Eckhaus Neuer Markt 23 zur Wolperstraße von 1579(i) von Osten, Keilmann, 13.11.2016
Neuer Markt mit Nr. 22 ff. vorn links, nach Süden, Kellmann, 01.11.2007
ation. Das große Haus Neuer Markt 11 von 1752
war zu diesem Platz ausgerichtet. Im Verlauf des
in Qualität und Maßstab problematischen Neu-
baus Lange Brücke 9/11 von 1969 lagen bis zu
deren Abbruch insgesamt sechs kleinteilig parzel-
lierte historische Hausstellen, davon allein vier am
Neuen Markt. Die drei Kothstellen (Buden) aus
dem späten 18. Jahrhundert, Neuer Markt 1,3
und 7, wurden durch das große Vorderhaus Neu-
er Markt 5 überragt, das alle baulichen Merkmale
eines Brauhauses aus dem späten 16. Jahrhun-
dert in sich vereinte: Dielentor, Durchfahrt, Spei-
cherstock, Stubenerker, Zwischengeschoss mit
Stube. Das Haus gehörte zu einer großen Hofan-
lage, die mit ihren Wirtschaftsgebäuden nach
einem Brand in der Judenstraße im Jahr 1902 bis
an die Wolper- und Judenstraße reichte.
Im rückwärtigen Bereich von Neuer Markt 6 steht
eine der wenigen erhaltenen Stallscheunen, die
1895 zu einem Backhaus mit Backstube und
Backofen umgenutzt wurde. Die Verlagerung der
Backöfen aus den Vorderhäusern ist bei vielen
innerstädtischen Bäckereien zu beobachten, so
bei Tiedexer Straße 8 im Jahr 1902, bei Lange
Brücke 2 im Jahr 1912 und bei Rosenthal 16 im
Jahr 1929.
Das Eckhaus zur Wolperstraße, Neuer Markt 23,
gehört mit dem benachbarten Haus Nr. 21 von
„1579“(i) zum ältesten, allerdings stark überform-
ten Bestand am Neuen Markt. Der Seitenflügel
wurde unter einem gemeinsamen Dach mit dem
Vorderhaus baulich verbunden. Die heutige Dach-
form des zweifach über Knaggen nach Norden
und Osten vorkragenden Hauses geht auf einen
Umbau und eine Neuausrichtung von 1961
zurück. Ursprünglich handelte es sich um eine
identische Dachlösung, wie sie heute noch bei
Marktplatz 15 und Marktstraße 28 erhalten ist, mit
einer Traufe zum Neuen Markt und einem Giebel
mit Fußwalm zur Wolperstraße.
Die beiden Hausstellen Nr. 22 und 24 am nörd-
lichen Ende in unmittelbarer Nachbarschaft zum
ehemaligen Ostertor wurden erst nach 1854
durch die Gerberei Sernau neu bebaut. Das städ-
tebaulich prägnante Haus Neuer Markt 24 mit den
typischen Lüftungsgauben entstand erst um 1877
als Trocken- und Lagerhaus, bevor es spätestens
1924 als Wohnhaus umgenutzt wurde.
Das um 1770 errichtete, ehemalige Haupthaus
der großen Hofanlage Neuer Markt 27, die bis
Petersilienwasser, Wolperstraße und Kurze Müns-
terstraße reicht, ist nur stark überformt überkom-
men. Ganz anders das ebenfalls spätbarocke
Wohnhaus Neuer Markt 29, das trotz einer gut
gestalteten späthistoristischen Schaufensteranla-
ge ausgesprochen authentisch erhalten ist.
Obschon vermutlich 1764 unmittelbar nach dem
Siebenjährigen Krieg erbaut, kragt das Haus bis
zum Giebel des Zwerchhauses noch vierfach vor,
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