisse einher.
Nach einer überblicksartigen Beschreibung der
einzelnen Phasen in der Entwicklung der Stadt-
befestigung werden, dem topografischen Prinzip
dieser Arbeit folgend, die obertägig sichtbaren Tei-
le im Stadtmauer- und Wallverlauf im Uhrzeiger-
sinn, beginnend im Norden, beschrieben.
Die Frühphase als Abschnittsbefesti-
gung der Marktgründung (um 1150)
Auf dem Weg zur Stadtwerdung hatten sich im 11.
und 12. Jahrhundert zwei Siedlungskerne her-
ausgebildet: das Kanonikerstift St. Alexandri um

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