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Kellmann, Thomas
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 7,3): Stadt Einbeck — Petersberg: Michael Imhof Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.65609#0223
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an die Stube im Obergeschoss. Obwohl im Rah-
men der vertiefenden Erfassung die Zugänglich-
keit der privaten Bürgerhäuser teilweise stark ein-
geschränkt und die Ausstattung der Stuben nicht
Gegenstand der Hausbegehungen war, ist kaum
damit zu rechnen, noch weitergehende Ausstat-
tungen zu finden. Insbesondere das völlige Feh-
len von historischen Kachelöfen, Eisenöfen und
gemauerten Herden wirft ein bezeichnendes Licht
auf den bereits stark ausgedünnten Bestand.
Die Bedeutung der Plattendächer
im Einbecker Hausbau
Als der Landeskonservator am 7. Mai 1926 zur
Bedeutung der Sandsteindächer in der Stadt Ein-
beck anlässlich einer Umdeckung in derTiedexer
Straße 31 Stellung bezog, waren innerhalb der
Stadtmauern bis auf wenige Ausnahmen fast
sämtliche Dächer mit Sandsteinplatten aus dem
nahen Solling eingedeckt. In dem Schreiben wur-
de zunächst die besondere ästhetische Bedeu-
tung der Dacheindeckungen mit Sandstein her-
vorgehoben: „Das Sollingplattendach gibt den
Straßen und Plätzen Einbecks ebenso wie dem
Gesamtbild der Stadt das eigenartige Gepräge.
Die leicht ins violette gehende Färbung der Plat-
ten ruft eine ernste Stimmung hervor, gemildert
durch den malerischen Reiz der Flechtenbildung
mit ihrer von Silbergrau bis ins Gelblichgrüne spie-
lenden Tönung. (...) Daher wird es immer als ein
bedauerlicher Verlust anzusehen sein, wenn ein
Plattendach aus dem Stadtbild verschwindet. Ich
möchte daher abraten, das Plattendach durch ein
Ziegeldach ersetzen zu lassen,...“. Bei der Abwä-
gung der Vor- und Nachteile gegenüber dem Zie-
geldach konnten die lange Haltbarkeit und die
hierfür ausgelegten historischen Dachwerke ange-
führt werden. Abschließend wurden bei der
Berechnung der Wirtschaftlichkeit die Vorzüge bei
einer Umdeckung im Bestand erläutert: „In dem
vorliegenden Fall ist der Zustand des Daches der-
artig, dass es umgedeckt werden muss. Ein Teil
der alten Platten, sicher 1/3, wird sich wieden/er-
wenden lassen. Die Latten scheinen mir zum
größten Teil noch brauchbar zu sein. Eine Verstei-
fung derselben könnte durch einen leichten
Zwischensparren erreicht werden. (...) Erscheinen
dagegen die Mehrkosten unter den heutigen wirt-
schaftlichen Verhältnissen für den Hausbesitzer
nicht tragbar, so glaube ich, dass die Angelegen-
heit für die Erhaltung des Stadtbildes eine solche
Bedeutung hat, dass versucht werden sollte, die
städtischen Kollegien zu Gewährung eines
Zuschusses zu bewegen...“. Obschon in den
zwanziger Jahren das Material aus den spaltba-
ren Sandsteinvorkommen in der Region um den
Solling noch zur Verfügung stand, war die Kon-


Saal im Obergeschoss von Auf dem Steinwege 11 im Zustand bis 1969, um 1930, StAE


Treppendiele im Obergeschoss von Marktplatz 15 mit Pressstuckdecke 16. Jahrhundert und baufester
Ausstattung 18. Jahrhundert, Brüdern/Kellmann, 02.07.2015

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